Pflegefamilien werden in ganz Deutschland dringend gesucht

Pflegefamilien: Eltern auf Zeit!

Immer häufiger muss das Jugendamt Kinder in Obhut nehmen. Pflegefamilien werden dringend gesucht. Hier finden Kinder familiäre Strukturen und Kommunen zahlen weniger als für einen Pflegeheimplatz. KOMMUNAL war zu Besuch im Landkreis Passau und zeigt ein gelungenes Beispiel für ein gutes Zusammenspiel von Kommune und Pflegefamilien.

Bei Familie Scheuerer in Ruderting ist die Welt noch in Ordnung. An den Wänden hängen Familienfotos und bunte Kinderbilder, im Garten warten Trampolin und Sandkasten auf ihren Einsatz. Seit einer guten Woche lebt hier die kleine Alena(Name von der Redaktion geändert), ein lebhaftes, neugieriges Mädchen mit Pferdeschwanz und keckem Blick, das gerade auf den Schoß von Alexandra Scheuerer klettert und seiner „Mama auf Zeit“ einen dicken Kuss auf die Wange drückt. „Alena ist sehr liebebedürftig“, sagt Alexandra Scheuerer mit einem Lächeln. In dem gemütlichen Haus in Ruderting bekommt die Fünfjährige Liebe und Halt, hier erfährt sie sichere Strukturen und klare Regeln.

Pflegefamilien: Ein kostbares Gut für Kommunen

Als Pflegefamilien bieten sie Kindern, deren Eltern nicht für sie sorgen können, wollen oder dürfen, ein neues Zuhause. „Pflegefamilien sind enorm wichtig für eine Kommune“, sagt Franz Prügl, Leiter des Jugendamtes im Landkreis Passau. „Zum einen geht es darum, Kindern, die aus ihrer Herkunftsfamilie herausgenommen werden müssen, eine Familie zu vermitteln, in der sie pädagogisch begleitet werden und menschliche Wärme erfahren. Zum anderen spielen die Finanzen eine wichtige Rolle. Ein Platz im Heim kostet die Kommune vier- bis fünfmal so viel wie ein Platz in einer Pflegefamilie“, wobei die Pflegefamilie je nach Alter des Kindes monatlich einen bestimmten Pflegesatz erhält. So hat der Landkreis Passau im Jahr 2017 rund 2,7 Millionen Euro für circa 60 Heimkinder gezahlt, während es nur 1,6 Millionen Euro für 177 Pflegekinder waren.

Das sind die Gründe für die Inobhutnahme

Die Gründe für die Unterbringung eines Kindes außerhalb seiner Herkunftsfamilie reichen von Erkrankungen der leiblichen Eltern, über Überforderung und Drogenprobleme bis hin zu Hinweisen auf eine akute Gefährdung des Kindeswohls. Im Landkreis Passau ist Johanna Meixner, Leiterin des Pflegekinderdienstes, zuständig für die Akquise und Betreuung der Pflegeeltern. Für sie ist klar: „Wir suchen keine geeigneten Kinder für die Bewerber, wir suchen für die Kinder geeignete Bewerber“. Um diese zu finden, gibt es ausführliche Infotage und Bewerbungsgespräche. Zudem müssen interessierte Familien, die in Frage kommen, mehrtägige Fortbildungsseminare besuchen. Erklärt sich eine eingetragene Pflegefamilie zur Vollzeitpflege bereit, wird sie für die Pflegekinder oft für etliche Jahre zum Familienersatz.Auch wenn die leiblichen Eltern meist nach wie vor das Sorgerecht haben, übernehmen die Pflegeeltern die Regelung der Alltagsgeschäfte. Für wie lange, entscheidet sich oft erst im Laufe der Jahre.

Alexandra Scheuerer würde diese Unsicherheit nur schwer ertragen. Deshalb war für sie die Bereitschaftspflege die beste Option. Jene Pflegevariante, die als erstes greift, wenn ein Kind akut untergebracht werden muss. Wer sich zu dieser Pflege bereit erklärt, lebt jederzeit auf Abruf. Nach dem Anruf vom Jugendamt wird das Kind meist nur wenige Stunden später vorbei gebracht; maximal 60 Tage dauert die Bereitschaftspflegezeit, mal sind es nur ein paar Tage, mal mehrere Wochen. Im vergangenen Jahr hat Familie Scheuerer acht fremde Kinder bei sich aufgenommen. Da war das Geschwisterpaar, bei dem der Vierjährige mit Selbstverständlichkeit seine zweijährige Schwester wickelte und fütterte und panisch zu zittern begann, als er einmal ein Glas Wasser umwarf. Da war das zehn Monate alte Baby, dessen Mutter während eines Drogenentzugs einfach verschwand. Und da ist Alena, die von ihrer Mutter weggegeben wurde, weil ihr neuer Freund nicht mit ihr klarkommt und die Alexandra Scheuerer bereits nach zwei Stunden mit „Mama“ angesprochen hat. So traurig die Vorgeschichten dieser Kinder auch sind: Bei Familie Scheuerer finden sie Trost und Wärme. „Ich wollte einfach helfen. Und wenn einen ein Kind dann umarmt und anstrahlt, dann ist das das schönste Geschenk überhaupt“, so Alexandra Scheuerer. Klar ist: Eine pädagogisch wertvolle und verantwortungsvolle Sorge um die Pflegekinder kann in einer Kommune nur gelingen, wenn alle relevanten Stellen intensiv zusammenarbeiten....

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