Making Heimat

Wie wollen wir in Zukunft wohnen und leben? Vor allem mit Blick auf viele Neubürger sprechen einige von der Notwendigkeit einer „Flüchtlingsarchitektur“ – doch das wäre der falsche Weg.

Häuser in Modulbauweise können sich optimal ins Stadtbild integrieren, hier ein Beispielbild des Herstellers

Und heute? Da macht der Begriff der „Flüchtlingsarchitektur“ landauf landab die Runde. Die Hausbaufirma Alho hat sich auf Modulbauweise spezialisiert und hat somit fast täglich mit Städten und Gemeinden zu tun. „In der jetzigen Situation handeln die Kommunen häufig aus der Not heraus, Gebäude sollen so schnell wie möglich errichtet werden. Nicht immer steht dabei die Frage der Nachnutzung wirklich oben auf der Tagesordnung. Dieses Bewusstsein muss sich ändern, wenn Kommunen nachhaltig bauen wollen“, so Michael Lauer von Alho. In der Tat prägen Notunterkünftige seit Monaten das Bild in der Flüchtlingspolitik, obwohl die Mehrzahl der Kommunen ihre Flüchtlinge vorwiegend anders unterbringt.
Denn beiweitem nicht jede Kommune hat Probleme, Neubürger unterzubringen. So stehen in Deutschland nach Schätzungen aktuell 1,7 Millionen Wohnungen leer. Bei der zu erwartenden Zahl von etwa einer Million Flüchtlingen pro Jahr sollte es also zumindest theoretisch in den kommenden beiden Jahren keine Probleme geben. Zeit genug, um über neue architektonische Konzepte nachzudenken.
Leider befinden sich diese Wohnungen häufig in Regionen, in denen es auch nur wenig Arbeitsplätze und eine fehlende Infrastruktur gibt. Und so kommen viele Städte und Gemeinden nicht umhin, sehr viel schneller über nachhaltige, ästhetische Gebäude nachzudenken.  Wer „neue Heimat“ gestalten will muss sich schnell überlegen, wo und wie er seine Stadt weiterentwickeln will. „Modulbauten eignen sich hervorragend, um rasch Wohnraum zur Verfügung zu stellen“, lobt auch der Geschäftsführer des Bundesverbandes Bausysteme, Günter Jösch, in einem Interview. Die Module werden in der Regel von einem Stahlrahmen gehalten, so kann auf einzelne Wände verzichtet werden. Auf diese Weise lassen sich mehrere Einheiten koppeln, um größere Wohnungen oder Gemeinschaftsräume zu schaffen. So lassen sich die Gebäude schnell und flexibel umgestalten, etwa um später dort Seniorenresidenzen oder auch eine Schule unterzubringen. Denn Ziel ist und bleibt es schließlich, die Menschen mit Bleibeperspektive langfristig auch auf dem Arbeitsmarkt zu integrieren, so dass sie dann in „normale“ Wohnungen umziehen können oder einige wohlmöglich irgendwann selbst ihr Eigenheim bauen.
Um die Nutzungen möglichst flexibel zu handhaben, brauchen wir in Deutschland eine Baupolitik mit klaren Regeln, die aber nicht zu starr sein dürfen. Hochhäuser sind nicht der zwingende Ausweg. Den Mut zur Verdichtung werden wir aber brauchen.

Schlagwörter