Petra Reiber vor dem Sylter Rathaus © Jörg Sonntag

Rückblick mit Wehmut

19. Oktober 2014
Petra Reiber, seit 24 Jahren Bürgermeisterin von Sylt, ist heute die dienstälteste Verwaltungschefin in Schleswig-Holstein. Ihre Amtszeit nähert sich dem Ende, im Dezember wird ihr Nachfolger gewählt. Sie blickt zurück auf eine bewegte Zeit.

Petra Reiber © Privat

Am Anfang ihrer Amtszeit – damals war sie gerade mal Anfang 30 – hatte sie es bestimmt nicht immer leicht. Als junge Frau aus Nordbayern musste sich die parteilose Bürgermeisterin Petra Reiber Ratsversammlungen auf Friesisch und Plattdeutsch anhören: „Weil man wusste, dass ich das nicht verstehe.“

Das Wasser war nie weit

Irgendwann stiegen die Einheimischen ihr zuliebe dann doch auf Hochdeutsch um, ihr Ansehen und ihre Reputation wuchsen stetig. Doch am Anfang war es der sprichwörtliche Sprung ins kalte Wasser.
Ein Sprichwort, das passt. Denn das Wasser war nie weit. Petra Reiber, heute die dienstälteste Bürgermeisterin von Schleswig-Holstein, ist jetzt bereits im 24. und letzten Jahr ihrer Amtszeit als Verwaltungschefin der Insel Sylt.
Fast ein Vierteljahrhundert hat sie die Sylter Politik geprägt. Ihre Amtszeit auf der Insel sieht sie „als wichtigste Zeit in meinem Leben“ an. Doch im Frühjahr 2015 ist Schluss, dann wird ein Nachfolger sie ablösen. Bei den Wahlen, die bereits im Dezember stattfinden, wird Reiber nur noch als Zuschauerin dabei sein.

Sie hat viele Erfolge aufzuweisen

Es war schön, es war spannend – aber Reiber spricht auch von „Verschleißerscheinungen“. Klar, so ein Job fordert: „Tagsüber Büro, abends Sitzung, am Wochenende Repräsentationstermine.“ Hinzu kommt seit jetzt fast 16 Jahren eine Wochenendbeziehung.
Viele Probleme hat sie gelöst, sie kann Erfolge aufzählen: Renovierung von Strandpromenade und Rathausvorplatz, ein neues Schwimmbad, neue Verwaltungsgebäude, ein neues Kongresszentrum, der Erwerb des Flughafens.

Die Kanzlerin von Sylt

Für das größte Problem der Insel – zu wenig bezahlbarer Wohnraum – ist die gelernte Juristin bis zum Haushaltsausschuss des Bundestages gegangen, damit Immobilien des Bundes an die Gemeinde und nicht an private Investoren gehen.
„Und wir haben es geschafft“, sagt sie heute, „mehr als 1000 Wohnungen wurden geschaffen.“ Klarer Kopf in Krisenzeiten, unbedingtes Engagement – heute ist Petra Reiber so etwas wie die ungekrönte Königin der Insel, die „Kanzlerin von Sylt“.
Bester Beweis: Die passionierte Reiterin begibt sich gerne mal zu Pferde durch ihre Gemeinde. Auf einem dieser Ausritte rief ein kleiner Junge jüngst ganz aufgeregt: „Oma, da reitet Frau Merkel ...“

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