Energiekrise
Sportbund-Präsident: Sportvereine brauchen Hilfe
Sportvereine fürchten Folgen der Energiekrise
Unsere aktuelle bundesweite Sportvereinsbefragung zeigt, dass die Energiekrise für Sportvereine im Vergleich zur Corona-Pandemie als bedrohlicher wahrgenommen wird. Mehr als 40 Prozent der Vereine erwarten starke Auswirkungen, wie Einschränkungen des Trainingsbetriebs, Schließungen einzelner Abteilungen oder Mitgliederrückgänge durch die Energiekrise. Rund 6 Prozent der befragten Vereine fürchten sogar eine akute Existenzbedrohung, also die Auflösung des Vereins. Im Vergleich dazu: Rückblickend auf die Corona-Pandemie gaben lediglich 26 Prozent der Vereine in der aktuellen Umfrage an, dass sie starken Auswirkungen ausgesetzt waren, knapp 2 Prozent gaben an, dass sie existenzbedroht gewesen seien.
Alle Sportvereine – egal ob klein oder groß – sind von den Auswirkungen der Energiekrise betroffen. Insbesondere Sportvereine mit eigenen Sportstätten stehen vor enormen finanziellen Herausforderungen. Aktuellen Schätzungen zufolge müssen sie mindestens mit einer Verdreifachung der Gaspreise rechnen. Alle müssen in der jetzigen Phase ihren Beitrag zu Energieeinsparungen leisten. Dazu ist selbstverständlich auch der organisierte Sport bereit. Der DOSB hat bereits im Herbst einen Maßnahmenkatalog sowie einen sportstättenspezifischen Stufenplan zur Energiereduktion erarbeitet. Aus unserer aktuellen Umfrage wird deutlich, dass fast alle Sportvereine bereits zahlreiche Maßnahmen zum Energiesparen umgesetzt haben - von Änderungen des Nutzungsverhaltens über kurzfristige Umrüstungen bis hin zu langfristigen energetischen Sanierungsvorhaben. Infolge der Pandemie und des verheerenden Krieges in der Ukraine drohen viele Kommunen in finanzielle Notlagen zu geraten. In einer solchen „Stresssituation“ neigen die Haushaltsausschüsse dazu, insbesondere bei den freiwilligen Leistungen und investiven Maßnahmen Kürzungen vorzunehmen, das trifft vor allem Sportvereine.

„Rund 6 Prozent der befragten Vereine befürchten die Auflösung des Vereins."
Sportstätten sind Grundlage für den Breiten- und Leistungssport von rund 27 Millionen Mitgliedschaften unter dem Dach des DOSB, für den Schulsport und die Sportlehrerausbildung an Hochschulen. Sie sind Orte für Bildung, Gesundheit, für Integration und Inklusion und viele weitere Elemente, die unsere Gesellschaft stärken. Sportstätten sind – neben Personal und Finanzen – die wichtigste Ressource des Sports. Kurzum: Ohne Sporträume kein Sport – so einfach ist das. Eine Schließung von Sportstätten würde zwangsläufig zu erneuten Mitgliedsaustritten aus den Sportvereinen führen.
Was Kommunen für ihre Sportvereine tun können
Was ist also zu tun? Wie können Kommunen ihre Sportvereine unterstützen und sie stärken? Die oberste Prämisse der Kommunen muss sein, die Sporthallen und die für das Schwimmenlernen geeigneten Bäder beziehungsweise Wasserflächen so lange wie möglich geöffnet zu lassen und diese intensiv zu nutzen. Bei drohenden Schließszenarien von Sportstätten durch die Energiekrise bitten wir darum, dass sich Kommunen mit den Sportvereinen an einen Tisch setzen und gemeinsam Lösungen erarbeiten, um Sportstätten offen zu halten. Sportvereine mit vereinseigenen Sportstätten Unterstützung anzubieten ist ebenso wichtig. So könnten Energieberater der Kommunen Energiechecks zur Optimierung von vereinseigenen Sportstätten durchführen. Hierdurch könnten Sportstätten ihr Energiesparpotential maximieren und dadurch einerseits Energie und dadurch andererseits Kosten einsparen.
Turnhallen sollen für Sport freibleiben
Auch beim Erarbeiten von alternativen und neuen Konzepten zur Nutzung von Sportstätten können Kommunen einen wichtigen Beitrag leisten. Der verheerende Krieg in der Ukraine führt aktuell – und vor allem in den kalten Wintermonaten – wieder zu einer Zunahme an Zufluchtssuchenden in Deutschland. Gerade der Sport spielt eine wichtige Rolle bei der Integration von Menschen fremder Herkunft. Der Sport kann jedoch nur helfen, wenn er seine Sportstätten auch in seiner vorhergesehenen Funktion nutzen kann. Aktuell müssen wir jedoch mit Sorge feststellen, dass – ähnlich wie in den herausfordernden Jahren 2015 und 2016 – Kommunen bereits vereinzelt Sport- und Turnhallen sowie Sportstätten für die Unterbringung von Geflüchteten zweckentfremdet haben. Wir appellieren daher an alle Kommunen alternative, besser geeignete Unterbringungsmöglichkeiten für Geflüchtete bereitzustellen als Sporthallen. Hierzu bieten wir an, gemeinsam an Ideen zu arbeiten und in Gespräche zu kommen. Sport im Verein ist ein unverzichtbares Element unserer Gesellschaft. Ihm kommt eine zentrale Bedeutung für das Gemeinwohl in Deutschland und gutes Leben in der Kommune zu. Sportvereine ermöglichen durch eine günstige Beitragsstruktur vielfältige Zugänge zum Sport und sind das Tragwerk unserer demokratisch verfassten Gesellschaft. Daher gilt es aktuell mehr denn je Sportvereine nachhaltig zu unterstützen.

