Supermarkt in Keukheim, Oberfranken
Supermarkt in Keukheim, Oberfranken

Nahversorgung

Supermarkt: Tante Emma wird digital - Tipps für den Dorfladen

Gerade in der Corona-Pandemie wird der Supermarkt für viele zum Treffpunkt. Die Erkenntnis ist gerade im ländlichen Raum nicht neu. Wenn dort der letzte Supermarkt verschwindet, stirbt immer auch ein zentraler Treffpunkt für Menschen, ein Begegnungsort. Gerade deshalb sind in jüngster Zeit Dorfläden so erfolgreich wie nie zuvor. Ein Forschungsprojekt hat die Erfolgsmodelle genauer untersucht.

Der Supermarkt der Zukunft ist der digitale Tante-Emma-Laden. So lässt sich einfach zusammenfassen, was Forscher der Technischen Universität in Dortmund und der Universität Bonn zusammengetragen haben. Sie hatten im Projekt "Duo" verschiedene Dorfläden und ihre Modelle untersucht. Bestimmte Gemeinsamkeiten ziehen sich wie ein roter Faden durch die Projekte. Schaut man zudem auf den Trend auch bei den großen Supermarkt-Ketten, so ergeben sich spannende Chancen vor allem für die Nahversorgung im ländlichen Raum.

Fakt ist, dass alle großen Handelsketten inzwischen am kassenlosen Supermarkt arbeiten. Im neuen Leitartikel der kommenden Printausgabe habe ich diesen Trend unter der Überschrift "Der neue Treffpunkt Supermarkt" ausführlich beschrieben. Die Ausgabe erscheint am 20. April.

Im Kern versuchen die Händler, kleine Nischen zu besetzen mit Supermärkten, die Produkte führen, die an bestimmte kleinere Zielgruppen gerichtet sind. Beispielsweise speziell ein Supermarkt für Studenten in den Großstädten. Ein wichtiges Ziel dabei: Fachkräfte gewinnen, um im IT-Bereich den Anschluss an die Konkurrenz insbesondere von Amazon (die ebenfalls ins Lebensmittelgeschäft eingestiegen sind) nicht zu verlieren. Die Lösungen sind gleichzeitig aber eine große Chance auch für kleine Orte, in denen die Nahversorgung akut gefährdet ist oder letzte Supermarkt bereits geschlossen hat. Denn was die großen Handelsketten gerne verschweigen ist, dass sie damit natürlich auch massiv Personalkosten einsparen können. Denn diese Supermärkte sind allesamt digital und kommen somit weitgehend ohne Personal aus. Am Beispiel eines kleinen digitalen Dorfladens, der vor wenigen Monaten mitten in der Pandemie in einem kleinen Ort in Niedersachsen eröffnet hat, zeigen wir Ihnen in unserem Leitartikel - exklusiv für unsere Privatkunden - , wie diese Modelle funktionieren. 

 
 

Sparwille im Supermarkt ist Chance für ländliche Regionen 

Was bei den Handelsketten vor allem dem Ziel der Gewinnmaximierung dient, ist aber für kleine Supermärkte auf dem Land existenziell wichtig. Denn dort schließen die Geschäfte entweder, weil sich kein Nachfolger findet oder - und beides bedingt sich meist - weil sich der kleine Supermarkt im Ort nicht mehr rentiert. Was viel mit den Personalkosten zu tun hat. Das Forschungsprojekt der Universitäten hat daher zwei Säulen ausgemacht, die den Erfolg des Tante-Emma-Ladens ausmachen. Punkt eins der Empfehlungen setzt daher auch genau an dieser Kostenfrage an.

Die tragende Säule eins für den Erfolg eines Dorfladens heißt daher: SENKUNG DER KOSTEN 

Das Projekt nennt die Einsparung bei den Personalkosten daher als einen der wichtigsten Parameter. Erfolgreiche Dorfläden haben daher fast immer eine digitale Komponente. Online haben wir etwa zur Eröffnung eines Supermarktes in Thüringen im September vergangen Jahres, die ein junger Start Up Unternehmer betreibt, ausführlich über sein 24-Stunden-Digital-Konzept berichtet. Den Artikel können Sie HIER noch einmal nachlesen. 

Gleichzeitig sehen die Forscher aber auch die Chance, Kosten durch Effizienzgewinne zu senken. Denn Lieferung und Logistik bieten viele Möglichkeiten zur Einsparung. So geht es in unserem Leitartikel in der neuen Printausgabe (HIER GEHTS ZUM KOSTENLOSEN PROBEABO) auch um einen Supermarkt, der einen großen Händler mit einem riesigen Sortiment im Hintergrund hat. Ein Ausschnitt aus dem Leitartikel: "Mit einer persönlichen Zugangskarte können Besucher rund um die Uhr kommen und mit der Karte auch gleich digital bezahlen. Damit sich auch ältere Menschen nicht ausgeschlossen fühlen, gibt es für einige Stunden am Tag auch Personal in dem kleinen Geschäft, in der Zeit kann auch bar bezahlt werden. Das Sortiment: vor Ort knapp 1000 Artikel, im Hintergrund beliefert jedoch ein überregionaler Zentraldienst aus Bremen das Geschäft. Bestellt werden können somit fast 25.000 Artikel. Inzwischen wird der Dorfladen von mehr als 300 Genossenschaftsmitgliedern getragen, als nächstes ist ein Cafe geplant. Denn der Supermarkt ist längst zum zentralen Treffpunkt des Ortes geworden – und dank der „Rund-um-die-Uhr-Öffnungszeiten“ auch coronatechnisch bestens aufgestellt."

 
 

Zweites Standbein für den erfolgreichen Supermarkt ist die Steigerung der Attraktivität 

Genau der Treffpunkt ist es, der auch diesen Supermarkt, wie andere erfolgreiche Modelle, die in dem Projekt der Universitäten (hier der Link zum ausführlichen Bericht per PDF-Dokument) beschrieben werden, so wichtig ist. Denn als zweite Säule nennen die Forscher "längere und flexiblere Öffnungszeiten", "Mehr Auswahl durch eine virtuelle Erweiterung der Verkaufsfläche" und "Mehr Service für individuelle Kundenansprache". Die Individualität lässt sich gerade in kleinen Gemeinden sehr viel einfacher und persönlicher umsetzen, etwa über Personal, das einige wenige Stunden am Tag vor Ort ist, wie im Beispiel oben beschrieben. Und am Ende trägt auch hier wieder der Gedanke des "Supermarkt als Treffpunkt". Eine italienische Supermarktkette setzt etwa seit einiger Zeit bewusst auf frische Lebensmittelproduktion und Zubereitung zum Zuschauen. Das Unternehmen hat einen ersten Markt eröffnet,bei dem die Checkout-Zone nicht im Ein- und Ausgangsbereich positioniert ist. An dieser prominenten Stelle befindet sich – für den Kunden komplett einsehbar – die handwerkliche frische Lebensmittel-Produktion und Zubereitung.

Blick in einen Supermarkt in Brescia, Italien ©Esselunga Lebensmittelmarkt
Blick in einen Supermarkt in Brescia, Italien ©Esselunga Lebensmittelmarkt 

Supermarkt braucht Auswahl 

Aber auch die Auswahl lässt sich über Online-Bestellungen groß halten, wenn auch nicht jedes Produkt sofort am gleichen Tag verfügbar ist. Wie klein ein solcher Supermarkt im Zweifel sein kann, zeigen einige Beispiele, die das Projekt zusammengetragen hat. Der "Moby Mart", ein Konzept aus Schweden etwa hat Verkaufsflächen von vier bis 20 Quadratmetern. In Österreich setzt ein Unternehmen gar auf eine "Pick-Up-Station", ein Selbstbedienungscontainer als "Speisekammer". Auch hier kann vorbestellt werden, gestartet wurde mit Containern, mittelfristig plant das Unternehmen aber auch Shops. Ziel hier:  Vor allem die Bündelung der Angebote von landwirtschaftlichen Betrieben aus der Region. Ähnlich arbeitet ein Projekt namens "Hofladen Sauerland". Sie haben zusammen mit der Hochschule Hamm-Lippstadt Lebensmittel-Abholboxen entwickelt. In der Region wird persönlich geliefert, die deutschlandweite Lieferung erfolgt per Versand. 

Anders das Projekt der "Steinwald-Allianz". Hier handelt es sich um einen Zweckverband von 17 Gemeinden in der Oberpfalz. Es ist als rollender Dorfladen konzipiert. Und wer glaubt, "Click und Collect" sei eine Erfindung aus Corona-Zeiten, der wird hier ebenfalls eines Besseren belehrt. Der rollende Dorfladen setzt schon seit mehreren Jahren auf das Prinzip aus Online-Shop und Lieferung. 

Pilotprojekt Supermarkt in Digit/USA ©Ford-Werke GmbH
Pilotprojekt Supermarkt in Digit/USA ©Ford-Werke GmbH

Wer es noch moderner möchte, dem sei ein Projekt aus den USA empfohlen. Hier startete gerade ein Pilotprogramm, das auf die Kombination von selbstfahrenden Lieferwagen und Roboter-Technik setzt. Das Auto fährt allein, ausgeladen wird von einem Roboter bis direkt vor die Haustür (siehe Bild). In der Schweiz setzt ein Modell auf Drohnen.