@D. Walchshäusl

Tiefer, Breiter, Schneller

24. Februar 2015
Mit unterirdischen Breitbandkabeln sollen schnellere Internetleitungen in ganz Deutschland zum Standard werden. Doch der Anschluss an ein leistungsfähiges Netz ist häufig nicht einfach und deshalb teuer - vor allem in ländlichen Regionen.

Was genau ist Breitband?

In jedem Fall steht der Begriff für „schnelles Internet“ – je nach Gegebenheiten ist die Festsetzung der Mindestgeschwindigkeit bei der Datenübertragung im Down- und Upload relativ.
Wann kommt endlich der Anschluss? Als diese Frage der Zeilarner Bürger immer drängender wurde, reagierte der damalige Bürgermeister Ludwig Matzeder mit einer Teilnahme am ersten bayerischen Förderprogramm von 2008 bis 2011. Das Minimalziel dieser Richtlinie war damals die Schaffung einer Grundversorgung – mindestens 1 Mbit/s im Download lautete die Devise, zur Verfügung stand Zeilarn hierfür eine Festbetragsförderung des Freistaats von 100.000 Euro, auf die die Gemeinde selbst noch einmal 210.000 Euro drauflegte. Mit diesem Geld wurde vom Hauptverteiler in Tann Glasfaser zu den drei zentralen Kabelverzweigern in den Hauptortsteilen Zeilarns gelegt, von dort aus läuft weiterhin das Kupferkabel in die einzelnen Häuser. Seitdem steht im Ortskern von Zeilarn neben der Kirche und dem Haushaltswarengeschäft nun ein dreiteiliger grauer Kasten: ein Multifunktionsgerät, genannt Outdoor-DSLam, das Glasfaser auf Kupfer übersetzt. Das Ergebnis? Insgesamt 450 Haushalte hatten mit einem Mal einen Breitbandzugang mit bis zu 16 Mbit/s im Download und auch Konrad Hausleitner musste nicht mehr in sein Auto steigen, um Angebote zu versenden. Die weiteren, über das gesamte Gemeindegebiet verstreuten Ortsteile konnten im Rahmen des ersten Förderprogramms allerdings nicht erschlossen werden und so ist die Frage nach dem Anschluss in den Randregionen Zeilarns nach wie vor aktuell.

Gemeinden brauchen Hilfe von außen

Um in einer ländlichen Region wie der Kommune Zeilarn das schnelle Internet zum Endnutzer zu bringen, braucht es das Engagement der Gemeinde selbst ebenso wie Hilfe von außen. Denn während großstädtische Ballungszentren bereits weitgehend mit schnellem Internet versorgt sind, hinken insbesondere die ländlichen und stark zersiedelten Regionen hinterher. Der Landkreis Rottal-Inn ist der streusiedlungsreichste Landkreis im alten Bundesgebiet und die Gemeinde Zeilarn, die aus den zwei Hauptorten Zeilarn/Babing und Gumpersdorf besteht, macht hier keine Ausnahme: Die 2.106 Einwohner verteilen sich auf insgesamt 90 Ortsteile, noch dazu ist die Topographie durch die starke Hügellandschaft äußerst fordernd. Für die Netzbetreiber ist das eigenwirtschaftliche Interesse, in einem solchen Gebiet auszubauen, meist kaum gegeben – zu hoch sind die Investitionskosten und zu gering die zu erwartenden Einnahmen. Es kommt also zu einer „Wirtschaftlichkeitslücke“, die nach der aktuell geltenden Zweiten Bayerischen Förderrichtlinie eine Grundvoraussetzung für den Einsatz von Fördermitteln ist. Nur dann, wenn die Netzbetreiber nachgewiesenermaßen kein Interesse an eigenwirtschaftlichem Ausbau haben, kann in Bayern von staatlicher Seite her Geld beantragt werden, mit dem die Gemeinde schließlich denjenigen Netzbetreiber finanziert, der das beste Angebot macht.

Stichwort Förderprogramme

„Ohne Zuschuss würde bei uns kein Netzbetreiber ausbauen“, das weiß der geschäftsleitende Gemeindebeamte Franz Viellehner sicher, und so war und ist Zeilarn wie jede Gemeinde mit begrenztem Budget abhängig von den öffentlichen Zuwendungen. Immer dort, wo ausreichende Marktlösungen nicht möglich sind, greifen die öffentlichen Förderprogramme der Länder, deren Eingriff ins Wettbewerbsrecht von der EU jeweils speziell notifiziert werden muss. Welche Fördermöglichkeiten für eine Kommune in Frage kommen, ist je nach Bundesland sehr unterschiedlich, gerade was eine mögliche Kofinanzierung über EU-Mittel etwa durch den „Europäischen Fond für regionale Entwicklung“ (EFRE) oder den „Europäischen Landwirtschaftsfond für die Entwicklung des ländlichen Raums“ anbelangt. Eine Auskunft hierüber gibt der Leitfaden des Bundesministeriums zu den „Möglichkeiten der Breitbandförderung“[1], die konkrete Administration der Förderung und des Breitbandausbaus läuft über das entsprechende Bundesland und das dort jeweils angesiedelte Kompetenzzentrum.

Breitbandatlas gibt Auskunft

Im Freistaat Bayern wird mittlerweile das zweite Förderprogramm umgesetzt, das 2012 von der EU notifiziert wurde und bis 2018 angesetzt ist. Das Ziel ist es nun, nicht mehr nur die Grundversorgung zu gewährleisten, sondern jeden Haushalt mit mindestens 30 Mbit/s zu versorgen und mit der Anbindung an schnelles Internet gezielt in die Fläche zu gehen. Im Fachjargon spricht man hierbei von den sogenannten „Next-Generation-Access-Netzen“, die mindestens 30 Mbit/s im Download und 2 Mbit/s im Upload garantieren. Für ländliche und stark zersiedelte Kommunen wie Zeilarn ist dies ein hehres Ziel, wie auch Monika Hiebl, die Koordinatorin des Breitbandausbaus im Landkreis Rottal-Inn zu berichten weiß: „Bei Streusiedlungen ist der Breitbandausbau eine echte Herausforderung“, so Hiebl und ein Ausbau der Breitband-Infrastruktur bis zum letzten Bauernhof ist vor allem eines: teuer. In der Gestaltung des bayerischen Förderprogramms wurde hierauf mit der Berechnung starker Fördersätze reagiert, die sich jeweils nach der Einwohnerdichte und der Anzahl der Ortsteile pro Kommune richten. Für Zeilarn ergaben sich hieraus ein Fördersatz von 90 Prozent und ein Förderhöchstbetrag von 940.000 Euro. Zusammen mit der verpflichtenden Eigenbeteiligung der Gemeinde von 10 Prozent stehen Zeilarn damit etwas mehr als eine Million Euro für den Breitbandausbau zur Verfügung und Bürgermeister Lechl und Franz Viellehner sind guter Dinge, das schnelle Internet mit diesem Geld nun auch in die Außengebiete Zeilarns bringen zu können. Aktuell läuft in Zeilarn die Markterkundung, ein Verfahrensschritt, bei dem die Ist-Versorgung eruiert wird und ein mögliches Interesse der Netzbetreiber an eigenwirtschaftlichem Ausbau der Internetversorgung ausgeschlossen werden muss. Für die Feststellung der Istversorgung steht den Kommunen in Deutschland dabei der Breitbandatlas zur Verfügung, in dem die von den Netzbetreibern gelieferten Daten festgehalten werden. Ist ein eigenwirtschaftliches Interesse der Netzbetreiber ausgeschlossen, kommt es zur technologie- und anbieterneutralen Ausschreibung, wobei darin die Fördergebiete sowie die zu gewährleistende Mindestbandbreite vorgegeben werden. Je nachdem, von welchem Netzbetreiber das passendste Angebot kommt, wird der Auftrag vergeben und auch die Bewohner in den Außengebieten Zeilarns dürfen hoffen.

Welche Technologie eignet sich besonders?

Zumeist kommt schlussendlich ein Technologiemix zum Tragen, der Funktechnologien über LTE und Satellit ebenso beinhalten kann wie Richtfunkanbindungen, DSL-Verfahren und Glasfaserübertragung. Wie zuverlässig ist eine Technologie, wie teuer und wie viele Nutzer können damit erreicht werden? Dies sind die Fragen, die im Zentrum einer Entscheidung für oder gegen eine bestimmte technologische Vorgehensweise stehen. Im Landkreis Rottal-Inn hat man sich für einen stufenweisen Ausbau der Glasfaserinfrastruktur entschieden – eine Vorgehensweise, die auch der Bundesverband Breitbandkommunikation e.V. unterstützt. So sagt BREKO-Geschäftsführer Dr. Stephan Albers: „Für den flächendeckenden Breitband-Ausbau in Deutschland setzen wir als führender deutscher Breitbandverband auf eine so genannte Multi-Access-Strategie, im Rahmen derer die Glasfaserverlegung entweder in Zwischenschritten zunächst per FTTC bis zum Kabelverzweiger oder Schaltverteiler – oder aber gleich bis zum Grundstück, ins Haus oder die Wohnung (FTTB / FTTH) erfolgt. Auf diesem Wege können wir die Glasfasernetze schrittweise mit immer höheren Bandbreiten und auf Basis wirtschaftlich tragfähiger Geschäftsmodelle immer näher zum Kunden bringen.“ Für die Schnelligkeit des Internets bei einer Kupferanbindung ist dabei jeder einzelne Meter entscheidend, denn je länger der Weg des Kabels vom DSLam bis zum Haus des Endnutzers, desto niedriger die Übertragungsrate.
Im Rahmen des zweiten Förderprogramms geht es in Zeilarn nun um die erstmalige Erschließung von Gebieten noch ohne schnelles Internet und um die nochmalige Verbesserung des Breitbandanschlusses in den bereits angeschlossenen Gebieten, wozu die bereits vorhandenen Kabelverzweiger ausgebaut werden sollen und ein neuer Kabelverzweiger gebaut werden soll. Neben dem geplanten Festnetzausbau über eine Mischung aus Kupfer und Glasfaser spielt in Zeilarn aber auch die Funktechnologie eine Rolle, insbesondere wenn es um schnelles Internet auf mobilen Endgeräten geht. So läuft der LTE-Ausbau parallel und wird von den Netzbetreibern eigenwirtschaftlich selbst intensiv betrieben. Für die Nutzung im Festnetz ist die Funktechnologie nach den Erfahrungen von Frau Hiebl und Herrn Lechl allerdings nur bedingt zweckmäßig, da zum Beispiel LTE als „shared medium“ keine gleichbleibende Kapazität gewährleisten kann, sondern diese abhängig ist von der jeweiligen Anzahl der Nutzer.

Die Initiative muss von der Gemeinde ausgehen

In enger Zusammenarbeit mit Frau Hiebl am Landratsamt und dem Ingenieurbüro Breitbandberatung Bayern GmbH hat die Gemeinde Zeilarn das Thema Breitband daher selbst in die Hand genommen und bereits vielversprechende Schritte getan. Eine wesentliche Strategie ist hierbei auch die Vorsorge für späteren Breitbandausbau. Immer dort, wo in Zeilarn Tiefbauarbeiten stattfinden, bei der Erschließung neuer Wohngebiete etwa, dem Ausbau der Wasserversorgung oder der Sanierung von Straßen, werden – sofern es Sinn macht – auch gleich Leerrohre mitverlegt. In diese können später dann Glasfaserkabel geblasen werden und die sonst enormen Kosten für die Erdarbeiten beim Breitbandausbau fallen für den Netzbetreiber weg. Was den Breitbandausbau in Zeilarn außerdem vorangetrieben hat, ist die Zusammenarbeit mit den Nachbargemeinden, zum Beispiel der Gemeinde Julbach. „Breitbandausbau stoppt nie an den Gemeindegrenzen“, so Monika Hiebl und umso wichtiger ist die interkommunale Zusammenarbeit für den Erfolg.
Im Büro von Schreiner Konrad Hausleitner läuft das Internet mittlerweile mit einer Stärke von 10 Mbit/s im Download, doch auch hier gibt es noch einiges zu tun. „Das Problem ist vor allem der Upload“, sagt Hausleitner, und meint: „50 Mbit/s – das wäre perfekt“. Bis es soweit ist, wird es noch ein wenig dauern. Doch die Kommune Zeilarn ist auf einem guten Weg dorthin.

Schlagwörter