Tiny House
Steigende Kosten und fehlende Fläche machen es schwer, bezahlbaren Wohnraum zu finden. Eine Lösung könnten Tiny Houses sein.
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Mini-Häuser

Tiny Houses - Stadt will Wohnangebot erweitern

Die Nachfrage nach Wohnraum ist hoch, das Angebot zu gering – auch in der Kreisstadt Olpe. Um hier gegenzusteuern, setzt die Stadt in Zukunft auch auf Tiny Houses zum dauerhaften Wohnen. Es war der deutliche Wunsch der Bürger. Was die Kommune dazu nun plant.

Geht es um bezahlbaren Wohnraum, ist die Lage in nahezu allen Kommune prekär. Mieten, Zinsen und Materialkosten sind gestiegen, die Wohn- und Bau-Angebote allerdings sind denkbar begrenzt. So auch im nordrheinwestfälischen Olpe. Mit 25.000 Einwohnern ist die Kreisstadt eine vergleichsweise kleine Kommune mit einer großen Nachfrage nach Wohnraum. Für Judith Feldner, die technische Beigeordnete der Stadt, auch für das Bauordnungs- und Planungsamt zuständig, liegen die Gründe hierfür auf der Hand: „Olpe ist landschaftlich sehr schön gelegen, hat eine ordentliche Infrastruktur und eine ausgesprochen gute Verkehrsanbindung. Zudem sind viele Industrien in der Nähe und damit große Arbeitgeber“.

Tiny Häuser als Alternative

Was das gewünschte Wohnmodell anbelangt, ist der Trend zum Einfamilienhaus laut Feldner nach wie vor ungebrochen. Über 500 Bürger stehen mittlerweile auf der Warteliste für städtische Wohngebiete, die meisten davon träumen von einem klassischen Einfamilienhaus. Die Preise am Wohnungsmarkt sind auch in Olpe extrem gestiegen und Kaltmieten von 14 Euro pro Quadratmeter laut Feldner in der Kernstadt keine Seltenheit mehr. Auch wer kaufen statt mieten will, hat wenig Chancen. „Es sind auf dem freien Markt kaum Häuser zur Verfügung“, so die Beigeordnete, und auch städtischer Baugrund ist kaum mehr vorhanden. Der Konkurrenzdruck um die umliegenden Flächen sei hoch und gerade mit der Land- und Forstwirtschaft müssten schwierige Kompromisse gefunden werden.

Aufgrund der Kluft zwischen Nachfrage und Angebot ist man in Olpe ständig auf der Suche nach Alternativen. Als eine Bürgerin sich vor einiger Zeit bei den städtischen Mitarbeitern erkundigt hat, ob in Olpe auch ein Tiny House gebaut werden könnte, war dies Auslöser für eine intensivere Beschäftigung mit dieser Wohnform. „Allerdings konnten wir damals nur schwer einschätzen, für wie viele Bürger das tatsächlich eine interessante Option sein könnte“, sagt Feldner. Um ein genaueres Meinungsbild zu bekommen und um einzuschätzen, ob es sich lohnt, dieses Thema konkreter anzugehen,  wurde via das Tool „Beteiligung.NRW“ im Herbst 2022 eine Umfrage gestartet.

Judith Feldner
Judith Feldner, die technische Beigeordnete der Kreisstadt Olpe

Meinungsumfrage zum Mini-Haus

„Können Sie sich vorstellen, dass das Konzept der Tiny Houses für die Kreisstadt Olpe interessant ist?“ „Wie groß sollte das Grundstück für ein Tiny House sein?“ So lauteten unter anderem die Fragen im Rahmen der Umfrage, die von der Stadt via die Social Media-Kanäle und die Presse beworben wurde. Gut 700 Nutzer nahmen insgesamt daran teil und das Ergebnis war eindeutig: „Es gab eine 96-prozentige Zustimmung dafür, dass Tiny Houses in Olpe angedacht werden sollen“, so Feldner. Besonders unter den Befürwortern vertreten: Die jüngere Generation unter 30 und die ältere Generation 50 plus.

Umfrage Screenshot
Eine der Fragen im Rahmen der Umfrage zu den Tiny Houses

Stadt startet Prüfung der Bestands- und Neubaugebiete

Für die Stadt ist das ein klarer Auftrag. So wurde im Stadtrat bereits die Freigabe erteilt, dass sowohl bereits bestehende als auch potentiell geplante Baugebiete auf eine Ergänzung durch Tiny Houses geprüft werden sollen. „Wir werden nun genau prüfen, wo eine Nachverdichtung funktionieren könnte und welche Gebiete von den potentiellen künftigen Neubaugebieten auch für Tiny Houses geeignet sind“, so Feldner. Dabei hält man in Olpe Abstand von Investoren-Projekten und ist es stattdessen meist die Stadt, die kauft, erschließt und verkauft. Dies soll auch bei den Tiny Houses so gehandhabt werden.

Was ist ein Tiny House?

Spricht man in Olpe von einem Tiny House, so versteht man darunter laut Feldner ein Haus auf einem Grundstück von ca. 150 Quadratmetern, wobei das Haus etwa 30 Prozent der Fläche bedecken darf. Die genauen Rahmenvorgaben sind noch offen, aktuell rechnet Feldner mit Häusern mit einer Wohnfläche von 60 bis 80 Quadratmetern auf ein oder zwei Stockwerken. Wichtig ist der Stadt hierbei: „Die Tiny Houses sollen definitiv als feste Häuser zum dauerhaften Wohnen genutzt werden und nicht als Ferienhäuser vermietet – wir wollen schließlich echten Wohnraum für die Olpener Bürger gewinnen“, so die Beigeordnete.

Langfristige Ergänzung der Bauplanung

Weniger Fläche verbrauchen und Wohnraum verdichten – das sind die Hauptziele, die mit den Tiny Houses in Olpe erreicht werden sollen. Außerdem biete diese Bauweise aufgrund der Reduzierung der Wohnfläche pro Person und dem für die Tiny Houses typischen Einsatz nachhaltiger Materialien die Chance, einen positiven Beitrag zum Klimawandel zu leisten. „Es liegt uns sehr am Herzen, in Olpe für bezahlbaren Wohnraum zu sorgen und dazu beizutragen, dass Menschen hierher ziehen oder hier wohnen bleiben könnten“, sagt Feldner. Die Tiny Houses könnten hierzu beitragen und eine gute Ergänzung zu den sonstigen Angeboten sein. „Die kleinen Häuser schließen die Lücke zwischen der Wohnung und dem großen Einfamilienhaus“, so Feldner, und seien eine wichtige Perspektive für die wachsende Kleinstadt.

Fotocredits: Kreisstadt Olpe