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Zukunft des Wochenmarkts

Vom Hof in die Nachbarschaft – so wünschen es sich viele. Doch Wochenmärkte haben es immer schwerer, müssen häufig schließen. Was können Kommunen tun? Ein Verein bietet einen Lösungsansatz.

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Der klassische Wochenmarkt hingegen hat es seit Jahren schwer. Natürlich sind die Produkte häufig teurer – vor allem aber: die Kunden bleiben aus, selbst in größeren Städten können sich die Märkte oft nicht halten, die Betreiberkosten sind hoch. Bei schlechtem Wetter bleiben noch mehr Kunden zu Hause und viele Händler stehen stundenlang da und bedienen nur sehr wenige Kunden. Die Folge: Der Betrieb lohnt sich früher oder später nicht mehr, die Märkte schließen – landauf, landab traurige Realität. Deutschlands erste Food Assembly will nun die Vorteile von Online und die Vorteile des „direkten Kundenkontakts“ miteinander verbinden.
Die Idee stammt aus Frankreich und ist dort auch in ländlichen Regionen inzwischen erfolgreich. Food Assembly bietet die Möglichkeit, online direkt beim regionalen Erzeuger zu bestellen und seine Produkte dann wöchentlich auf einem Markt im Ort abzuholen. Dabei arbeitet Food Assembly wie ein Online-Netzwerk, das den Direktvertrieb stärken möchte. Jeder kann sich anmelden, es gibt keine Mindestabnahmen oder Abos. Wer bestellen möchte, macht dies – auf einer Plattform, auf der Erzeuger mitmachen dürfen, die maximal 250 Kilometer von dem Ort entfernt sind. Regionalität soll so gewahrt bleiben, lange Fahrtwege vermieden werden.
An einem festgelegten Tag – zum Beispiel immer Samstags vormittags – können die Waren dann an einer bestimmten Stelle im Ort abgeholt werden. Gerade für Kommunen, die dringend auf der Suche nach einem Betreiber eines Wochenmarktes sind, eine gute Gelegenheit. Warum nicht die Abholung in freien Räumen im Bürgerzentrum oder im Rathaus organisieren? Dann kommt der Bürger freiwillig zur Stadt, Kosten für die Betreiber werden gesenkt, der Markt kann auch bei schlechtem Wetter seine Waren zeigen. Dank wegfallender Mieten und nur vergleichsweise kurzen Standzeiten lohnt sich der Betrieb so auch in Orten mit weniger Kundenpotential.  Die Kommune kann so bei Food Assembly als eine Art Gastgeber auftreten, durchaus vergleichbar mit der Idee von Tupperpartys.
Online und

Ein Beispiel: Familie Huber aus Kirchberg im Hunsrück überlegt sich, am Wochenende Bratkartoffeln mit Apfelmus zu kochen. Die nötigen Zutaten – also Kartoffeln, Äpfel und vielleicht noch Lauch und Speck bestellt Familie Huber am Donnerstag auf der Internetplattform. Dort hat sie die Auswahl, bei welchem Händler sie welches Produkt kaufen möchten – mit dabei sind vor allem Landwirte aus der näheren Umgebung. Am Samstag vormittag fährt Herr Huber zum Rathaus und holt die bestellten Waren ab. Daheim wird dann gekocht – mit frischen Lebensmitteln aus der Region.
Zugegeben: Zumindest im Hunsrück ist das noch Zukunftsmusik, bisher gibt es in Deutschland „nur“ 17 solcher Food Assemblys, die meisten davon in Berlin und Köln. Das Netzwerk hat also nur eine Chance, wenn es weiter wächst. Ein weiterer Haken an Food Assembly ist bisher: Hat ein Erzeuger die Mindestbestellmenge in der jeweiligen Woche nicht erreicht, beliefert er die Assembly nicht. Es kann also sein, dass der Kunde nicht alle zuvor online bestellten Lebensmittel erhält. Natürlich zahlt er zwar auch nur die ausgelieferte Ware, aber befriedigend ist das nicht. Die Gastgeber der Assembly sind jedoch auch völlig frei darin, welche Erzeuger sie auf ihrer Plattform aufnehmen. Je näher der Erzeuger ist, desto eher lohnt es sich für ihn, auch kleine Bestellmengen auszuliefern.
CHECK – Wie kommt Food-Assembly in meine Kommune?
1. Der Gastgeber (zum Beispiel die Gemeinde) stellt einen Raum zur Verfügung

  1. Der Gastgeber sucht selbst nach Lebensmittelproduzenten aus der Region
  2. Diese werden von Food-Assembly auf Transparenz und Nachhaltigkeitskriterien überprüft
  3. Die Kommune bewirbt das Projekt und die Internetseite – jetzt können sich Kunden aus dem Ort online registrieren
  4. Die Kunden bestellen ihre Ware
  5. An einem festgelegten Tag stellen Sie die Räume zur Abholung zur Verfügung

Informationen zu Food Assembly finden Sie im Netz
www.foodassembly.de

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