Das 49-Euro-Ticket hat bisher wenig Neukunden gebracht - erste Zahlen belegen Mitnahmeeffekte
Das 49-Euro-Ticket hat bisher wenig Neukunden gebracht - erste Analysen sechs Monate nach Einführung belegen Mitnahmeeffekte
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Deutschlandticket

49-Euro-Ticket lahmt: Gerade im ländlichen Raum kaum Neueinsteiger

Von einem Mitnahmeeffekt sprachen viele Kritiker beim 49-Euro-Ticket von Anfang an. Beim Vorgänger, dem zeitlich befristeten 9-Euro-Ticket in der Sommerzeit zeigte sich schon: Zwar wurden damals mit dem günstigen Ticket viele zusätzliche Kurzreisen unternommen, insbesondere an Nord- und Ostsee, der Effekt, dass Menschen vom Auto auf den Zug umgestiegen sind, blieb aber aus. Es wurden zusätzliche Fahrten gebucht. Nun hat sich mit dem 49-Euro-Ticket, dem sogenannten Deutschlandticket, die Zahl der Nutzer langsam eingependelt. Die Zahlen sind eindeutig.

Das 49-Euro-Ticket, auch Deutschlandticket genannt, besitzen in Deutschland inzwischen immerhin fast 10 Millionen Menschen. Klingt nach einem vollen Erfolg. Allerdings waren über 9 Millionen heutige Nutzer des 49-Euro-Tickets zuvor bereits Besitzer von Monats- oder Jahreskarten der jeweiligen Verbünde. Je nach Preismodellen sind auch Nutzer von Tages- und Wochenkarten umgestiegen.



Das Deutschlandticket gibt es nun seit einem halben Jahr. Gefahren werden darf damit deutschlandweit im Nah- und Regionalverkehr. Einige Buslininien in diversen Landkreisen sind bisher noch ausgenommen. Deren Zahl ist aber vernachlässigbar. Probleme gibt es teilweise auch noch mit Zügen, die nicht von der DB Regio betrieben werden. Etwa der wichtige Regionalexpress von der deutschen Hauptstadt in den strukturell schwächeren Norden von Brandenburg, konkret nach Eberswalde und Prenzlau in Brandenburg. Der Zug dort ist ein Intercity, hier gilt die Karte also nicht. Der Zug wird aber auf diesem Abschnitt als Nahverkehrsverbindung eingesetzt. Auf diese und andere Ausnahmen hatte KOMMUNAL bereits vor Start des Deutschlandtickets hingewiesen, politisch wurde über diese Linien diskutiert, passiert ist bisher aber wenig. HIER gehts zum Bericht: 

So hat sich das 49-Euro-Ticket aus finanzieller Sicht entwickelt 



Die Fahrkarte gibt es seit dem 1. Mai - der Streit um die Finanzierung hält seither an. Hauptkritikpunkt vor allem der kleineren Verkehrsverbünde: Die meisten Tickets werden über die großen digitalen Plattformen verkauft. Also etwa über die App der Deutschen Bahn. Die kleinen Vekehrsverbünde erzielen daher vorübergehend weniger Ticketerlöse. Zwar wird das Geld in einem komplizierten Prozess der Aufteilung der Gelder innerhalb des Systems wieder ausgeglichen. Doch aufgrund des Verfahrens kann diese Verteilung mehrere Jahre dauern. Und so wird schon jetzt das Geld knapp. Neben den - aus Sicht der Experten vor Ort nicht ausreichenden Finanzierung des Tickets durch Bund und Länder geht es bei steigenden Passagierzahlen um Sanierungen, zusätzliche Mitarbeiter, mehr Strecken und mehr Züge. Ohne diese zusätzlichen Milliarden droht eine Ausdünnung des bestehenden Nahverkehrs. Und somit ein schlechteres Angebot, das zu sinkender Nachfrage führen wird. Und sei das Ticket noch so günstig.

Auch dazu hatten wir bei KOMMUNAL bereits vor Einführung des Tickets eine Analyse aus Sicht der kommunalen Nahverkehrsbetreiber erstellt, die politisch wahrgenommen wurde, aber bisher wenig Lösungen brachte.

So viele Menschen nutzen das 49-Euro-Ticket wirklich 

Am 6. November soll es übrigens erneut um die Frage der Finanzierung des 49-Euro-Tickets gehen. Dieses Mal hoch angesiedelt beim Bundeskanzler Olaf Scholz. Er wird mit den Regierungschefs der Länder die Debatte über die Finanzierung und die Mehrkosten erneut führen. 

Doch gleichzeitig stockt die Entwicklung bei den Neuverkäufen des 49-Euro Tickets. Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen rechnet vor, dass die Zahl der Nutzer "relativ stabil sei, wenn auch auf niedrigem Niveau neue hinzukommen", wie der Verband der Tageszeitung Welt nun erklärte. Insgesamt liege die Zahl der Neukunden seit Start des Deutschlandtickets bei acht bis zehn Prozent. Gleichzeitig räumt der Verband ein, dass damit die Zahl der Autofahrten nicht reduziert worden sei. Das hatte sich zuvor schon anhand von Handydaten und Verkehrsmessungen ergeben. Die meisten Neunutzer haben demnach in den Städten das Ticket gekauft und nutzen es für zusätzliche Fahrten. Immerhin von fünf Prozent der Fahrten spricht der Verband, die sonst möglicherweise mit dem Auto zurückgelegt worden wären.

In ländlichen Regionen hingegen hat die Einführung des 49-Euro-Tickets bisher kaum spürbare Veränderungen gebracht. Beim Autoverkehr gibt es hier keine spürbaren Veränderungen, auch die Nutzung der Buslinien hat sich - soweit es sie überhaupt gibt - nicht verändert. Dazu muss man wissen, dass in vielen Regionen Busse vor allem nur im Schülerverkehr gut gefüllt sind. Diese Zielgruppen fuhren und fahren aber schon jetzt regelmässig mit dem Bus. 

Der Verband der Verkehrsunternehmen will das Deutschlandticket dennoch als Erfolg gewertet wissen. "Wir binden Kunden stärker an den ÖPNV durch diese Flatrate", heißt es dort.