Bahnreisende 9 Euro-Ticket
Wenn das 9-Euro-Ticket kommt, werden die Züge voll sein.
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Verkehr

Kritik aus Kommunen am 9-Euro-Ticket

Ab 1. Juni soll das geplante 9-Euro-Ticket in Deutschland gelten. Die Bürger sollen drei Monate lang stark verbilligt unterwegs sein können - deutschlandweit im Nah- und Regionalverkehr. Kommunen kritisieren das geplante Ticket, das pro Monat 9 Euro kosten soll. Das sind die Gründe!
Aktualisiert am 10. Mai 2022

Das 9-Euro-Ticket kommt - und Chaos könnte eintreten. Denn schon jetzt sind zu den Stoßzeiten viele Züge mit Pendlern überfüllt. Gerade in den Sommermonaten sind auch so schon viele Reisende unterwegs.  "Der Bund geht davon aus, dass die Verkehre entsprechend organisiert werden", heißt es dazu beim Bundesverkehrsministerium. "Die Regionalisierungsmittel werden so erhöht, dass die Länder in die Lage versetzt werden, das „9 für 90“-Ticket umzusetzen". Im Entlastungspaket der Bundesregierung ist auch vorgesehen, dass die Verkehrsunternehmen gleichzeitig entlastet werden, etwa durch die vorübergehende Senkung der Energiesteuer auf Kraftstoffe, aber durch den vorzeitigen Wegfall der EEG-Umlage. Bei der Verkehrsministerkonferenz an diesem Donnerstag, 5. Mai, machten die Minister deutlich, dass der Zeitplan für das 9-Euro-Ticket sehr eng sei und die Beteiligungsmöglichkeiten der Länder durch das verkürzte Gesetzgebungsverfahren stark eingeschränkt seien. Am 19. Mai soll die zweite und dritte Lesung zur Änderung des Regionalisierungsgesetzes im Bundestag stattfinden. Am 20. Mai geht das Gesetz dann in den Bundesrat. Der Streit um die Finanzierung ist noch nicht beigelegt.

Verkehrsbetriebe müssen 9-Euro-Ticket-Start sichern

Die Verkehrsbetriebe haben nun die Aufgabe, in kurzer Zeit die Kapazitäten für die mit dem Ticket steigende Nachfrage breitzustellen - und den Verkauf des Tickets zu organisieren. Kundenabos sollen automatisch auf 9 Euro gesenkt oder der Differenzbetrag in den Folgemonaten ausgeglichen werden. Gleichzeitig bleiben alle Abo-Vorteile im jeweils geltenden Verkehrsverbund oder Verkehrsunternehmen erhalten.

Verkehrsminister von Anfang an skeptisch

 "Die Mehrheit der Verkehrsministerinnen und Verkehrsminister hatte sich eigentlich für einen ticketlosen und damit kostenlosen Nahverkehr in den drei Monaten ausgesprochen", sagte Bremens Verkehrssenatorin Maike Schaefer im Interview  mit "Buten und binnen". Die Umprogrammierung der Fahrkartenautomaten, Lesegeräte und so weiter, ist nämlich extrem aufwändig", warnte die Senatorin. Es sei eine echte Herausforderung für die Nahverkehrsunternehmen das 9-Euro-Ticket in der kurzen Zeit auf den Weg zu bringen. Sie betonte, ein attraktiver Nahverkehr motiviere die Menschen stärker vom Auto umzusteigen, als billige Tarife. Das schaffe man, indem man Strecken ausbaut, indem man hohe Taktungen hat, indem man Haltestellen barrierefrei macht.

Mannsheims Bürgermeister: Falscher Anreiz

Mannsheims Bürgermeister Christian Specht kritisierte auf einer Pressekonferenz: Das verbilligte Ticket sei zwar schön, aber ökologisch ein falscher Anreiz.  Specht sieht einen positiven Effekt eher in der Erweiterung des Systems als in zeitweise billigeren oder kostenlosen Fahrkarten. Weitere Strecken auch in Dörfer und entlegenere Stadtteile müssten gebaut, Züge vergrößert und der Verkehr enger getaktet werden, damit Menschen auf den ÖPNV umsteigen. Specht ist auch  Vorsitzender des Zweckverbandes Verkehrsverbund Rhein-Neckar.

Deutscher Landkreistag kritisiert 9-Euro-Ticket

Das Präsidium des Deutschen Landkreistages betrachtet die Einführung des 9-Euro-Tickets für 90 Tage mit "großer Skepsis", heißt es in einer Mitteilung. Präsident Landrat Reinhard Sager sagte: "Es handelt sich dabei um eine nur mit viel Aufwand umzusetzende politische Entscheidung, die kaum einen nachhaltigen Effekt haben wird." Er fügte hinzu: "Besser wäre es gewesen, die dafür ausgegebenen Milliarden in die Ertüchtigung des Streckennetzes und eine enge Taktung zu investieren." Das 9-Euro-Ticket komme vor allem städtischen Ballungsräumen zugute.

Landrat gegen 9-Euro-Ticket

Der Landrat des niederbayerischen Landkreises Freyung-Grafenau, Sebastian Gruber, forderte in den sozialen Medien: "Gelder für Neun-Euro-Ticket besser für langfristigen ÖPNV-Ausbau nutzen". Von dem Programm profitierten überproportional die Nutzer in den großen Städten, kritisierte auch er.

Screenshot Landrat Freyung Grafenau 9 Euro-Ticket

Eine Bund-Länder-Arbeitsgruppe soll bis zur Verkehrsministerkonferenz im Herbst einen Ausbau- und Modernisierungspakt erarbeiten. Für dieses Jahr wird  mit pandemiebedingten Fahrgeldeinnahme-Ausfällen von voraussichtlich um 3,2 Milliarden Euro gerechnet.  Der Bund will  die  Einnahmeverluste zur Hälfte ausgleichen.

Wofür soll das 9-Euro-Ticket nicht gelten?

Das 9-Euro-Ticket kann nicht im Fernverkehr der DB AG eingesetzt werden. Also nicht im ICE, IC, EC und auch nicht in den Flix-Zügen- und bussen.