Der Bildband Cities zeigt Städte vom Satelliten aus. © eoVision 2016

Beeindruckende Bilder: Satelliten zeigen Städte

20. Dezember 2016
Der Bildband „Cities: Brennpunkte der Menschheit“ zeigt beeindruckende Fotos von Städten – mit all ihrer Vielfalt, ihren Strukturen und ihrem Wechselspiel von Planung und chaotischem Wachstum. Ihr Autor Markus Eisl stellt das Buch im KOMMUNAL-Gastbeitrag vor.

Text: Markus Eisl Städte üben seit jeher eine große Anziehungskraft auf Menschen aus. Als Folge dieser Attraktivität hat im Jahr 2008 der globale Urbanisierungsgrad 50 Prozent überschritten. Parallel zum Wachstum der Städte schritt die technische Entwicklung voran, darunter die der Weltraumtechnik, die heute auch im kommunalen Umfeld angewendet wird. Satelliten spielen in Navigation und Telekommunikation eine tragende Rolle und leisten in der Wettervorhersage bedeutende Dienste. Aus dem Leben der modernen Stadt sind sie nicht mehr wegzudenken.

Satelliten helfen bei Karten, Modellen und Katastrophen

Eine wichtige Anwendung der Satelliten ist die Erdbeobachtung. Heute sind Satelliten verfügbar, die aus Umlaufbahnen in 400 bis 900 Kilometern Höhe Bilder mit einem Detailgrad von bis zu 30 Zentimetern aufnehmen. Die Stärken der von Satelliten aufgenommenen Daten liegen vor allem dort, wo es um großflächig homogene Analysen und Vergleiche geht. So werden auf den Daten von Satelliten beruhende Landnutzungskarten, Thermalkarten und Geländemodelle, aber auch Spurengasanalysen für die Erhebung der Umwelt- und Klimaauswirkungen von Städten eingesetzt. Auch wo Informationen rasch benötigt werden, spielen Satelliten ihre Vorteile aus. Spezielle Dienste zur Unterstützung des Katastrophenmanagements erlauben etwa das rasche Erfassen von Schäden durch Überflutungen, wie 2005 nach dem Hurrikan Katrina in New Orleans, oder durch Erdbeben, wie 2010 in Port-au-Prince, der Hauptstadt Haitis.

Abu Dhabi wurde in den 1970ern von einem Fischerdorf in eine Metropole umgebaut. ©eoVision 2016/CNES 2016

Die Bilder von Erdbeobachtungssatelliten ermöglichen jedoch über ihre Ästhetik auch einen anderen Zugang zum Thema Stadt. Bunt wie das Leben in den Städten ist die Vielfalt ihrer Strukturen und Muster, die das Wechselspiel zwischen Planung und chaotischem Wachstum widerspiegeln, und ihres Farbenreichtums. Die Erscheinungsformen der Städte, die in den Aufnahmen der Satelliten zum Ausdruck kommen, spiegeln ihre Geschichte und Kultur wider. Verfügbare Materialien und die Leistungsfähigkeit einer Kommune sind zusätzliche Faktoren, die ihr Erscheinungsbild prägen. Oft spielt auch der Gedanke einer „idealen Stadt“ mit, der im Satellitenbild sichtbar bleibt.

Städte sind lebendige Organismen

Als zentrale Orte ihrer Einflussgebiete sind Städte im Bild der Satelliten leicht zu identifizieren. Als lebendige Organismen bestehen sie aus verschiedenen Organen, die spezielle Aufgaben leisten und gemeinsam das Funktionieren der Gesamtheit gewährleisten. In dieser Analogie sind die Infrastruktureinrichtungen der Kommunen wie Straßennetz, öffentlicher Verkehr, Kanal- und Leitungsnetz, aber auch Häfen und Flughäfen wichtige Organe der Stadt, die in den „Röntgenbildern“ der Satelliten sichtbar werden. Die Bedeutung funktionierender Kommunaleinrichtungen zeigt das Beispiel Mogadischu. Einst als Perle Afrikas bezeichnet, litt die Hauptstadt Somalias ab 1991 stark unter dem Bürgerkrieg und galt über Jahre als gefährlichster Ort der Welt. Erst 2011 wurde die staatliche Ordnung wieder etabliert. Seither laufen Anstrengungen, die Infrastruktur und damit das Funktionieren der auf mehr als 2,1 Millionen Einwohner angewachsenen Stadt wiederherzustellen. Die Zukunft der Stadt ist mit der Entwicklung der Menschheit eng verknüpft. Klimawandel, Bevölkerungswachstum und Ressourcenverbrauch sind die wesentlichen außerpolitischen Faktoren der Entwicklung, die heute die langfristige Perspektive des Menschen und seiner Städte unsicher erscheinen lässt.  Urbanisierung bleibt ein starker Trend und wird bis 2050 zu einem Urbanisierungsgrad von 70 Prozent führen, verbunden mit einem raschen Wachstum der Megacitys.

Mexico City vom Satellit ©eoVision 2016/ESA 2016

Die mexikanische Hauptstadt Mexico City ist ein Paradebeispiel für diese Entwicklung. Mehr als 20 Millionen Menschen leben heute in der Metropolitanregion. Das enorme Wachstum der Stadt ist mit Umweltproblemen verbunden, etwa einer starken Belastung der Luft vor allem durch Verkehrsemissionen. Zusätzlich lässt die starke Entnahme von Grundwasser den Boden stellenweise um mehr als 30 Zentimeter im Jahr absinken, was zu Schäden bei Kanälen und Straßen führt. Herausforderungen für die Kommunen bestehen heute in vielen Bereichen. Dazu gehören Infrastrukturen, die etwa bei der Energieversorgung, der Entsorgung und Aufbereitung von Abfällen und Abwasser, aber auch beim innerstädtischen Verkehr zukunftsweisende Entscheidungen erfordern. Darüber hinaus werden für die Nutzung von Ressourcen wie Raum, Energie und Rohstoffen sowie die Belastung der Umwelt nachhaltige Konzepte und Zukunftsmodelle benötigt. Denn trotz ihres Ressourcenhungers auch weit über ihre eigentliche Fläche hinaus sind gerade die Städte mit ihrem relativ geringen Flächenbedarf je Einwohner wichtiger Bestandteil von zukunftsorientierten Planungen, in denen Konzepte wie Smart Cities und Green Cities gemeinsam mit Satellitendaten als Planungsgrundlage eine bedeutende Rolle spielen.