Gutscheine sollen Geschäfte während der Corona-Pandemie vor der Insolvenz retten.
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Viele Insolvenzen befürchtet

Corona: Wie retten wir die Geschäfte in der Innenstadt?

Einnahmen gibt es keine, doch die laufenden Kosten müssen weiter beglichen werden - Zwangsgeschlossenen Geschäften droht die Insolvenz. Doch mit Spenden, Gutscheinen und Online-Lösungen versucht man vielerorts bereits Abhilfe zu schaffen.

Die Corona-Pandemie hat das Leben in den deutschen Städten und Gemeinden nachhaltig verändert. Die meisten Einzelhandelsgeschäfte müssen geschlossen bleiben, genau wie Kinos, Theater und andere Kultureinrichtungen. Restaurants dürfen nur noch Essen zum Mitnehmen verkaufen, Hotels und Pensionen dürfen keine Urlauber mehr aufnehmen. Während den Unternehmen dadurch ein Großteil der - teilweise die kompletten - Einnahmen wegbrechen, müssen Mieten und andere Fixkosten weiter gezahlt werden. Eine Folge könnte sein, dass viele der Geschäfte am Ende der Corona-Pandemie ihre Türen nicht wieder öffnen können. Das könnte besonders in kleinen Kommunen fatale Folgen haben. Schon lange kämpft der stationäre Einzelhandel um das Überleben. Das Fachgeschäft in der Innenstadt muss immer häufiger zurückstecken, wenn die Kunden ihre Produkte lieber bei Internetriesen bestellen. Die Corona-Pandemie könnte daher für viele leerstehende Ladenlokale in den Gemeinden sorgen. Doch: Lösungsansätze werden vielerorts bereits umgesetzt.

Online-Shops und Außer-Haus-Services

Die Lieblingsboutique um die Ecke, der Frisör, der genau weiß, wie man die Haare haben möchte, das Café in dem man sich schon seit Jahren mit den Freunden trifft - Kunden haben teils langjährige, enge Verbindungen zu den Unternehmen, deren Existenz durch die Corona-Pandemie bedroht ist. Teilweise können sie die Einzelhändler und Gastronomien ganz einfach weiter unterstützen. Viele Restaurants bieten etwa Außer-Haus-Services an. Einige kleine Boutiquen und Buchhandlungen hatten auch vor der Corona-Pandemie bereits einen eigenen Online-Shop über den Kunden nun weiter bestellen können.

Aufruf in den Sozialen Medien: #gutscheinehelfen

Doch viele Geschäfte haben derzeit keine Möglichkeit ihre Waren zu vertreiben. Deshalb wird besonders in den Sozialen Medien unter Hashtags wie #gutscheinehelfen oder #gutscheinestattklopapier dazu aufgerufen seine Lieblingsgeschäfte mit dem Kauf von Gutscheinen zu unterstützen. Mit den Gutscheinen können die Kunden nach der Corona-Pandemie in ihren Lieblingsläden einkaufen oder Essen gehen. Jetzt helfen die Einnahmen aus den Gutscheinen Unternehmen ihre laufenden Kosten zahlen zu können.

Auch in Winsen wird darum geworben Gutscheine für die Einzelhändler zu kaufen, damit sie die Corona-Pandemie wirtschaftlich überstehen.

Durch die Corona-Pandemie mit Ladenrettern, Helfern und Helden

In einigen Städten wurden extra für den Gutscheinverkauf eigene Webseiten und Apps programmiert. Für den Einzelhandel und die Gastronomie im bayerischen Freising etwa ist seit gestern die Gutschein-Plattform ladenretter.de online. Hier kann sich jeder Einzelhändler oder Gastronom der Stadt kostenlos anmelden und Gutscheine anbieten. Nur beim Kauf von Gutscheinen wird eine Gebühr erhoben für die Transaktionskosten der Bank. In Berlin gibt es gleich zwei Initiativen, um den stationären Handel während der Corona-Pandemie zu unterstützen. Am Wochenende hat ein Berliner die App "Helfer und Helden" programmiert. Helden - die gastronomischen Betriebe in Berlin - können sich hier anmelden und Helfer - die Kunden - können sich Gutscheine kaufen. Die Webseite helfen.berlin beschränkt sich nicht nur auf die Gastronomie. Hier können auch alle Einzelhändler der Stadt teilnehmen. 

Bei helfen.berlin haben sich bereits über 1.000 Einzelhändler und Gastronomen angemeldet, die während der Corona-Pandemie Hilfe brauchen.

Gutscheinplattformen bieten ihre Dienste kostenlos an

Über die Gutscheine können Einzelhändler und Gastronomen während der Corona-Pandemie Einnahmen generieren, die im besten Fall ihre Liquidität sichern und gleichzeitig halten sie so die Kundenbindung aufrecht. Doch in vielen Städten gibt es bisher keine Webseiten und Apps wie in Freising oder Berlin. Verschiedene Gutscheinplattformen bieten deshalb ihr ansonsten kostenpflichtiges Angebot für Unternehmen vorübergehend kostenlos an. Das Unternehmen moncardo bietet Einzelhändlern etwa die Möglichkeit ihre Gutscheinplattform sechs Monate kostenlos zu nutzen. Neben der Möglichkeit Gutscheine zu kaufen, gibt es auch eine Spendenfunktion. Das Online-Magazin LokalPlus aus dem Kreis Olpe bietet Händlern und Gastronomen währenddessen an, auf ihrer Webseite kostenlos für ihre Gutscheinangebote zu werden. 

Was bedeutet das für die Zeit nach der Corona-Pandemie?

Auch Kritik an der Bewegung #gutscheinehelfen wird laut. Einige Einzelhändler kritisieren, der Kauf von Gutscheinen verlagere das Problem nur. Tatsächlich ist durch den Verkauf von Gutscheinen damit zu rechnen, dass die Einnahmen nach der Corona-Pandemie nicht auf das Maß von vorher ansteigen werden. Denn die Kunden werden dann vermehrt mit ihren Gutscheinen bezahlen. Für viele Einzelhändler verheißen die Gutscheine trotzdem die beste Chance solvent aus der Coronakrise herauszukommen.