Blick auf Lörrach
Lörrach hat einen viel beachteten Beschluss zur Unterbringung von Flüchtlingen gefasst.
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Wohnungen

Darum kündigt Lörrach Mietern für Flüchtlinge

Die Not der Kommunen ist groß bei der Unterbringung von Geflüchteten. Wie die baden-württembergische Kreisstadt Lörrach die Kündigung von Mietern erklärt. Sie sollen Platz für Flüchtlinge machen.

In Deutschland fehlen genügend geeignete Unterkünfte für Flüchtlinge. Beim Flüchtlingsgipfel vorige Woche die Kommunen den Bund um noch mehr Unterstützung gebeten. Menschen müssen  mancherorts in Turnhallen und Containern untergebracht werden. In der Kreisstadt Lörrach in Baden-Württemberg haben die Kommunalpolitiker jetzt einen Beschluss gefasst, der deutschlandweit für Schlagzeilen sorgt: 40 Mieter sollen aus einem Haus ausziehen, um Platz für Flüchtlinge zu machen.

Warum sollen Mieter für die Geflüchteten ausziehen?

Was sagt die Stadt dazu? "Die Unterbringung von geflüchteten Menschen stellt die Kommunen aktuell vor große Herausforderungen. Der Krieg in der Ukraine und die darüber hinaus instabile Weltlage sind Ursachen für die starke Zunahme geflüchteter Menschen in Deutschland, so auch in der Stadt Lörrach", heißt es in einer Mitteilung. Und weiter: "Die Stadt Lörrach ist derzeit auf kurzfristig verfügbaren Wohnraum angewiesen und kooperiert unter anderem mit der städtischen Tochtergesellschaft Wohnbau Lörrach."

In der jüngsten Sitzung stimmten der Ausschuss für Umwelt und Technik (AUT) wie auch der Hauptausschuss dem Vorhaben zu, in dem bisherigen Haus einen Wohnkomplex der Wohnbau Lörrach in der Wölblinstraße anzumieten und herzurichten.

Mietgebäude bietet  Platz für 100 Flüchtlinge

­­Die Gebäude in der Wölblinstraße sind in keinem guten Zustand und bieten Platz für die Unterbringung von etwa 100 Personen. "Die aktuell dort wohnenden Mieterinnen und Mieter, etwa 40 Personen, wurden seitens der Wohnbau Lörrach in den vergangenen Tagen vorab informiert", teilte die Stadt mit.

Mieter bekommen moderne Wohnungen

Bei dem Objekt handele es sich um Wohnungen aus den 1950er-Jahren, die am Ende ihres Lebenszyklusses stehen und deren Abbruch und Ersatzneubau für die nächsten Jahre vorgesehen war. Die Stadt verspricht: "Den Mieterinnen und Mietern werden zeitnah modernere und bezahlbare Wohnraumangebote entsprechend der persönlichen Situation unterbreitet."

Wohnbaugesellschaft hilft beim Umzug

Thomas Nostadt, Geschäftsführer der Städtischen Wohnbaugesellschaft Lörrach mbH, sagte den bisherigen Mietern, dass die Gesellschaft den Umzug logistisch und finanziell unterstützen werde. „Wir sind uns der Verantwortung unseren Kundinnen und Kunden gegenüber bewusst und werden für jeden Einzelnen eine individuelle und gute Lösung finden. Auch der Umzug wird von Seiten der Wohnbau Lörrach logistisch und finanziell unterstützt,“ betonte Nostadt.

Entscheidung stößt auf Kritik

DIe Mieter  können künftig vermutlich Wohnungen beziehen, die in einem besseren Zustand sind. Das Signal, das von dieser Entscheidung ausgeht, ist aber heftig und wird vielfach kritisiert.  Vor allem in den sozialen Netzwerken schlagen die Wellen der Empörung hoch. Lörrachs Oberbürgermeister Jörg Lutz hat den Beschluss so begründet:  „Die Wohnungen helfen uns sehr, die ankommenden Menschen in der Stadt mit Wohnraum zu versorgen und somit unserer städtischen Aufgabe nachzukommen. Wir werden weitere Projekte umsetzen, um alle zu erwartenden Menschen versorgen zu können. Wir brauchen ein ganzes Bündel an Maßnahmen, um unserer kommunalen Aufgabe der Anschlussunterbringung der Menschen aus Kriegs- und Krisengebieten nachkommen zu können.“ 

 2022 wurden in Lörrach laut Stadtverwaltung 638  Geflüchtete aufgenommen, der überwiegende Teil direkt aus der Ukraine. Nach aktuellem Stand liegt der Zuweisungsschlüssel für das Jahr 2023 für die Stadt Lörrach bei 356 Personen.

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