Die Eigentumswohnung als Auslaufmodell? Politik trägt eine erhebliche Mitschuld an der Preisexplosion, meint Christian Erhardt
Die Eigentumswohnung als Auslaufmodell? Politik trägt eine erhebliche Mitschuld an der Preisexplosion, meint Christian Erhardt
© adobe stock

Leitartikel

Eigentumswohnung: Warum der Traum vom „Schöner Wohnen“ platzt

Es gibt genug Bauland für zwei Millionen Wohnungen, sagt eine neue Studie. Gebaut wird in Zeiten grassierender Inflation trotzdem nicht. „Mietpreisbremsen und schnelle Umverteilungsaktionen sind zwar populär, haben die Situation aber nur noch verschärft“, meint Christian Erhardt und fordert Bauland-Konzepte statt Bauverteuerungs-Konzepte.

Wer vor 15 Jahren eine Eigentumswohnung gebaut hat, der konnte sich der Rendite dank steigender Preise sicher sein. Er musste nur mit Sprüchen wie „böse Vermieter“ und Wehklagen von Menschen rechnen, die sich einen Hauskauf nicht leisten konnten oder wollten. Dafür konnte sich der Mieter dann auf die „Regulierung der Regierung“ verlassen. Mietpreisbremse und das Gefühl, dass wenigstens dem „Reichen durch Steuern“ einiges wieder genommen wird. Umverteilung war und ist im Trend.

Im Ergebnis konnte der Mieter auch nach der Trennung in der großen Wohnung allein weiterleben. Nicht umsonst hat sich die Quadratmeterzahl, auf der der Durchschnittsdeutsche lebt, in den letzten 20 Jahren immer weiter erhöht. Das Feindbild „böser Vermieter“ konnte zudem gepflegt werden, da man laut Statistik mit einem Vermögen von 500.000 Euro inklusive Grundbesitz inzwischen zu den 5 Prozent der „Reichsten“ in Deutschland gehört. Nur, dass es für 500.000 Euro bei den heutigen Baupreisen schon lange keine Luxusvilla mehr gibt – in der Stadt reicht die Summe mit Ach und Krach für eine 100 Quadratmeter Mitteklasse-Wohnung im Randbezirk. Wer hingegen der Politik geglaubt hat, „es gibt weiter bezahlbare Mieten“, ist der Gelackmeierte.

Das sind die Gründe für die Explosion der Kosten für die Eigentumswohnung

Denn auf den vielen Flächen – Deutschland hat Baulandflächen in der Größe der Stadt Berlin – lassen sich keine bezahlbaren Wohnungen mehr bauen. Das Bauland reicht zwar für zwei Millionen Wohnungen, zwei Drittel der Flächen sind in kommunalen Planungen sogar schon für Wohnungen vorgesehen, es wird aber nicht gebaut. Bestehende Gebäude kommen gar nicht mehr erst auf den Markt, weil selbst 0,3 Prozent Rendite im Bestand noch besser sind als das Geld aufs Konto zu legen. Der Neubau wird ohnehin unattraktiv. Nehmen wir den banalen Sack Zement. Der wird teurer, weil die Holzpaletten auf denen er geliefert wird, teurer werden, Stichwort: Holzkrise. Irgendwer muss dann auch die CO2 Steuer des Spediteurs bezahlen. Vermutlich mit Geld, das unsere Zentralbank weiter fröhlich druckt, das aber die Inflation nur weiter anheizt. Ähnlich macht es der Staat, der immer neue „Sondervermögen“ bildet. Übrigens eine herrliche Umschreibung für das Ausgeben von Geld, das man gar nicht hat.

Rausverarmen ist keine Lösung!

Christian Erhardt macht Politiker und Ideologien mitverantwortlich für die Preisexplosion

Und so kommt nach der großen Seuche nun die große Teuerung. Die Seuche machte Desinfektionsmittel und Masken knapp, die Teuerung macht aus vorhandenem Bauland Brachflächen, die keiner bebaut. Selbst der kommunale Bau ist bei dem Dreiklang aus hohen Baupreisen, fehlendem Personal und dem Preistreiber Klimaschutz kaum noch zu stemmen. In unseren Städten und Gemeinden würden Wohnungen entstehen, die selbst mit erheblichen Subventionen nicht mehr zu halbwegs bezahlbaren Preisen vermietet werden könnten. Hier eine kleine Sonderentwicklung und da keine Baumaterialien, dort eine Verzögerung am Bau und der soziale Wohnungsbau wird zum Desaster für den kommunalen Haushalt. In den Bauämtern ist bekannt, dass allein im vergangenen Jahr die Baukosten um über zehn Prozent gestiegen sind. Ein verkorkster vorläufiger Stopp der KfW-Förderung hat noch einmal 80.000 geplante kommunale Wohnungen auf Eis gelegt, rechnen Experten vor. Gibt’s die Förderung nicht, muss die Stadt den Mietpreis pro Quadrameter um 1,50 Euro höher ansetzen. Auffallend: Die Eigentumswohnung wird vor allem auf dem Land teurer, so die jüngsten Zahlen. Und hier besonders in den sogenannten Speckgürteln der Städte. Laut aktuellem Wohnatlas ist der Preis für die Eigentumswohnung im vergangenen Jahr inflationsbereinigt um über 14 Prozent gestiegen. Und das in 98 Prozent aller Landkreise, besonders stark etwa in den Landkreisen Nordfriesland mit seinen beliebten Inseln wie Sylt und Amrum, sowie im Landkreis Miesbach, nahe München.

Eigentumswohnung bald unbezahlbar? Was Kommunen, Bund und Länder aktiv tun können!  

Lösen können wir das Problem in unseren Kommunen nur bedingt. Aber wenn WIR es nicht lösen, dann keiner! Das Bauland ist da – es fehlt nur noch der Wille! Die gute Nachricht: Immer mehr Kommunen erfassen systematisch ihre bebaubaren Flächen und Baulücken – immerhin schon mal eine wichtige Grundlage für kommunale Baulandpolitik. Dort, wo Flächen in Besitz der Kommunen sind, gibt es zumindest günstiges Bauland. Wenn die Kommunen es richtig anstellen. Stichwort: Vergabe nach Konzept statt nach Höchstpreis. Wenn jetzt noch das Baurecht entrümpelt wird, sind wir einen Schritt weiter. In Ballungszentren lassen sich mit Kreativität Gebäude aufstocken, Dachgeschosse und Keller ausbauen, Discounter überbauen und vieles mehr. Sind Arbeitgeber auch weiter bereit, Home-Office endlich zum „Normalzustand“ zu erklären, werden Büroflächen frei, die in Wohnraum umgewandelt werden können. Und im ländlichen Raum fällt die umweltschädliche Pendelei weg und der Bauplatz – meist deutlich günstiger – wird erheblich attraktiver.

Was nicht helfen wird: Ein von Bauvorschriften erzwungenes Niedrig-Energiehaus, das unbezahlbar ist. Auch dann nicht, wenn der Staat versucht, den Druck auf die Menschen durch künstlich in Fantasiehöhen getriebene Energiepreise weiter zu erhöhen. Bürger durch das Treiben von Inflation und durch staatliche Eingriffe künstlich arm zu machen, führt zur Pervertierung der Situation. Oder anders gesagt: Rausverarmen ist keine Lösung!