Geothermie Haus grafische Darstellung
Geothermie als erneuerbare Wärmeerzeugung wird nun stärker gefördert.
© adobeStock

Energiewende

Milliardenschweres Förderprogramm für Fernwärme

Künftig kann eine Kommune oder eine Genossenschaft hohe Zuschüsse erhalten, wenn sie ein Nahwärmenetz im Neubaugebiet schafft oder wenn oder ein Stadtwerk das bisher über Kohle-KWK betriebene Fernwärmenetz auf Erneuerbare Energien und Abwärme umstellt. Denn jetzt ist das Förderprogramm des Bundes dazu in Kraft getreten. Das ist an Förderung drin!

Fast die Hälfte der deutschen Haushalte heizt noch mit fossilem Erdgas, ein weiteres Viertel mit Heizöl. Die Bundesregierung will das ändern.  Jetzt ist das Förderprogramm BEW zur Umstellung der Fernwärme auf erneuerbare Energien in Kraft getreten. Damit stehen laut Bundeswirtschaftsministerium bis zum Jahr 2026 und 3 Milliarden Euro für die erneuerbare Wärmeerzeugung etwa aus Geothermie, Solarthermie und dem Einsatz von Großwärmepumpen sowie weitere Wärmenetzinfrastruktur zur Verfügung. Die Bundesförderung für effiziente Wärmenetze, kurz BEW, soll den Bau neuer Wärmenetze mit mindestens 75 Prozent erneuerbaren Energien und Abwärme und die Dekarbonisierung bestehender Netze unterstützen. Zu Beginn des Monats hatte die EU-Kommission die lange erwartete beihilferechtliche Genehmigung für den Start der Bundesförderung für effiziente Wärmenetze (BEW) erteilt.

Fernwärme - Neue Förderung kann starten

In den  Städten sei der Anschluss an die zunehmend klimaneutrale Fernwärme der entscheidende Weg, um von Öl- und Gasheizungen wegzukommen. Im ländlichen Raum entstehen auch neue klimafreundliche Nahwärmenetze, die alte Ölheizungen oder Gasthermen in den Gebäuden ersetzen, so Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck. Er kündigte an: Bis zum Jahr  2030 soll die Installation von durchschnittlich bis zu 681 Megawatt erneuerbarer Wärmeerzeugungsleistung pro Jahr gefördert und Investitionen von durchschnittlich rund 1174 Millionen Euro jährlich angestoßen werden.

Grüne Wärmenetze statt fossiler Brennstoffe

„Mit grünen Wärmenetzen leisten wir einen Beitrag zur Versorgungssicherheit und verringern unsere Abhängigkeit von fossilen Energieimporten“, unterstrich Habeck in einer Mitteilung. „ Mit der neuen Förderung investiert die Bundesregierung in stabile Wärmepreise und eine klimafreundliche Energieversorgung.“ Wärmenetze seien der Schlüssel, um das Heizen treibhausgasneutral zu machen. „Sie erschließen klimafreundliche Wärmequellen, die durch dezentrale Heizungen im Haus nicht nutzbar sind – darunter tiefe Geothermie, die ganzjährig, verlässlich und bei jedem Wetter hohe Temperaturen liefern kann. Wir bringen hier zukunftsorientierte Energiepolitik auf die Straße.“ 

Die Bundesregierung setzt stark auf Geothermie, um fossile Brennstoffe zu ersetzen. „Daneben müssen wir deutlich mehr Abwärme aus Industrie und Gewerbe, die sonst ungenutzt in die Umwelt abgeleitet würde, in Wärmenetze einbinden“, so Habeck. Zudem seien Großwärmepumpen, die mit hoher Leistung in Wärmenetze einspeisen können, eine zentrale Technologie. Die Bundesförderung für effiziente Wärmenetze (BEW) mache sie für Wärmenetzbetreiber wirtschaftlich.

Bundesverband BEE kritisiert zu geringe Förderhöhe

Der Bundesverband Erneuerbare Energie (BEE) begrüßt die BEW als den seit langem erwarteten Startschuss für eine beschleunigte Wärmewende. Zentrale Kritikpunkte sieht der Verband aber in der mangelnden finanziellen Ausstattung sowie der vergleichsweise kurzen Dauer der Förderung. „Die Organisation der Wärmewende braucht langfristige Planbarkeit und Sicherheit. Das nun vorgesehene finanzielle Volumen der Förderung ist aus unserer Sicht unzureichend und wird der riesigen Aufgabe nicht gerecht", kritisierte BEE-Präsidentin Simone Peter. Ihre Forderung: "Eine den Herausforderungen angemessene, umfangreichere finanzielle Ausstattung im Tandem mit einer längeren Laufzeit der Förderung, idealerweise bis 2030, wäre daher dringend geboten."

Wie sieht die Förderung BEW konkret aus?

  • Mit der BEW fördert die Bundesregierung den Neubau von Wärmenetzen mit mindestens 75-prozentiger Wärmeeinspeisung aus erneuerbaren Energien und Abwärme, die Erweiterung und Verdichtung sowie die Dekarbonisierung bestehender Wärmenetze.
  • Gefördert werden in einem ersten Schritt eine Projektphase Machbarkeitsstudien für neue Wärmenetze und Transformationspläne für die Umstellung bestehender Netze auf erneuerbare Energien und Abwärme.
  • Kernstück der BEW ist in einem weiteren Schritt die Förderung von Investitionen und teilweise sogar Betriebskosten, wenn die in den Machbarkeitsstudien und Transformationsplänen beschriebenen Maßnahmen umgesetzt werden.
  • Die Investitionskosten werden in Höhe von maximal 40 Prozent der Investitionen in Erzeugungsanlagen und Infrastruktur gefördert. Gefördert werden  Anlagen zur Wärmebereitstellung aus erneuerbaren Energien (Tiefe Geothermie, Solarthermie, Großwärmepumpen zur Nutzung von Umweltwärme, Biomasse), die Einbindung von unvermeidbarer Abwärme, sowie Infrastrukturmaßnahmen zur Wärmeverteilung und die Optimierung des Netzbetriebs.
  • Für die Wärmeerzeugung aus strombasierten Wärmepumpen und Solarthermieanlagen wird zusätzlich eine Betriebskostenförderung über einen Zeitraum von 10 Jahren gewährt.
  • Für schnell realisierbare Einzelmaßnahmen, also Solarthermieanlagen, Wärmepumpen, Biomassekessel, Wärmespeicher, Rohrleitungen und Wärmeübergabestationen kann zudem eine Investitionskostenförderung nach vereinfachten Anforderungen beantragt werden, es ist also keine Machbarkeitsstudie oder kein Transformationsplan erforderlich.

Förderanträge können über die Internetseite des Bundesamtes für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) gestellt werden. Hier geht es zum Antrag.

Den Link zur amtlichen Veröffentlichung der Förderrichtlinie im Bundesanzeiger finden Sie hier.