Forscher fürchten, bald könnten durch Roboter die Hälfte aller Jobs wegfallen

Hey Siri, machst du uns bald alle arbeitslos?

Forscher fürchten, dass rund die Hälfte aller Jobs wegfallen und von Maschinen übernommen werden könnten. Das krempelt unsere Gesellschaft, unsere Kommunen komplett um. „Gerne sogar“, meint Christian Erhardt und fordert: Die Städte und Gemeinden sollten Motor dieser Entwicklung sein!

47 Prozent aller Jobs könnten laut einer aktuellen Studie der Universität Oxford von Computern ersetzt werden. Besonders hart trifft es Verwaltungsberufe, etwa Buchhalter oder Sachbearbeiter. Der Job-Futuromat der Bundesagentur für Arbeit rechnet für jeden sichtbar und für jeden Beruf einzeln schon mal aus, was passieren wird. Er berechnet nämlich den Prozentsatz der Automatisierbarkeit jedes einzelnen Berufes. Wer etwa „Buchhalter“ eingibt, kommt auf sieben verschiedene Tätigkeiten. Von denen könnten laut dem Rechner (www.job-futuromat.de) schon heute 70 Prozent von Robotern übernommen werden. Macht die Menschheit sich also selbst überflüssig? Werden Roboter bald Roboter beaufsichtigen, die andere Roboter herstellen? Brauchen wir in Zukunft nur noch IT-Spezialisten und Programmierer? Zerbricht die Gesellschaft an künstlicher Intelligenz?

So hart es klingt: Es gab sie nie, die gute alte Zeit. Schluss mit dem Gejammer und dem Klagen im gemütlich eingerichteten Selbstmitleid!"

Computer hat noch nie Jobs komplett ersetzt

So ein Quatsch! Das Gegenteil ist der Fall: Seit Jahren schon verdoppelt sich die Leistung von Computern statistisch betrachtet alle zwei Jahre. Trotzdem diskutieren wir auch in unseren Verwaltungen eher über fehlendes Personal als über fehlende Arbeit. Der Computer hat uns also nicht geschadet. Doch statt mehr Technisierung zu wagen, führen wir Angst- und Neiddebatten. Die deutsche Mentalität des „früher war alles besser“, ist aus meiner Sicht die einzige wirkliche Bedrohung für die Zukunft der Arbeit. Was war denn früher besser? Noch vor 50 Jahren war weltweit jeder zweite Mensch von Hunger bedroht, heute sind es weniger als 10 Prozent. Der Grund sind fast immer Kriege oder Unrechtsregime, nicht fehlende Nahrung. Früher haben die Menschen im Schnitt 50 Stunden in der Woche gearbeitet, heute sind es 35. Dem wirtschaftlichen Wachstum und dem Leben der Menschen hat das nicht geschadet. Noch nie haben Menschen für Nahrung oder Kleidung so wenig Geld ausgeben müssen, wie heute. Für ein Päckchen Butter arbeitet der Durchschnittsdeutsche heute statistisch fünf Minuten, früher waren es 40 Minuten. Von wegen, damals mit der D-Mark war alles günstiger. So hart es klingt: Es gab sie nie, „die gute alte Zeit!“ Schluss mit dem Gejammer und dem Klagen im gemütlich eingerichteten Selbstmitleid! Die besten Zeiten kommen erst noch. Mit weniger Arbeit aber zugegeben mehr Aufgaben.

Damit Zukunft gelingt, müssen Kommunen gestalten. Sie müssen aktiv auf eine bessere Welt setzen. Und sie dürfen die Zukunft nicht einigen wenigen Konzernen überlassen!"

Arbeit neu definieren: Jobs mit Sinn

Diese Aufgaben liegen auf der Straße: Nein, es werden eben künftig nicht nur noch noch Programmierer und IT-Fachleute gebraucht. Mit Blick auf die demografische Entwicklung werden wohl eher auf einen Programmierer locker zehn Altenpfleger kommen müssen.  Wir brauchen also mehr Zeit für gesellschaftliche Tätigkeiten. Freizeit statt Arbeit, gesellschaftliches Engagement statt stupider Tätigkeiten. Eine riesige Chance für die Kommunen, die in dieser künftigen Welt eine noch viel wichtigere Rolle einnehmen werden. Denn wir, die Städte und Gemeinden, sind Dreh- und Angelpunkt, wenn es um gesellschaftliche Verantwortung, Miteinander und das Gestalten der Zukunft geht.

Daten gehören nicht den Weltkonzernen!

Damit das gelingt, müssen Kommunen aber gestalten. Sie müssen aktiv auf eine bessere Welt setzen. Und sie dürfen die Zukunft nicht einigen wenigen Konzernen überlassen, die dann bestimmen, wer wann was weiß, macht und darf. Denn das ist in der Tat ein Nachteil der Digitalisierung: Es gibt auf fast jedem Marktfeld im digitalen Zeitalter nur einen großen Player. Die Kommunen dürfen die Zukunft aber nicht den Amazons, Googles oder Facebooks dieser Welt überlassen. Wenn per Drohne Arzneimittel an den Bürger meiner Stadt geliefert werden, ist das nicht der Luftraum von Amazon. Es ist unser Luftraum. Wenn Verkehrsinformationen anhand von Daten aus dem Mobilfunk gezogen werden, sind es nicht nur die Daten der Mobilfunkanbieter. Es sind unsere Straßen, auf denen unsere Bürger fahren. Und mir sind Daten in der Hand der Kommune allemal lieber, als in der Hand einiger weniger Monopolisten. Über unsere Daten, den wichtigsten Rohstoff der digitalen Wirtschaft, sollten nicht die Digitalkonzerne verfügen, sondern die Menschen selbst. Jeder Einzelne allein kann das aber nicht organisieren. Daher organisieren wir uns auf der kleinsten Ebene ja in Gemeinschaften, die sich Kommunen nennen. Mir jedenfalls ist es weit lieber, wenn meine Gemeinde – abhängig von Moral und Ertrag – bestimmt, wer die Daten haben darf, als wenn darüber Monopolisten irgendwo auf der Welt entscheiden. Der Ertrag kommt mir dann als Einzelner nämlich wieder zugute. Apropos Computer und Jobs: Egal wie gut die Öffnungszeiten in Ihrem Bürgeramt sind: Es wird sich immer jemand beschweren, dass zu seiner gewünschten Zeit nicht geöffnet ist. Wie wäre es mit einer Stimme am Telefon, die bereits die Hälfte der Anfragen ihrer Bürger mit künstlicher Intelligenz beantwortet? „Wie bekomme ich einen neuen Personalausweis?“, „Wo kann ich meinen Hund anmelden?“ Das alles kann der Computer in Zukunft erledigen. Wofür der Mitarbeiter früher acht Stunden am Tag benötigte, braucht er jetzt für die „individuelle Beratung“ vielleicht nur noch drei Stunden am Tag. Macht fünf Stunden mehr Freizeit! Fünf Stunden mehr für sinnstiftende Tätigkeiten.

Zukunft statt Selbstmitleid: So entstehen neue Jobs

Fazit: Wir können weiter die vermeintlich „gute alte Zeit“ bedauern und uns im Selbstmitlied suhlen. Wir können Angst vor der Zukunft haben, die uns traditionelle Berufsbilder kaputt macht. Wir können eine Welt von gestern – zumindest noch für einige Jahre – künstlich am Leben erhalten. Wir können uns aber auch aufmachen, und eine bessere Welt bauen.  Wenn wir es vor Ort nicht tun, machen es andere. Zu ihren eigenen Konditionen!