Online bestellen: Digitale Plattformen greifen in die Stadtentwicklung ein.
Online bestellen: Digitale Plattformen greifen in die Stadtentwicklung ein.
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Studie

So wirken sich digitale Plattformen auf das Stadtleben aus

Amazon, Airbnb, Lieferando - eine neue Studie zeigt, wie digitale Plattformen sich auf das Leben in der Stadt und Gemeinde auswirken - und wie Kommunen selbst aktiv werden können. Experten haben Beispiele zusammengetragen.

Für die Stadtentwicklung werden digitale Plattformen immer bedeutsamer. Zumal viele in die kommunalen Strukturen eingreifen - wie Airbnb als Vermittler für temporäre Unterkünfte, der Onlineversandhändler Amazon oder der Lieferdienst Lieferando. Das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) hat daher im Auftrag des Bundesministeriums für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen eine Studie zu den Auswirkungen solcher Angebote initiiert. Die Experten haben in der Untersuchung in 16 Steckbriefen den Einfluss von Onlineportalen auf das kommunale Leben beleuchtet.

Digitale Plattformen: Auswirkungen steuern

Dazu geben die Expertinnen und Experten Tipps, wie kommunale Verantwortliche mit negativen Auswirkungen umgehen können, aber auch, wie sie Chancen nutzen können, die sich über solche Plattformen ergeben.  Und sie ermuntern die Kommunen, digitale Plattformen selbst zu betreiben und sich dafür Partner zu suchen.

Kommunen betreiben selbst digitale Plattformen

"Einige Kommunen zeigen bereits erfolgreich, wie es geht. Sie setzen Plattformen gezielt ein, um lokale Herausforderungen zu lösen und Verbesserungen im Sinne des Gemeinwohls zu erreichen", sagt Christian Rauch. Er leitet das Referat "Digitale Stadt, Risikovorsorge und Verkehr" im Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung.

Beispiele für kommunale Lösungen mit Partnern

Ein Beispiel: Jelbi, ein Dienst der Berliner Verkehrsbetriebe. In der Jelbi-App sind alle Angebote des Berliner ÖPNV, Leihfahrräder, E-Scooter, Mietwagen und Taxis abrufbar. An größeren S- und U-Bahn-Haltestellen und zentralen Punkten im Stadtgebiet gibt es sogenannte Jelbi-Stationen, wo Fahrzeuge ausgeliehen werden können.

Der Effekt: Indem Mobilitätsangebote gebündelt und die Kosten transparent in der App dargestellt werden, sinken die Zugangshürden für öffentliche Verkehrsmittel und Sharing-Angebote.

Die kommunal betriebene Plattform kuubu des Landkreises Vorpommern-Greifswald, vernetzt Kultur- und Bildungseinrichtungen, Vereine oder ehrenamtlich Engagierte mit den Kindertagesstätten und Grundschulen des Landkreises.

Der Effekt: Der Überblick ermöglicht es, dass die Kindergruppen auch kreative Angebote von Vereinen und engagierten Menschen kennenlernen.

Kind

Im Großraum Bamberg ermöglicht das kommunale FeProNet einen zentralen Überblick über Ferienprogramme verschiedener Anbieter. Eltern können sich registrieren und ihre Kinder über die webbasierte Onlineplattform des Landkreises anmelden.

Der Effekt: Bildungs- und Freizeitaktivitäten für Kinder und Jugendliche können damit leichter organisiert werden und die Auslastung von lokalen Kultur- und Freizeitangeboten steigt.

Die Botschaft der Experten: Die Kommunen sollten den Wandel gestalten und die Entwicklungen im Bereich der Plattform-Ökonomie als Chance begreifen. Sie raten: Prüfen Sie laufend, ob die vor Ort wirkenden Plattformen zu Zielen wie bezahlbarem Wohnraum, nachhaltiger Mobilität und Klimaschutz auch wirklich beitragen oder diese Ziele eher behindern. Falls ja, handeln Sie.

Autorinnen und Autoren empfehlen, strategisch vorzugehen:

- Freiwillige Vereinbarungen zwischen Kommunen und Plattformbetreibern können die Zusammenarbeit produktiver machen. So könnten Daten ausgetauscht werden oder private Betreiber in lokale Gremien oder Projekte zur Wirtschaftsförderung eingebunden werden.

- Kommunen können rechtliche Maßnahmen ausschöpfen, um Plattformen zu regulieren. Beispielsweise durch Obergrenzen für Kurzzeitvermietungen oder eine Genehmigungspflicht für Abstellflächen und die Anzahl von Leihfahrrädern.

- Um Angebotslücken zu schließen, können Kommunen Plattformlösungen selbst entwickeln und betreiben. Dazu können Partnerschaften mit anderen Institutionen und Anbietern eingegangen werden und die Projekte damit personell und finanziell geschultert werden.

In diesen Bereichen wirken sich digitale Plattformen aus:

  • Städtebau / Wohnen und Wohnumfeld
  • Mobilität
  • Lokaler Einzelhandel
  • Arbeit und Beschäftigung
  • Gastronomie
  • Soziales und Integration
  • Bildung und Kultur
  • Tourismus
  • Gesundheit und Sport
  • Urbane Sicherheit
  • Energie, Umwelt und Stadttechnik

Die Studie mit Beispielen von kommunal und privatwirtschaftlich betriebenen Plattformen und ihre Auswirkungen - darunter Doctolib und Amazon Marketplace -  finden Sie hier zum Herunterladen:

Mehr Informationen beim BBSR!

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