Coronavirus: Altenheime untersagen Besuch
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Besucherverbot, keine Ausflüge, Schulungen der Mitarbeiter

Coronavirus: Welche Maßnahmen ergreifen die Altenheime?

Was können Länder und Kommunen tun, um den Betrieb in den Altenheimen nicht zu gefährden? Wie können die Heime eine Ausbreitung des Virus verhindern? KOMMUNAL zeigt, wie Altenheime mit der Krise umgehen.

Das Coronavirus ist insbesondere für ältere Menschen und solchen mit Vorerkrankungen gefährlich. Angesichts der steigenden Erkrankungen hat das Robert-Koch-Institut Hinweise herausgegeben, wie Alten- und Pflegeheime vorgehen sollten: Bei Atemwegserkrankungen oder Fieber sollen die Heimbewohner auf das Coronavirus getestet werden. Die Heime sollen sollen mit Aushängen darauf aufmerksam machen, dass Besucher dem Altenheim fernbleiben sollen - genauso wie Mitarbeiter, die Atemwegserkrankungen aufweisen. Mit den Gesundheitsbehörden sollen Besuchsregeln vereinbart werden und kranke Bewohner ausschließlich in ihren Zimmern versorgt werden.

Was ist wichtig, was ist unwichtig?

Und auch der Bundesverband der kommunalen Senioren- und Behinderteneinrichtungen (BKSB) gibt konkrete Tipps, welche Pflegemaßnahmen bei einem Krankheitsausbruch beibehalten werden sollten: Die Nahrungsaufnahme, die Flüssigkeitszufuhr, die Gabe von Tabletten und Spritzen und das Anlegen von Kompressionsstrümpfen ist unabdingbar. Genau so wie die Hilfe beim Aufstehen, Waschen und bei Bettlägerigen die Lagerung.

Weniger wichtig sind die Fußpflege, das Baden und Verfassen der Pflegeberichte. Sollte 20 Prozent des Personals ausfallen, gilt es, Urlaube zu streichen, die Teilzeit zu erhöhen und auf Aushilfen zurückzugreifen. Bei 40 Prozent weniger Personal sollen externe Dienstleister hinzugezogen werden.

Wegen Coronavirus: Bundesländer verhängen Besuchsverbot für Altenheime

Auf die Maßnahmen des Robert-Koch-Instituts reagieren die Bundesländer bereits. Viele untersagen den Besuch in Alten- und Pflegeheimen. Lediglich Mitarbeiter und Bewohner dürfen die Einrichtungen noch betreten. Viele Heime hängen an ihren Pforten Hinweise zu den Schutzmaßnahmen aus und klären die Besucher am Eingang über die Sicherheitsvorkehrungen auf.

Die Altenheime müssen ihre Mitarbeiter schulen

Der Arbeitgeberverband Pflege hat vor mehreren Tagen Hinweise für seine Mitarbeiter herausgegeben. So sollen in den Altenheimen alle Handgriffe, an denen sich die Senioren festhalten, desinfiziert werden. Auch die Lichtschalter und Türklinken müssen regelmäßig gesäubert werden. Die Mitarbeiter werden angehalten, auf Schmuck und künstliche Fingernägel zu verzichten und ihre Dienstkleidung häufig zu wechseln.

Viele Heime setzen zudem auch verantwortliche Gremien ein, die für den Umgang mit infizierten Heimbewohnern zuständig sind.

Friedhelm Fiedler, der Vizepräsident des Arbeitgeberverbandes Pflege macht sich allerdings weniger Sorgen um die stationären Altenheime, sondern vielmehr um die Senioren, die von Angehörigen zu Hause gepflegt werden. "Diese sind nämlich nicht medizinisch geschult."

Tatsächlich werden nur 24 Prozent von den Pflegebedürftigen in stationären Einrichtungen versorgt, 76 Prozent zu Hause – davon 51,7 Prozent durch Angehörige und 24,3 Prozent zusammen mit Angehörigen oder nur durch ambulante Pflegedienste.

Hierbei gilt: Die Präventivmaßnahmen müssen auch an die pflegenden Familienmitglieder herangetragen werden. Sei es durch die lokale Zeitung oder die Homepages der Kommunen.

Homeoffice - eine Option für die Mitarbeiter der Altenheime?

Dass jetzt immer mehr Schulen und Kitas geschlossen haben, hat auch unweigerlich Konsequenzen für die Altenheime: „Wir können keinen einzigen Mitarbeiter entbehren“, sagt Winfried Kraus, Leiter des Altenzentrums Oppenheim. „Und daher ist es uns nicht möglich, Angestellte nach Hause zu schicken, damit diese ihre Kinder betreuen können.“

In anderen Bereichen arbeiten die Angestelten der Unternehmen längst im Homeoffice.

Doch welche Lösung gibt es für die Altenheime? „Wir überlegen, wenn irgendwie möglich, eine Kita-Gruppe einzurichten, damit unsere Mitarbeiter ihre Kinder mitbringen können. Wir hoffen, das wird uns gestattet“, erklärt Kraus. In einem extra Raum des Altenheims sollen circa zehn Kinder, für die es keine andere Betreuungsmöglichkeit gibt, betreut werden. Dafür will das Heim eng mit der Stadt zusammenarbeiten. Denn die Kinder sollen von Erziehern der städtischen Kitas beaufsichtigt werden, die nun sowieso geschlossen sind. 

Desweiteren können die Altenheime auf flexible Dienstpläne setzen - sodass Kinderbetreuung und Arbeit besser zu kombinieren sind.

Trotz Coronavirus: Das Leben in den Altenheimen geht weiter

Kraus erklärt aber auch, dass es für Senioren unheimlich wichtig ist, soziale Kontakte innerhalb des Heims zu pflegen. Deshalb werden bei ihm die Bewohner nicht präventiv ins Einzelzimmer verbannt.

Dennoch sollten Altenheime bestimmte Vorsichtsmaßnahmen ergreifen: „ Ausflüge lassen wir vorerst bleiben, verbringen die Zeit mit Spielen und Rätseln lieber gemütlich im Wohnzimmer.“

Obwohl momentan viele Verwandte in den Altenheimen anrufen, um sich über den Gesundheitszustand ihrer Liebsten zu erkundigen, ist in so einer Siuation für Kraus aber auch klar, dass wegen des Coronavirus niemand alleine sterben soll.

Auch von Njema Drammeh