Die Ehe für alle - politisch kein Problem mehr, technisch aber schon

Ehe für Alle: Software sperrt sich gegen Gleichstellung

Deutschlands Standesämter haben ein unfreiwilliges "Ehe für Alle" Problem. Eine peinliche Software-Panne macht ihnen zu schaffen.

Bisher nannte es sich "Lebenspartnerschaftsgesetz" - ab dem 1. Oktober macht der Gesetzgeber bei der Ehe zwischen zwei Männern oder zwei Frauen keinen Unterschied mehr zur "heterosexuellen" Partnerschaft. Das einzige Problem: Mag die Politik auch modern sein, die Software der deutschen Standesämter ist von gestern. Das Standard-Programm der Ämter weigert sich nämlich, zwei Männer oder zwei Frauen korrekt als Ehepaare in das Formular einzutragen. Das Ergebnis: einer der beiden Partner muss sich vorerst mit dem falschen Geschlecht registrieren lassen.

Ehe für Alle: korrekte Urkunden sind noch nicht möglich

Dabei war die Software eigentlich schon weiter. Zahlreiche Kommunen hatten in den vergangenen Jahren neben den "Hochzeitsbüchern" auch "Bücher der Lebenspartnerschaft" angeschafft, gaben diese entsprechend "verpartnerten" auch aus. Auch bei der Software gab es keine Probleme, denn es handelte sich um ein "extra Gesetz", das parallel zur "klassischen" Hochzeit galt, entsprechend gab es dafür passende Formulare.

Die Ehe für Alle - gesetzlich kein Problem, technisch eine Herausforderung

Nun müssen die "alten" Formulare umgeschrieben werden. Das ist bisher aber laut einem Zeitungsbericht nicht passiert. Und es scheint fraglich, ob die Software bis zum 1. Oktober bundesweit umgeschrieben ist. Denn ab diesem Tag können "Lebenspartner" ihre bisherige Partnerschaft in eine "Ehe" umwandeln lassen beziehungsweise heiratswillige schwule und lesbische Paare sich nach dem "normalen" Gesetz trauen lassen.

Run auf die Standesämter erwartet

In zahlreichen Kommunen gibt es schon Anfragen, möglichst gleich zum 1. Oktober vor allem die eingetragenen Lebenspartnerschaften umschreiben zu lassen. Niedersachsens Sozialministerin Rundt schätzt die Zahl der Lebenspartnerschaften allein in ihrem Bundesland auf knapp 4000. Viele davon würden wohl noch in diesem Jahr ihre Partnerschaft auf eine "Ehe" umschreiben lassen. Hinzu kommen dürften weitere Heiratswillige. Für viele homosexuelle Paare sei die Öffnung der Ehe ein "Ankommen in der Normalität", weshalb sie nun den Gang zum Standesamt wagen würden, heißt es in vielen Standesämtern.

Ehe für Alle ändert real kaum etwas

Rein rechtlich ändert sich für Menschen, die bisher in einer Lebenspartnerschaft leben, übrigens nur wenig. Im Laufe der vergangenen Jahre wurden nahezu alle Rechte, etwa das Steuerrecht oder das Erbschaftsrecht, an die "klassische Ehe" angeglichen. Nahezu einzige Ausnahme war bisher das gemeinsame Adoptionsrecht für gleichgeschlechtliche Paare. Hier gab es im Lebenspartnerschaftsgesetz besondere Regelungen. So war etwa die "zeitgleiche, gemeinsame Adoption" ausgeschlossen, die Verfahren für Betroffene entsprechend langwieriger. Dennoch dürfte ein Großteil der bisherigen eingetragenen Lebenspartner eine Umwandlung in die klassische Ehe bevorzugen. In Deutschland gibt es knapp 50.000 eingetragene Lebenspartnerschaften.