Tolle Aktion
Jugendliche helfen Jugendlichen
Beratung durch Jugendliche, Erwachsene und via Chat
Neben dem Angebot „Jugendliche beraten Jugendliche“ gibt es noch zwei weitere Felder des Kinder- und Jugendtelefons. Bereits seit 1994 gibt es das bekannte Beratungsangebot durch erwachsene Ehrenamtliche, konkret Menschen ab 25 Jahren, die von Montag bis Freitag jeweils von 14 bis 20 Uhr Anrufe entgegen nehmen. Zudem gibt es eine Online-Beratung via Chat. Die Beratung der Jugendlichen durch Jugendliche wird ebenfalls in den Zeitfenstern unter der Woche und zudem am Samstag angeboten und läuft mittlerweile seit über 15 Jahren. Die Kosten für die Koordination, die Ausbildung der Berater, das Büro und den Arbeitsplatz für die Berater werden sowohl von der Stadt Leipzig als auch von den angrenzenden Landkreisen übernommen, erläutert Susanne Lenk.

Hochmotivierte jugendliche Berater
„Die ehrenamtlichen Jugendlichen, die sich bei uns engagieren, sind besondere Menschen, die eine gesellschaftliche Verantwortung spüren. Sie wollen Ansprechpartner sein für die Kinder und Jugendlichen und ihnen etwas geben“, sagt Susanne Lenk. Aktuell besteht das Team der Beratung durch Jugendliche aus 10 Teammitgliedern im Alter von 16 bis 25 Jahren. „Da ist zum Beispiel jemand mit vielen Geschwistern zu Hause, der als Ältester viele Erfahrungen gesammelt hat und diese weitergeben möchte“, erzählt Lenk, und nicht selten hätten die jungen Ehrenamtlichen vor, später einmal einen sozialen Beruf zu ergreifen. „Bei uns bekommen sie eine tolle Chance, sich auszuprobieren und Erfahrungen zu sammeln“, so Lenk – so profitieren alle Seiten von der Tätigkeit.
Intensive Ausbildung für die Berater
Bevor sie das erste Mal wirklich am Telefon sitzen, erhalten die zukünftigen Telefonberater eine halbjährige Ausbildung im Umfang von 100 Ausbildungsstunden. Darin werden sie in die Gesprächsführung und -technik eingeführt, erhalten einen Input zum Thema Selbstreflexion und –schutz und bekommen intensive Briefings zu den einzelnen Themenbereichen und dem Umgang auch mit schwierigen Aspekten.
Themen aus dem Leben
„Die Themen, mit denen sich die Anrufer an uns wenden, sind ganz unterschiedlich und bilden eigentlich alles ab, was das Leben so mit sich bringen kann“, sagt Lenk. Das reicht von ganz alltäglichen Situation, die die Jugendlichen beschäftigen, über Gesundheitsfragen, das Hadern mit Einsamkeit und Langeweile, die Suche nach der eigenen Identität bis hin zu Mobbing, häuslicher Gewalt oder Missbrauch. Einen wesentlichen Teil machen auch Themen aus dem Bereich Sexualität und Partnerschaft aus, etwa die Suche nach der sexuellen Orientierung, Liebeskummer oder Probleme in der Beziehung. Erkennen die Berater eine akute Notlage oder vertieften und professionellen Beratungsbedarf, versuchen sie Hilfe zu vermitteln und die Anrufer weiterzuleiten. Meist aber steht laut Lenk das persönliche Gespräch im Vordergrund und suchen die Anrufenden schlicht einen Menschen, der ihnen intensiv zuhört.
Persönlicher Kontakt ist entscheidend
Das Angebot der Beratung für Jugendliche durch Jugendliche ist ausgesprochen niedrigschwellig und offen, zudem beidseitig anonym und kostenfrei. Ruft ein Klient bei der Telefonnummer an, wird ihm ein Berater vermittelt. Merkt man im Laufe des Telefonats, das man nicht gut harmoniert und kein persönliches Gespräch möglich ist, kann man problemlos einen anderen Berater wünschen und wird dann weitergereicht.
„Die Hauptanrufer-Gruppe sind die 12 bis 17-Jährigen“, sagt Lenk, und sie bringen all die Themen mit, die einen in der Pubertät so umtreiben. Dabei gäbe es natürlich längst viele Informationen zu ihren Fragen im Internet. „Aber das ersetzt nie den persönlichen Kontakt mit einem Menschen, der in diesem Augenblick ganz präsent ist und einem zuhört“, so Lenk. Die Berater sind sich dieser Bedeutung laut der Koordinatorin sehr bewusst und versuchen, intensiv zuzuhören, im Sinne der Anrufer mitzudenken, nach Lösungen zu suchen und manchmal auch weiterzuvermitteln.
Vertraute Lebenswelt
Nach Erfahrung von Lenk bringt die Beratung durch nahezu Gleichaltrige verschiedene Vorteile mit sich. „Am anderen Ende der Leitung sitzen Menschen, die selbst nah dran sind an der Lebenswelt der Anrufer und dadurch oft deutlich lockerer und anders in die Kommunikation gehen als z.B. 40- oder 50-Jährige“, so Lenk. Dabei würden die jungen Berater oft eine andere Umgangssprache sprechen als ihre erwachsenen Kollegen und seien sie an manchen Themen näher dran, ob es nun um die Schulsituation oder die Lage in der Familie gehe.
Wichtiges Präventionsangebot in der Kommune
Das Telefonangebot ist intensiv eingebunden in die kommunalen Netzwerke und Susanne Lenk und ihre Kollegen stehen in engem Austausch auch mit den kommunalen Stellen, dem Jugendamt und den städtischen Gremien. Zudem ist die Koordinatorin regelmäßig im gesamten Landkreis unterwegs, um an Schulen, Jugendzentren oder bei anderweitigen Beratungsstellen auf das Angebot aufmerksam zu machen. „Die Beratung der Jugendlichen durch Jugendliche ersetzt natürlich keine professionelle Beratung, sondern bleibt ein ehrenamtliches Angebot.“ Für die jungen Anrufer sei das gleichwohl eine unkomplizierte Möglichkeit, um mit jemandem zu reden und gegebenenfalls Hilfe zu bekommen. Und auch die Kommune profitieren laut Lenk davon. „Ein präventives und kontinuierliches Angebot ist sehr wichtig. Wenn die Jugendlichen bei Problemen und Fragen präventiv Ansprechpartner finden, können größere Krisen und Notfälle nicht selten verhindert werden."
Zum Angebot des Kinderschutzbundes in Leipzig.

