Bottrop versucht den Klimawandel

Klimawandel: Bottrop auf neuen Wegen

5. Januar 2018
Die Ergebnisse der Weltklimakonferenz in Bonn werden wohl nicht in die Geschichtsbücher eingehen. Zwar arbeitete die Konferenz an einem Regelbuch zur Umsetzung des Pariser Abkommens, doch neue Beschlüsse wurden nicht gefasst. Gute Nachrichten gibt es dennoch. Deutschlands Kommunen sind in Sachen Energiewende und Klimaschutz sehr umtriebig und erfolgreich. KOMMUNAL zu Besuch in einer ehemaligen Zechenstadt, die auf dem Weg zur Klima-Vorzeigestadt ist.

Autor: Wolfgang Thielmann Die Zukunft der Stadt Bottrop steht am Ostring. Ein umgebautes Vierfamilienhaus zwischen alten Zechenhäusern. Das Gebäude versöhnt Bauen und Klimawandel. Es ist weiß gestrichen, die Flächen zwischen den Fenstern rot abgesetzt, die Giebelwand glänzt schwarz. Von unten sieht man kaum, dass Solarpaneele das ganze Dach bedecken. Es ist ein Plus-Energie-Haus; es produziert mehr Energie als es verbraucht. Und es wurde umgebaut „mit Teilen, die am Markt und bezahlbar sind“, sagt Rüdiger Schumann, der den Klimawandel in Bottrop vermarktet. In Bottrop hat das Beispiel Schule gemacht. 2017 ist die Stadt für den Deutschen Nachhaltigkeitspreis nominiert.

Klimawandel: Eine Stadt zwischen Vergangenheit und Zukunft

Die Vergangenheit einer der kleinsten kreisfreien Großstädte Deutschlands steht zwölf Kilometer weiter nördlich am Alten Postweg. Da erhebt sich ein Förderturm über dem letzten Kohlebergwerk im Ruhrgebiet, der Zeche Prosper V. Ende 2018 kommt der Bundespräsident, um eineinhalb Jahrhunderte Kohleabbau zu beenden. Die Kohle hat aus dem kleinen Bauerndorf Bottrop eine Großstadt geformt. Sie hat das Zentrum seit der letzten Jahrhundertwende um sieben Meter absinken lassen. Acht Zechen förderten in den Sechzigerjahren schwarze Berge aus hunderten Metern Tiefe und schütteten sie zu riesigen Halden auf. Auf der größten steht heute ein Tetraeder aus schlankem Stahl. Wer ihn erklettert, kann bei gutem Wetter das ganze Ruhrgebiet überblicken.

Mehr Lebensqualität durch weniger Luftverschmutzung

Aus der Krise des Bergbaus ist Bottrop, mit 117.000 Einwohnern eine der kleinsten kreisfreien Großstädte in Deutschland, als Modell des Klimawandels hervorgegangen. Nirgends ist der Kohlendioxidausstoß so verringert worden wie hier. 2020 soll er um die Hälfte zurückgegangen sein, bei verbesserter Lebensqualität. Die Stadt ist gut im Plan. 2015 waren schon knapp 38 Prozent erreicht, das sind 100.000 Tonnen – so viel wie 100 Quadratkilometer Wald in einem Jahr absorbieren können. „Das Ziel werden wir schaffen“, sagt Burkhard Drescher, der Geschäftsführer des Unternehmens „Innovation City Management GmbH“, das am Bottroper Südring Büros für 35 Leute hat.

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Kaum 500 Meter weiter steht das nächste Plus-Energie-Haus. Deutschlandweit liegt die Rate der energetischen Modernisierungen bei 0,8 Prozent aller Häuser im Jahr. In Bottrop sind es drei Prozent. Und vor der Zeit soll das Beispiel Schule machen. Das Unternehmen hat den „Rollout“ begonnen. Nach den guten Erfahrungen in Bottrop wurden im ganzen Ruhrgebiet Wohnquartiere für die Sanierung benannt. 20 Ruhrgebietsstädte zwischen Wesel und Hamm sind mit im Boot. Und das Projekt zieht immer weitere Kreise. Neue Städte stehen vor der Tür, darunter München, Berlin und Hamburg. Städte verbrauchen 80 Prozent der Energieressourcen. Ein Jahr lang konzipieren die Leute von InnovationCity, was geschehen kann. Dann geht es an die Umsetzung. „Bottrop ist die positive Blaupause“, sagt Oberbürgermeister Bernd Tischler. „Das Interesse an den Bottroper Ideen ist groß, auch international. Das hat dem Image der Stadt gut getan.“ Vom Weltklimagipfel im November in Bonn, 120 Kilometer weiter südlich, sind Exkursionsbusse in die Klimastadt gefahren.

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