Kommunalwahlen in Thüringen - hier Wahlvorsteher Miklos Szatmari kippt die Wahlurne in der Arnstadter Stadthalle aus.
Kommunalwahlen in Thüringen - hier Wahlvorsteher Miklos Szatmari kippt die Wahlurne in der Arnstadter Stadthalle aus.
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Schlangen vor Wahllokalen

Kommunalwahlen in Thüringen - das sind die Sieger und Verlierer

Die CDU hat bei den Kommunalwahlen in Thüringen landesweit ihr Ergebnis als stärkste Kraft verteidigt. Die AfD schaffte es vor allem bei den Landratswahlen in viele Stichwahlen, meist aber mit deutlichem Abstand zum CDU-Kandidaten. Zersplitterter sieht die Situation in vielen Kreistagen und Gemeindeparlamenten aus. Hier gibt es fast überall zwei ähnlich starke Fraktionen, was die Mehrheitsfindungen schwieriger machen dürfte.

Auch an diesem Montagvormittag sind noch nicht alle Stimmen in den Wahllokalen in Thüringen ausgezählt. Obwohl das Wahlsystem eigentlich relativ einfach ist. Für die Gemeindeparlamente und Kreistage haben die Wähler jeweils drei Stimmen - damit können sie eine Partei oder Wählergruppe ankreuzen oder bestimmten Kandidaten auf der Liste bis zu drei Stimmen geben. Bei den Bürgermeister und Landratswahlen hingegen hat jeder Wähler klassisch nur eine Stimme. Hier gilt aber: Hat ein Bewerber nicht die absolute Mehrheit, findet in 2 Wochen eine Stichwahl statt - diese dann zusammen mit den Europawahlen. 

Insgesamt lag die Wahlbeteiligung auf dem Niveau der letzten Wahl vor fünf Jahren. Vor vielen Wahllokalen bildeten sich jedoch lange Warteschlangen. In vielen Orten mussten Wähler über eine Stunde lang warten. In Jena und Gera war der Andrang so groß, dass Wahlkabinen nachgeordert werden mussten.

Besonderes Augenmerk galt den Landratswahlen, hier zeichnete sich im Vorfeld ab, dass die AfD erstmals mehrere Posten erobern könnte. Doch der Durchmarsch blieb aus. In der ersten Runde konnte die Partei keinen einzigen Landratsposten oder auch einen Oberbürgermeisterposten gewinnen. In einer ganzen Reihe kommunaler Gremien rückte die AfD der stärksten Kraft in Thüringens Kommunen, der CDU, jedoch auf die Pelle. Gerade in vielen Kreistagen stellen CDU und AfD gleich große Fraktionen.

So sind die Landratswahlen ausgegangen 

In den meisten Landkreisen kommt es zu einer Stichwahl zwischen den Landratskandidaten der CDU und der AfD. Im Landkreis Altenburger Land und in Osthüringen liegt dabei der Kandidat der AfD vorn, in den anderen Kreisen führt die CDU meist mit deutlichem Vorsprung. Somit zwingt die AfD die CDU zwar in zahlreiche Stichwahlen, für die Führung in Kommunen reicht es aber offenbar nirgends.



Für Aufregung sorgte das Abschneiden eines Neonazis bei der Landratswahl in Hildburghausen - hier war die AfD nicht angetreten. Mit 25 Prozent der Stimmen schaffte es aber ein deutschlandweit bekannter Neonazi in die Stichwahl - Thommy Frenck ist Gastwirt, seine Kneipe gilt seit Jahren als Pilgerort für die Neonazi-Szene.

In den Kreistagen verbesserte sich die AfD aber im Schnitt um fast 10 Prozentpunkte, liegt in vielen Kreistagen mit der Zahl der Mandate nun gleichauf mit der CDU. Verluste erlitten Linke, SPD und Grüne, die in Thüringen die Landesregierung stellen. Im September wird in Thüringen auch der Landtag neu gewählt, weshalb die Wahl - trotz der dominierenden kommunalen Themen - auch als kleiner Stimmungstest galt. 

In einigen Landkreisen sind derweil die Landräte nicht mehr angetreten - unter ihnen die beide dienstältesten Landräte Deutschlands. Nämlich in Greiz, wo Martina Schweinsburg nicht mehr antrat - hier holte der von ihr unterstütze CDU Kandidat die meisten Stimmen, muss aber in eine Stichwahl mit dem AfD Bewerber. 

Und auch Werner Hennig, seit 1990 Landrat im Eichsfeld, trat nicht mehr an. Die von ihm unterstütze Marion Frant hat hier beste Chancen auf seine Nachfolge, erreichte im ersten Wahlgang 46 Prozent. In der Stichwahl titt sie gegen AfD Kandidat Marcel König (21 Prozent) an. 

Überraschungen bei den Oberbürgermeisterwahlen

Einen herben Dämpfer musste die SPD bei den Oberbürgermeisterwahlen in der Landeshauptstadt Erfurt hinnehmen. Amtsinhaber Andreas Bausewein, der seit 18 Jahren regiert, kam mit 22 Prozent nur auf den zweiten Platz. Die meisten Stimmen holte CDU Herausforderer Andreas Horn mit 28 Prozent. Beide gehen somit in die Stichwahlen. 

Riesige Freude derweil beim Amtsinhaber in Jena. Der bei der letzten Wahl überraschend erstmals gewählte FDP Oberbürgermeister Thomas Nitzsche hat gute Chancen auf eine Wiederwahl. Auch er muss zwar in eine Stichwahl, liegt aber mehr als 10 Prozentpunkte vor seiner Herausforderin Katleen Lüzkendorf von den Grünen. 

Auch in Gera kommt es zu einer Stichwahl zwischen einem Kandidaten der CDU und einem parteilosen Kandidaten. 

In Weimar und Suhl erreichten die CDU Kandidaten gleich im ersten Wahlgang deutliche Mehrheiten und zogen in die Rathäuser ein. Im Landkreis Weimarer Land verpasste die CDU-Kandidatin die absolute Mehrheit um 0,2 Prozentpunkte.

Sollte sie es in der Stichwahl schaffen, wäre sie eine von sehr wenigen Frauen, die in Thüringen als Bürgermeisterin gewählt wird. Von den 64 zu besetzenden hauptamtlichen Bürgermeisterposten schafften es direkt nur 2 Frauen, eine Frau ist in einer Stichwahl vertreten.  

Ansonsten schafften es auch viele parteilose Kandidaten auf Bürgermeisterposten. So wird Uwe Kraneis (Gemeinsam für Kölleda) neuer hauptamtlicher Bürgermeister in Kölleda. Er war einziger Kandidat und bekam mehr als 94 Prozent der Stimmen. 

Bei der Bürgermeisterwahl in Ebeleben im Kyffhäuserkreis ist Amtsinhaber Steffen Gröbel wiedergewählt worden - ebenfalls ohne Gegenkandidaten. Auch in Sondershausen wurde der parteilose Steffen Grimm als Bürgermeister mit 95 Prozent bestätigt. In Rastenberg im Kreis Sömmerda wurde Beatrix Winter (Wählergemeinschaft für Rastenberg) als ehrenamtliche Bürgermeisterin wiedergewählt - mit 93 Prozent der Stimmen ohne Gegenkanddiaten. Und auch in Rothenstein gab es nur einen Kandidaten. Der parteilose Matthias Kühne wurde ale ehrenamtlicher Bürgermeister wiedergewählt. In Bad Sulza bleibt der Amtsinhaber Bürgermeister - Dirk Schütze bekam als Einzelbewerber 67 Prozent der Stimmen. Und auch in Stadtrode bleibt alles beim Alten- Amtsinhaber Klaus Hempel (Freie Wähler) erhielt mit 61 Prozent die absolute Mehrheit. 

Parteiinterner Streit im Kreis Saalfeld-Rudolstadt 

AfD gegen AfD hieß es im Kreistag in Saalfeld-Rudolstadt. Hier gab es einen monatelangen parteiinternen Streit. So trat neben der AfD auch eine Liste Namens AfL (Alternative für den Landkreis) an, sie wurde von Landeschef Höcke unterstützt, der als Spitzenkandidat der AfD bei der Landtagswahl antritt. Im Kreistag wurde somit die CDU mit rund 23 Prozent stärkste Kraft, die AfD landete bei 20 Prozent und ihr parteiinterner Ableger aus dem Höcke-Lager wurde mit 14 Prozent nur viertstärkste Kraft hinter einem lokalen Bürgerbündnis (BfL, 16 %).  

So schnitten die Parteien in den Kreistagen ab 

Schaut man auf das landesweite Ergebnis, so liefern sich CDU und AfD in den Kreistagen bei der Zahl der Mandate ein Kopf- an Kopf Rennen. Beide landeten bei rund 27 Prozent, die CDU minimal vor der AfD. Thüringenweit liegt die CDU in elf Landkreisen und kreisfreien Städten derzeit vor allen anderen Parteien, die AfD in neun. In Jena haben Linke und CDU nahezu die gleiche Anzahl an Stimmen erreicht, gefolgt von den Grünen. Im Kreis Hildburghausen sind laut gegenwärtigem Stand der Auszählung die Freien Wähler die stärkste Fraktion, dicht gefolgt von der CDU.

Insgesamt waren 1,7 Millionen Menschen in Thüringen zur Kommunalwahl aufgerufen. Wählen durften alle Deutschen, sowie EU Bürger mit Sitz in der jeweiligen Gemeinde ab 16 Jahren. 

Nach Auszählung fast alle Stimmen erreicht die CDU praktisch das gleiche Ergebnis (gut 27 Prozent) wie vor fünf Jahren, die AfD legt um fast 10 % zu, nachdem sie bei der letzten Wahl deutlich hinter den Erwartungen zurück blieb (gut 26 % im Jahr 2024) die SPD verliert leicht auf gut 10 Prozent vor den Grünen, die sich mit 3,8 Prozent halbieren und der FDP, die nicht überall angetreten ist, zwar 2 Bürgermeisterposten stellt aber gesamt unter 3 Prozent bleibt. 

Dort, wo sie angetreten sind, hat auch das Bündnis Sarah Wagenknecht Erfolge eingefahren. Zu sehen etwa an den Kreistagswahlen im Wartburgkreis. Dort wird die CDU mit 32 Prozent stärkste Kraft vor der AfD mit 29 Prozent, an dritter Stelle folgt das BSW mit 10 Prozent der Stimmen. Wie auch in vielen anderen Landkreisen spielen die anderen Parteien eine untergeordnete Rolle - im Wartburgkreis holt die SPD 9 Prozent, Grüne und FDP um 2 Prozent. Einzig die Freien Wähler können mit 7 Prozent noch eine Fraktion bilden. 

Auf der anderen Seite des Bundeslandes im Kreis Graz ähnliche Ergebnisse: Die CDU vorne mit 36 Prozent vor der AfD mit 27 Prozent und dem BSW mit 11 Prozent. Alle anderen Parteien sind einstellig, zwei regionale Wählerbündnisse mit 7 und 5 Prozent, gefolgt von der SPD mit gut 5 und der Linken mit gut 4 Prozent. Grüne und FDP ohne Chance um 2 Prozent. 

Ganz im Süden im Kreis Hildburghausen liegen die Freien Wähler mit 25 Prozent vor der CDU (24) und der AfD (18), hier ist der BSW nicht angetreten, die Linken treten hier jedoch erstmals an, kommen auf 6 Prozent, die SPD unter 5 und die FDP unter 3 - die Grünen sind nicht angetreten. 

Und im Norden von Thüringen im Kreis Eichsfeld ebenfalls die CDU vorne mit 44 Prozent vor der AfD mit 22 und einem Freien Wählerbündnis mit 13 Prozent. Linke, SPD , Grüne und FDP jeweil um 3 Prozent - wie im gesamten Land dominieren auch hier praktisch CDU und AfD.