Johanniter auf dem Motorrad
Ehrenamtliche wie die Johanniter können durch Crowdfundig Projekte verwirklichen.
© Stadtwerke Brandenburg/Johanniter/Montage Melina Werner

Crowdfunding

Kommunen nutzen Spendenplattformen

Die digitale Welt hat mit Crowdfunding neue Möglichkeiten geschaffen, um gemeinschaftlich Projekte zu finanzieren. Die Stadtwerke Brandenburg an der Havel zum Beispiel fördern mit ihrer Plattform die Vernetzung von Kommunen, lokalen Initiativen, Vereinen und Bürgern.

Die Bogensportler in Brandenburg an der Havel brauchen eine Flutlichtanlage? 54 Spender legen 1.500 Euro zusammen. Die Motorradstaffel der Johanniter-Unfall-Hilfe will in neue Motorradhelme und in ein weiteres Motorrad investieren? 38 Bürger machen die Bestellung möglich. Auch der DLRG Stadtverband hat sich schon über Mehreinnahmen gefreut. 5.000 Euro waren erbeten worden – 45 Spender ermöglichten die Investition in Schutzkleidung für zukünftige Retter.

 Crowdfunding-Projekte in Brandenburg an der Havel

Seit September 2021 freuen sich die Mitarbeiter der Stadtwerke Brandenburg an der Havel über erfolgreiche Crowdfunding Projekte wie diese. Die Plattform dafür haben die Stadtwerke selbst initiiert – als Finanzierungsmöglichkeit für Projekte von lokal und regional tätigen Vereinen und Initiativen, deren Unterstützungsanfragen die Stadtwerke Brandenburg an der Havel in der Vergangenheit nicht selten ablehnen mussten. Heide Traemann, zuständig für die Unternehmenskommunikation bei den Stadtwerken, erläutert: „Leider war und ist unser Budget für solche Anfragen natürlich sehr begrenzt. Unsere neue Crowdfunding-Plattform sorgt nun für neue Finanzierungsmöglichkeiten aus der Mitte der Gesellschaft heraus. Außerdem helfen die gemeinschaftlich unterstützten Projekte, Stadtwerke, Vereine, Initiativen und Bürgerschaft besser zu vernetzen. Durch die Plattform wächst nun zusammen, was zusammengehört.“

Wer kann sich bewerben?

Bewerben können sich alle, die lokal und regional verortete Projekte planen, die überwiegend nachhaltig angelegt sind, bei den Bildung, Aufklärung und Innovationen zum Thema Nachhaltigkeit vermittel wird. Neben der Beratung haben die Projektleiter zudem den Vorteil, dass sie – wenn das Spendenziel erreicht wird – sichere Fördergelder ohne jedes Risiko erhalten und zudem neue Kontakte knüpfen. Entwickelt wurde die Plattform zusammen mit einer Crowdfunding-Initiative, die seit Jahren auch im kommunalen Bereich aktiv ist. Von dort bekommen die Initiatoren Hilfe etwa bei der Erstellung von Projektvideos und Begleittexten oder bei Fragen rund um mögliche Prämien. Diesen zusätzlichen Service müssen die Initiatoren jedoch zusätzlich bezahlen.

Projekt für junge Menschen mit Autismus

Überzeugt hat das Projekt auch Anja Heinecke, Hausleiterin in der Pusteblume, einem Projekt für junge Menschen mit Autismus in Kleinmachnow. Die gemeinnützige Gesellschaft bietet seit Neuestem zwölf jungen Erwachsenen in Falkensee eine Heimat. Für die Einrichtung eines Wohlfühl- und Rückzugsortes suchte die Gesellschaft finanzielle Unterstützung – und fand sie auf der Crowdfunding-Plattform der Stadtwerke an der Havel.  „Von dieser Unterstützungsmöglichkeit hatte ich natürlich schon gelesen, aber selbst noch nie eine solche Aktion gestartet und folglich nicht die leiseste Ahnung, wie man eine solche Kampagne angeht. Aber dank der Plattform der Stadt haben wir das Projekt dann recht schnell bewerben können.“ Das Ergebnis hat selbst die hoffnungsfrohe Hausleiterin positiv überrascht. „Natürlich war ich am 17. September, als es losging, sehr nervös. Würden wir das Geld in den wenigen Wochen tatsächlich zusammenbekommen?“

Zielsumme beim Crowdfunding schnell erreicht

Am Abend des ersten Tages konnte Anja Heinecke es kaum fassen. Die Zielsumme von 1.500 Euro war bereits erreicht. Bis zum Ende der Laufzeit am 1. November 2021 waren es schon knapp 3.700 Euro.  „Besonders überrascht hat mich die Tatsache, dass die von uns ausgelobten Dankeschön-Geschenke zumeist gar nicht abgerufen wurden. Die wenigen Spender, die eine Prämie wollten, haben sich für eine Einladung zu unserem Sommerfest entschieden.“ Mit dem unerwarteten hohen Geldsegen hat die Hausleiterin nun  so einiges vor. „Manche unserer zukünftigen Bewohner können sich verbal nicht verständigen. Für diese Menschen bestellen wir zum Beispiel Bildkarten, mit denen wir ihre Wünsche und Bedürfnisse abfragen und den Tagesablauf unserer Bewohner besser strukturieren können.“ 

Stadtwerke: Gemeinsam viel erreichen

Heide Traemann von den Stadtwerken zeigt sich begeistert von den neuen Möglichkeiten: „Wir wollen als Stadtwerke den Menschen sozusagen Lust auf Hier machen. Deshalb natürlich auch die Fokussierung auf lokale Projekte, die ganz nah an den Menschen dran sind. Schließlich entscheiden in einer Gemeinschaft alle gemeinsam, wie lebenswert das Umfeld ist, in dem wir leben. Ebenso wie wir gemeinschaftlich entscheiden, welche Dinge uns in unserer Region besonders am Herzen liegen.“

Heide Traemann
Heide Traemann von den Stadtwerken Brandenburg an der Havel

Jedes Projekt, so die Stadtwerke-Mitarbeiterin, für das auf der Plattform geworben worden sei, konnte erfolgreich gestaltet werden und sende somit die positive Botschaft aus: „Gemeinsam können wir viel erreichen!“ Das kann Benedikt Michaelis von der DLRG nur unterstreichen. Im „Meetingpoint Brandenburg“ erklärt er, warum das Crowdfunding-Projekt für seine Truppe so wichtig war: „Viele Menschen wissen gar nicht, dass unsere Einsatzkleidung selbst finanziert ist.”

Ehrenamtliche eingekleidet

Das heißt: Wer sich beim DLRG für in Not geratene Menschen einsetzen will – muss erst einmal tief in die eigene Tasche greifen. Nicht selten eine zu hohe Hürde für potentielle neue Ehrenamtler, denn der Preis für ein komplettes Einstiegsset, bestehend aus Hose, Schuhe, Shirts, Jacke und Neopren-Shorties, beläuft sich schnell auf 500 Euro. Mit dem großen Geldsegen können nun zehn neue Ehrenamtler eingekleidet werden. Eine Investition, die sich auch für die Bürger der Stadt Brandenburg an der Havel lohnen sollte.