Ländervergleich: Schaffen wir die Energiewende?

Die Umsetzung der Energiewende geschieht in den Kommunen. Um ihnen die besten Voraussetzungen dafür zu schaffen, sind die Länder gefragt entsprechende Gesetze, Förderprogramme und weitere Maßnahmen zu beschließen. Eine aktuelle Studie vergleicht welche Bundesländer sich in welchen Bereichen am meisten für die Energiewende einsetzen.

Welches Bundesland schafft die besten Voraussetzungen für die Energiewende in ihren Kommunen? Das wollten die Agentur für Erneuerbare Energien, das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung und das Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoffforschung herausfinden. Anhand von vier Indikatorengruppen (Anstrengung und Erfolge zur Nutzung Erneuerbarer Energien, sowie Anstrengungen und Erfolge für einen technologischen und wirtschaftlichen Wandel), haben die Institute die Bundesländer nun zum fünften Mal seit 2012 bewertet. Der Energiewende-Sieger: Baden-Württemberg.

Doch: "Weder ist beim Schlusslicht Saarland alles schlecht, noch ist Baden-Württemberg in allen Bereichen Vorreiter", sagt Frithjof Staiß, Geschäftsführendes Vorstandsmitglied des ZSW. "Dort gibt es Verbesserungspotential bei der wirtschaftlichen Bedeutung Erneuerbarer Energien." In diesem Bereich punktet dagegen das letztplatzierte Saarland. Guckt man sich die Ergebnisse genauer an, erkennt man, dass jedes Bundesland unterschiedlich gelagerte Stärken und Schwächen hat. So ist in Baden-Württemberg besonders die politische Anstrengung hoch, die Nutzung Erneuerbarer Energien zu fördern. Dagegen sind die Erfolge bei der konkreten Umsetzung von Klimazielen eher im Mittelfeld angesiedelt. Im zweitplatzierten Mecklenburg-Vorpommern ist es exakt umgekehrt: Besonders der wirtschaftliche und technologische Wandel sind dort stark ausgeprägt. Bei den Anstrengungen und Erfolgen in der Nutzung Erneuerbarer Energien liegt das Bundesland dagegen im Mittelfeld. "Es gibt überall noch Verbesserungspotential - hier kann man sich jeweils bei den Ländern, die in den einzelnen Punkten besser abgeschnitten haben, noch etwas abschauen", sagt Philipp Vohrer, AEE-Geschäftsführer. "Für die erfolgreiche Realisierung der Energiewende und insbesondere das Erreichen der Klimaziele braucht es weitere Anstrengungen, auch und gerade in den Bundesländern."

Den größten Sprung seit 2014 hat Nordrhein-Westfalen gemacht. Das durch Kohle- und Schwerindustrie geprägte Bundesland rangiert auf den hinteren Plätzen, konnte sich jedoch von Platz 14 auf Platz 10 verbessern. Das besondere politische Engagement der letzten Jahre hat das Bundesland nach vorne gebracht. Interessant ist auch der Stadtstaat Hamburg. Insgesamt auf dem 11. Rang, liegt das Land im Bereich wirtschaftlicher und technologischer Wandel auf dem ersten Platz. Insgesamt zeigt sich, dass sich keine geografischen Vorteile bestimmter Landesteile erkennen lassen und dass langfristig förderliche Bedingungen geschaffen werden müssen. "Generell sind die meisten Länder auf dem richtigen Weg, auch wenn es Unterschiede beim Entwicklungstempo gibt", sagt Claudia Kemfert, Abteilungsleiterin Energie, Verkehr und Umwelt beim DIW.

Wie können Bundesländer die Energiewende fördern?

Die Studie fasst vier "Best Practice"-Strategien zusammen, die sich aus den vier Kategorien ergeben:

  1. Energieprogramme, die Erneuerbare Energien und Energieeffizienz fördern
  2. Ausbauziele für Strom, Wärme und Kraftstoffe, die mindestens auf Niveau der nationalen und europäischen Ziele liegen
  3. Regionale Handlungsspielräume nutzen (Planungs- und Genehmigungsrecht, Baugesetze, Öffentlichkeitsarbeit)
  4. Progressive wirtschaftliche und technologische Entwicklung fördern (Forschungsausgaben, Hochschulpolitik, Ansiedlungsstrategien für Unternehmen, Förderung von Netzwerken)