7 Tipps für Städte und Gemeinden
Leitfaden: Abfallvermeidung in Kommunen - so kann es effektiv funktionieren
Abfallvermeidung beginnt vor Ort, das ist wahrlich keine neue Erkenntnis. Die aktuelle Debatte um eine mögliche Verpackungssteuer - die laut Gerichtsurteil nun lokal erhoben werden darf - hat die Diskussion jüngst wieder befeuert. Mindestens 30 Kommunen in Deutschland arbeiten bereits an einer solchen Verordnung, wie KOMMUNAL in der vergangenen Woche berichtet: HIER GEHTS ZUM BERICHT!
Spannend vor dem Hintergrund sind aber auch zahlreiche weitere Maßnahmen und Möglichkeiten zur Abfallvermeidung. Eine Veröffentlichung, basierend auf Forschungsarbeiten im Projekt Circular Cities NRW, durchgeführt vom Verbundprojekt der Fernuni Hagen und des Wuppertal Instituts, geben hier zusätzliche spannende Einblicke. Wir stellen Ihnen die komplette Publikation am Ende des Textes zum Herunterladen zur Verfügung. In diesem Text haben wir uns auf die sieben aus unserer Sicht spannendsten Tipps konzentriert und geben Ihnen so einen schnellen Überblick über das 32 seitige Dokument.
Tipp 1 zur Abfallvermeidung: Erfassen Sie die IST-Situation
Eine vollständige Übersicht über bereits umgesetzte Abfallvermeidungsmaßnahmen erlaubt es, gezielt Stärken und Schwächen der jeweiligen lokalenAbfallvermeidungspolitik herauszuarbeiten. Sie ist damit Ausgangspunkt für die Weiterentwicklung kommunaler Abfallvermeidungspolitik und kann auch aufzeigen, welche Maßnahmen bei vergleichsweise geringem Aufwand das Ambitionsniveau erhöhen können. Dabei ist es sinnvoll, auch Abfallvermeidungsmaßnahmen der Zivilgesellschaft zu erfassen. Auch wenn der Aufwand höher ist, auch zivilgesellschaftliche Maßnahmen zu erfassen, machen diese dennoch einen wichtigen Anteil der Vermeidungsaktivitäten aus und sollten nicht außer Acht gelassen werden.
Tipp 2 zur Abfallvermeidung: Schaffen Sie ein Monitoring-Konzept
Um Abfallvermeidung wirksam umzusetzen, ist die Entwicklung von Bewertungskriterien zur Messung des Erfolgs wichtig. Das Konzept stellt die Grundlage zur Identifizierung und Messung der Erfolge dar, zeigt aber auch Abweichungen und Probleme auf. Ein erster Schritt könnte die Betrachtung von spezifischen Teilzielen sein, wie die Reduzierung des Abfallaufkommens auf öffentlichen Veranstaltungen durch die Einführung eines konsequenten Mehrweggebots.
Tipp 3 zur Abfallvermeidung: Finanzierung/Gebührenmodelle
Die Finanzierung von Abfallvermeidungsmaßnahmen erfolgt bislang fast ausschließlich über Abfallgebühren. Allerdings sind nicht alle sinnvollen Maßnahmen gebührenrechtlich ansatzfähig. Zur Ermöglichung einer tatsächlichen verursachergerechten Gebührengestaltung bedarf es der konsequenten Erfassung von Abfällen nach Gewicht. Es wird empfohlen, die lokalen Möglichkeiten zur Einführung einer gewichtsbezogenen Berechnung in einem ersten Schritt zu analysieren, dann Pilotprojekte in geeigneten Quartieren umzusetzen und diese zu evaluieren. In einem zweiten Schritt sollten die gewichtsbezogenen Abfallgebühren flächendeckend eingeführt und kommunikativ intensiv begleitet werden, um Littering im öffentlichen Raum zu vermeiden.
Tipp 4 zur Abfallvermeidung: Öffentliche Beschaffung in Kommunen
Den Bereichen öffentliche Beschaffung und öffentliches Bauen kommt eine herausragende Bedeutung zu. Kommunen sind dazu verpflichtet, bei der öffentlichen Beschaffung und Bauvorhaben auf eine rohstoffschonende, energie- und wassersparsame sowie schadstoff- und abfallarme Herstellung, Langlebigkeit, Reparaturfreundlichkeit, Wiederverwendbarkeit und Wiederverwertbarkeit zu achten. Dennoch werden in diesen Bereichen bislang vergleichsweise wenige Maßnahmen umgesetzt. Die bereits vorhandenen Leitfäden zur nachhaltigen Beschaffung und zum nachhaltigen Bauen sollten konsequent auch das Thema Abfallvermeidung aufgreifen.
Tipp 5 zur Abfallvermeidung: Drittmittel einwerben
Durch Fördermittel können (zumindest temporäre) Stellen geschaffen werden, die konkret auf Kreislaufwirtschaft oder Abfallvermeidung ausgerichtet sind. Dies ist aufgrund von schwachen Haushaltslagen in einigen Städten sonst kaum möglich. Drittmittelfinanzierte Projekte können interkommunale Kooperationen, die Zusammenarbeit der einzelnen Verwaltungsfachbereiche oder die mit lokalen Unternehmen und weiteren Akteuren stärken und so Synergieeffekte erzeugen. Da es in Kommunen oftmals an personellen Kapazitäten und an Know-how zur Einwerbung von Drittmitteln mangelt, kann die Kooperation mit privatwirtschaftlichen Akteuren sehr ergiebig sein, um passende Ausschreibungen ausfindig zu machen und auch einzuwerben.
Tipp 6 zur Abfallvermeidung: Interkommunale Zusammenarbeit
Der Austausch zwischen Kommunen und die Übernahme guter und andernorts schon etablierter Abfallvermeidungspolitiken erzeugt wertvolle Synergien. Es erleichtert die Umsetzung der Abfallvermeidungsmaßnahmen und spart zudem Transaktionskosten durch geteiltes Erfahrungswissen und die Vermeidung von Doppelarbeit. Eine Möglichkeit, die interkommunale Kooperation zu stärken ist es, das Thema Abfallvermeidung in bestehenden Städtepartnerschaften und Wirtschaftsregionen als neues Thema zu integrieren.
Tipp 7 zur Abfallvermeidung: Zivilgesellschaft integrieren
Die Aufgabe der Kommunen ist es, private Initiativen aus der Zivilgesellschaft, wie z.B. Repair-Cafés, Unverpacktläden etc. zu unterstützen.Derzeit findet eine solche Unterstützung vor allem durch die Bereitstellung von Informationen zu entsprechenden Angeboten statt. Wichtig ist es, diese Unterstützung über die Bereitstellung von Informationen hinaus auszuweiten, z. B. in Form direkter Finanzmittelzuweisungen, die Bereitstellung von Räumlichkeiten oder Leihmaterialien.
HIER FINDEN SIE DAS 32 seitige Dokument im Original zum Herunterladen: