Mit Hilfe von Ortsnamen lässt sich eine Weltreise durch Deutschland organisieren - wir zeigen Ihnen die kuriosen Orte
Mit Hilfe von Ortsnamen lässt sich eine Weltreise durch Deutschland organisieren - wir zeigen Ihnen die kuriosen Orte
© fotolia

Von Amerika nach Brasilien

Ortsnamen: Eine Weltreise durch Deutschland

11.000 Kommunen – und so mancher Ort oder auch Ortsteil wartet doch mit kuriosen Namen auf. Froschhausen, Hering und Mauswinkel sind da nur einige Beispiele. Aber wussten Sie, dass Sie in Deutschland auch auf Weltreise gehen können? Wir nehmen Sie mit!

Wenn es rein um die Ortsnamen geht, schaffen wir es innerhalb Deutschlands in nur sieben Minuten von Amerika bis nach Brasilien. Was auch in diesen Tagen viele dringend nötig haben könnten - nach der Corona-Pandemie ist die Reiselust der Deutschen so hoch, wie lange nicht. Wobei Urlaub in Deutschland ebenfalls immer beliebter wird, wie gerade erst wieder unser Ranking der erfolgreichsten Urlaubsorte Deutschlands gezeigt hat. Es gilt der alte Spruch: „Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nahe?“ Ihren während der Pandemie verschobenen USA Trip etwa können Sie doch problemlos in Deutschland machen. Also zumindest nach Kalifornien. Sie sind auch im deutschen Kalifornien praktisch direkt am Meer, nur das mit der Sonne können wir Ihnen nicht garantieren. Kalifornien heißt nämlich ein Ortsteil im Ostseebad Schönberg in Schleswig-Holstein. Dafür können Sie von Kalifornien aus innerhalb von wenigen Minuten bis nach Brasilien weiterreisen. Denn Brasilien liegt hier direkt neben Kalifornien. Wie es zu diesen kuriosen Ortsnamen kam? Nun ja, wir sind da auch auf die Legende angewiesen. Die besagt, dass ein Fischer eine morsche Schiffsplanke im Sand nahe seiner Hütte fand, auf der „California“ stand. Diese nagelte er an seine Tür. Weil ein anderer Fischer auf das Schild neidisch war, hängte er sich auch ein Holzbrett an die Tür. Raten Sie mal, mit welchem Namen? Richtig: Brasilien!

Ortsnamen wie Amerika gibt es in Deutschland sogar mehrfach 

Aber bleiben wir doch – weil es hier so schön ist – noch ein wenig in Amerika. Denn hier haben Sie ohnehin die Qual der Wahl, welches Amerika es denn sein soll. Im Angebot hätten wir etwa Amerika als Ortsteil der Gemeinde Garrel in Niedersachsen. 13.000 Menschen leben in der Gemeinde, gegliedert in elf Ortsteile, darunter auch Tweel-Amerika. Der Ortsteil liegt auf einer kleinen Anhöhe. Der Weg dahin war früher aufgrund der sumpfigen Verhältnisse sehr mühsam und beschwerlich. Daher wurde er von den Siedlern mit einer Reise nach Amerika verglichen. Die Gemeinde Garrel profitiert heute davon – denn der Ortsteil ist heute großer Besuchermagnet des Ortes. Man kann dort übrigens auch ein Zertifikat erwerben, auf dem bescheinigt wird, dass man in Amerika war.

In gleich zwei Welten können Sie derweil eintauchen, wenn Sie Amerika in Friedeburg in Niedersachsen besuchen. Die 10.000 Einwohner-Gemeinde bietet Ihnen einmal den Ortsteil Amerika und nur in zwei Kilometern Entfernung den Ortsteil Russland. Bei Amerika soll es sich der Überlieferung nach um einen Scherznamen handeln, Russland geht wohl auf die erster Bewohner zurück, die als Köhler arbeiteten und somit auch als Rußmeister bezeichnet wurden. Direkt neben Russland befindet sich übrigens auch noch der Ortsteil Marx. Mit dem Kommunisten hat der Name aber nichts zu tun, er stammt aus dem 15. Jahrhundert und leitet sich vom früheren Namen „Markese“ ab. Apropos Marx: Wer nicht nach Nordeutschland, sondern lieber nach Ostdeutschland fahren möchte, auch hier gibt es einen Ort mit dem Namen des früheren Klassenfeinds. Im Sächsischen Penig findet sich ein weiteres Amerika im Kleinformat: Dieser Ort kam übrigens zu seinem Namen, weil man hier früher mit dem Kahn über den Fluss zu einer Druckerei gelangte. So setzte sich für den Ortsteil der Begriff „Über den Teich schippern“ fest. So sagt es zumindest die Literatur.

Weiter geht die Reise der Ortsnamen nach Afrika...

Doch genug zu Amerika, lassen Sie uns schnell noch nach Afrika aufbrechen. Kein Problem auf dem Weg zu ihrem nächsten Trip in die deutsche Hauptstadt. Denn Afrika liegt in der Uckermark. Die dortige Gemeinde Flieth-Stegelitz hat nur knapp 700 Einwohner, dafür aber immerhin sieben Ortsteile. Der Kleinste mit nur 14 Einwohnern ist Afrika. Ein Name, der übrigens erst nach dem Zweiten Weltkrieg entstand als hier Blockhütten entstanden, deren Fenster so nahe am Erdboden lagen, dass die Bürger sie mit der Lebensweise der Afrikaner assoziierten. Was übrigens dem Gemeindeteil seit Jahren ein Problem beschert – schon mehrfach wurde ihnen – wie auch anderen Gemeinden – das Ortsschild gestohlen.

Hinweis: Dieser Artikel ist erstmals im November 2020 in unserer Printausgabe erschienen.