Fachkräfte
Warum Offboarding zum Trend werden sollte
Offboarding - der letzte Eindruck zählt auch
Wenn wir die Kollegen von morgen gefunden haben, ist es dann meist vorbei mit dem Werben. Eine Einführungsmappe gibt es noch, dann ist das freundliche Gesicht des Personalers oft schon im nächsten Verfahren verschwunden, es gibt einfach zu viele. Der umgekehrte Weg wird dagegen selten eingeschlagen, und genau darum, soll es nun gehen.
Denn es kommt natürlich vor, dass sich Kollegen verändern wollen. Ein Wohnortwechsel für die Liebe, eine neue Herausforderung in einem anderem Bereich oder der Arbeitgeber „nebenan“, der doch noch eine Entgeltgruppe mehr bieten konnte. Vielleicht auch der Wunsch nach einem Teilzeit- oder Vollzeitstudium, welches sich mit der bisherigen Arbeitsweise nicht kombinieren ließ, können gute Gründe sein. Und keiner davon ist negativ besetzt, die Kündigung als Folge aber häufig schon.

Was ist zu tun, wenn ein Kollege auf die Führungskraft oder die Personalabteilung zugeht und den Veränderungs- und Kündigungswunsch ausspricht? Häufig genug verhalten sich Arbeitgeber wie verlassene Ehepartner. Man ist beleidigt, weil man zurückgewiesen wird, man fühlt sich „ausgenutzt“, hat man doch immer brav das Gehalt überwiesen und natürlich hat man mit dem Vorgang auch richtig viel Arbeit. Resturlaub will berechnet und ausgezahlt, eine Nachfolgerin oder Nachfolger muss gefunden werden, natürlich verbunden mit den eingangs bereits beschriebenen Problemen.
Die Arbeit und der Ärger stehen im Mittelpunkt der Reaktion, was nicht selten dazu führt, dass der kündigende Kollege sich in seiner Entscheidung sehr bestätigt fühlt. All diese negativ konnotierten Erfahrungen wirken sich aber weit mehr aus, als uns im Moment der Kündigungsbestätigung lieb ist. Denn sie sorgen für Gefühle. So wie bei Amazon-Bewertungen zunächst die negativen Kommentare angeschaut werden, behalten auch Mitarbeiter zunächst in Erinnerung, was gerade nicht gut gelaufen ist. Und dies wird abgespeichert und weitererzählt. Am heimischen Abendbrottisch, im Kreise alter und neuer Kollegen, im Freundeskreis. Überall dort sind wir als potenzieller Arbeitgeber nun ein wenig unattraktiver. Von einem negativen Posting bei einer der Plattformen im Netz ganz zu schweigen.
Je kleiner die Gemeinde,
je mehr ländlicher Raum,
desto schwieriger die Stellenbesetzung.“
Und wenn es nicht gerade der Weg in die Rente ist, so ist ein kündigender Arbeitnehmer doch immer auch eine Chance. Eine Chance darauf, dass er oder sie das Unternehmen verlässt, um Erfahrungen zu sammeln. Vielleicht ist die höhere Entgeltgruppe bei der Kommunen nebenan gar nicht so attraktiv im Vergleich zu den Arbeitszeitmodellen bei uns. Vielleicht wird die neue Erfahrung als Führungskraft eines größeren Teams auch für uns interessant, wenn wir in fünf Jahren eine neue Ausschreibung auf den Weg bringen.
Vielleicht ist das Studium, das heute für unsere Prozesse (noch) keine Rolle spielt, in wenigen Jahren entscheidend für die Kommune von morgen. Aufgezeigt sei hier zum Beispiel die dominierende Rolle der Datenverarbeitung oder der Einsatz von KI. All dies wäre Jahre zuvor nicht in der eingetretenen Form prognostizierbar gewesen, ist aber eingetreten. Daher appelliere ich an die Personaler dieser Welt, lasst uns Freunde bleiben.
Tipps zum Offboarding:
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Qualifiziertes Arbeitszeugnis in maximal vier Wochen ausstellen
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Rückkehrergespräch für die Zeit im neuen Job vorab terminieren
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Verabschiedung anbieten
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Für die geleistete Arbeit bedanken
Offboarding verhindert keine Kündigung. Es ermöglicht aber eine Rückkehr mit neuen Erfahrungen und Qualifikationen. Es ermöglicht ein positives Wording mit Netz und es sorgt für gute Erinnerungen. Wer auch morgen noch Arbeitskräfte braucht, der sollte nett zu denen sein, die eine Ausfahrt nutzen. Die Autobahn ist noch lag, es gibt noch ganz viele Auffahrten.


