Wunschzentrale
Die Weihnachtspostfiliale in Zeiten der Pandemie
Im Weihnachtspostamt wird es in diesem Jahr wohl noch geheimnisvoller zugehen als schon die Jahre zuvor. Zwar wird auch diesmal der Weihnachtsmann wieder den langen Weg vom Nordpol auf sich nehmen, um die Wunschzettel und die Briefe von Kindern aus der ganzen Welt in Himmelpfort im nördlichen Brandenburg zu beantworten – allerdings nur unter Ausschluss der Öffentlichkeit.
„Für den bärtigen Alten ist die Gesundheit der Kinder das höchste Gut!“, vertröstet eine offizielle Mitteilung der Weihnachtspostfiliale. Den persönlichen Kontakt muss selbst der Weihnachtsmann reduzieren. Die Weihnachtsstube, in der der Weihnachtsmann normalweise auf einem Sessel sitzt, die Kinder empfängt und mit ihnen ins Plaudern kommt, fällt diesmal weg. „Die Entscheidung ist uns nicht leichtgefallen“, sagt Projektleiterin Anke Blenn von der Deutschen Post. „Kein Weihnachtsmarkt, keine persönlichen Treffen mit den Kindern und keine begehbare Weihnachtspostfiliale.“
Auf den Weihnachtsmann und seine Helferengel wartet viel Arbeit
Der Weihnachtsmann ist trotzdem in Himmelpfort, beschwichtigt Projektleiterin Blenn. „Man könnte ihn suchen und durch die Fenster der Häuser gucken. Aber das wäre unhöflich.“ Die 36. Saison der Weihnachtsschreibaktion soll trotz Pandemie stattfinden. In der größten der deutschlandweit sieben Weihnachtspostfilialen, in Himmelpfort, einem Ortsteil der Stadt Fürstenberg, erreichen den Weihnachtsmann immerhin zwischen 290.000 und 300.000 Briefe jährlich. Vergangenes Jahr waren es um die 294.000 Wunsch-Briefe. Viel Arbeit für ihn und seine Helferengel.
Einen Wunschzettel an den Weihnachtsmann schreiben - das ist etwas Schönes. „Die Thematik Briefeschreiben ist uns ein wichtiges Anliegen“, erklärt Projektleiterin Blenn. „Wir wollen bei den Kindern das Schreiben fördern - zu einem emotionalen Anlass.“ Kinder sollen in der Vorweihnachtszeit dazu inspiriert werden, sich hinzusetzen und sich Gedanken zu machen: Wie gestalte ich einen Brief? Was male und was schreibe ich?
Die ersten Briefe kommen schon im Sommer, Anfang Herbst waren es sogar schon mehrere Tausend. „Dieses Jahr gibt es möglicherweise einen noch größeren Ansturm als in den letzten Jahren“, glaubt Projektleiterin Blenn. Die Pandemie könnte das Briefaufkommen verstärken. In Zeiten, in denen das Weihnachtsfest nur eingeschränkt möglich ist, könnte es sogar sein, dass die ein oder andere Familie über Alternativen nachdenkt.
Die Weihnachtspostfiliale beantwortet alle Briefe, die bis zum dritten Advent eintreffen
So oder so, die Weihnachtspostfiliale ist auf das Briefaufkommen bestens vorbereitet. Um alle zu beantworten, hat die Deutsche Post wie jedes Jahr wieder 20 Weihnachtsengel eingestellt, die dem Weihnachtmann beim Beantworten der Wunschzettel unter die Arme greifen. „Es ist sichergestellt, dass jeder Brief, der spätestens bis zum dritten Advent in Himmelpfort eintrifft, vor Heiligabend beantwortet wird“, sagt Projektleiterin Blenn. „So wie bisher auch.“
Oberengel Conny Matzke ist auch wieder mit dabei. Mit ihr begann die Weihnachtsschreibaktion im Jahr 1984, als zwei Kinder aus Sachsen und Berlin an den Weihnachtsmann in Himmelpfort schrieben. Die Postmitarbeiterin konnte die Briefe nicht zustellen, wollte sie aber auch nicht mit dem Vermerk „Empfänger unbekannt“ zurückschicken. Sie antwortete selbst.
Dass der Weihnachtsmann in Himmelpfort verweilt, hatte sich schnell rumgesprochen. Bis zur Wiedervereinigung beantwortete Conny Matzke mit anderen Postmitarbeitern jährlich um die 75 Briefe. Danach wurden es schon mal 1.000 bis 2.000 Briefe an einem Tag. Die kleine Weihnachtsgeschichte aus Himmelpfort nahm kein Ende.
Die Wunschzettel kommen aus der ganzen Welt
Mittlerweile kommt die Weihnachtspost sogar aus der ganzen Welt - 14.000 Briefe aus über 65 Ländern. Spitzenreiter ist Taiwan. Einen Antwortentwurf auf Chinesisch gibt es noch nicht. Geantwortet wird in vier Sprachen - Englisch, Französisch, Spanisch und Deutsch. Kinder in Taiwan bekommen in der Regel eine Antwort auf Englisch. Wenn es einen Hinweis darauf gibt, dass das Kind Deutsch lernt, bekommt es die Antwort auch auf Deutsch. In Deutschland kamen die meisten Briefe an den Weihnachtsmann aus Brandenburg, gefolgt von Sachsen und Berlin.
Die Weihnachtsaktion erfreut sich großer Popularität. Dabei hat sie auch eine große Bedeutung für die Kommune. Sie nutzt die Aktion für ihr Stadtmarketing und sorgt jeden Winter für das richtige Ambiente mit Weihnachtshütten, Weihnachtsmarkt und Weihnachtsbeleuchtung. „Die gesamte Aktion hat einen engen regionalen Bezug“, erklärt Projektleiterin Blenn. „Die Engel kommen alle aus der Region um Himmelpfort und wir arbeiten eng mit dem Ortsteilvorsteher und dem Bürgermeister zusammen.“ Das weiß Fürstenbergs Bürgermeister Robert Phillip zu schätzen: „Der Name des Ortsteils Himmelpfort wird in die ganze Welt hinausgetragen.“
Wie viele andere Städte und Gemeinden in der Umgebung hat die Stadt ihren Weihnachtsmarkt in der Corona-Krise für dieses Jahr abgesagt. „Wenn es nächstes Jahr wieder sicher ist, wird es dafür noch schöner – nach alter Tradition“, sagt Bürgermeister Phillip.
Übrigens: Nicht in allen Weihnachtspostfilialen können Kinder dem Weihnachtsmann schreiben. In Engelskirchen, Himmelpforten und Himmelstadt wartet das Christkind auf sie. In Nikolausdorf und St. Nikolaus antwortet natürlich der Nikolaus. Der Weihnachtsmann ist nur im niedersächsischen Himmelsthür und in Himmelpfort in Brandenburg zu erreichen:
An den Weihnachtsmann
Weihnachtspostfiliale
16798 Himmelpfort