Gas als Wärmequelle: In Mannheim soll das schon 2035 der Vergangenheit angehören.
Gas hat keine Zukunft: Davon ist man in Mannheim überzeugt und reagiert entsprechend.
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Energiewende

Eine Stadt will das Gasnetz stilllegen

Pionierstadt Mannheim: Bis 2035 will die Kommune ihr Gasnetz stilllegen – ein bundesweit wohl einmaliger Schritt hin zur Klimaneutralität. Die Stadt untermauert ihre Entscheidung auch damit, dass CO₂-Preise und Kosten für Gas steigen. Stattdessen setzt Mannheim auf Fernwärme, Wärmepumpen und umfassende Förderprogramme, um den Übergang für Bürger zu erleichtern.

Bis 2045 sollen Kommunen in Deutschland klimaneutral, also frei von fossilen Energieträgern sein. Besonders im Fokus: die Bereitstellung von Wärme. Immerhin fast 40 Prozent der Treibhausemissionen kommen aus diesem Sektor. Im vergangenen Jahr wurden in Deutschland noch etwa 813 Terawattstunden Erdgas verbraucht. Mit dem noch vor wenigen Jahren bedeutendsten Wärmelieferanten in Deutschland lässt sich zukünftig "kein Staat" mehr machen. Die Gasnetze sollen, abhängig von gesetzlichen und kommunalen Vorgaben, schon bis 2035 abgeschrieben werden können. "Nicht zukunftsorientiert" heißt es nicht nur aus Mannheim. Die Kommune will ihr Gasnetz bis 2035 stilllegen. 

Gasnetz: Schon bald für Kunden nicht mehr bezahlbar

Dazu erklärt der kommunale Energieversorger, die MVV Energie AG: "Wir sind davon überzeugt, dass im Wärmesektor konventionelles Gas nicht nur bei der Erzeugung von Fernwärme, sondern auch auf der Verbraucherseite ab 2035 keine Zukunft mehr haben wird. Perspektivisch werden sich die Preise für Gas aufgrund steigender Netzkosten und steigender CO₂-Preise deutlich erhöhen. Biomethan und Wasserstoff stellen für Privathaushalte keine realistische Option dar, da sie nicht in ausreichenden Mengen vorhanden und die Kosten zu hoch sind. Deshalb lautet das Zielszenario im kommunalen Wärmeplan der Stadt Mannheim, verabschiedet im März 2024: Erdgas hat in Mannheim perspektivisch unter den derzeit gegebenen Rahmenbedingungen keine Zukunft." 

Wärmepumpen statt Gasheizung

Immerhin: Bereits zum jetzigen Zeitpunkt hat die Kommune einen Fernwärmeanteil von 60 Prozent und steht damit besser da als viele andere. Mehr als 10.000 neue Anschlüsse sind für die kommenden Jahre geplant. Zudem soll die Fernwärmeerzeugung schon bis 2030 klimaneutral sein. Für viele Haushalte, heißt es aus Mannheim, wird die Wärmepumpe die passende Lösung sein – nicht nur im Neubau, sondern auch in Bestandsgebäuden. Dabei setzt die Kommune in der Zusammenarbeit mit Partnern frühzeitig auf intensive Beratungsleistungen zu Planung, Installation, Förderung und Finanzierung. "Damit wollen wir die Bürgerinnen und Bürger bei der Entscheidung für die passende Heizungslösung unterstützen. Für klimaneutrale Heizungen gibt es Fördermittel sowohl vom Bund als auch von uns als Kommune. Unsere Förderprogramme können über die Klimaschutzagentur abgerufen werden." Bis zu 70 Prozent könnten umstiegswilligen Bürgerinnen und Bürger erstattet werden.

Gasnetz-Aus: Kritik und Zustimmung

Diskussionen bezüglich der Stilllegung des Gasnetzes gibt es in der Bevölkerung natürlich. Kritische oder verärgerte Töne nehme man auch durchaus ernst. "Neben Kritik erreicht uns aber auch Zustimmung, weil wir konkrete Perspektiven aufzeigen, um die von der Politik vorgegeben Klimaschutzziele zu erreichen. Gerade durch die frühzeitige Kommunikation wollen wir die Kunden dafür sensibilisieren, sich rechtzeitig über nachhaltige und zukunftsfeste Heizlösungen Gedanken zu machen", heißt es aus den Reihen des kommunalen Energieversorgers.