Tante Emma Laden in Süddeutschland
Ein Tante Emma Laden - damit der ländliche Raum nicht ausstirbt
© Wikipedia/Reinhard Kirchner

Tante-Emma-Laden: Und er lohnt sich doch!

Ein Supermarkt? Das bedeutet für die meisten heute: Schnell durchlaufen, alles Nötige in den Einkaufswagen, zur Kasse und mit dem Auto heim transportieren. So wurden aus Begegnungsstätten leblose Hallen ohne große soziale Kontakte. Nicht so in Jagsthausen. Die kleine Gemeinde holte sich selbst den Dorfladen zurück - mit großem Erfolg!

1800 Einwohner, aufgeteilt in zwei Ortsteile - natürlich ohne Supermarkt und bis vor kurzem gab es nicht einmal mehr einen Tante-Emma-Laden. Das sahen die Bewohner der Gemeinde Jagsthausen im Landkreis Heilbronn im Nordosten Baden-Württembergs nicht länger ein. Einige Bewohner tun sich in Form einer Genossenschaft zusammen und sammeln im Ort Spenden ein. Und siehe da: Es kommen immerhin 170.000 Euro zusammen. Genug Geld, um im Sommer 2012 einen kleinen Dorfladen zu eröffnen. 

Bis hierhin ist die Geschichte schön, aber nicht völlig ungewöhnlich. Immer mal wieder entstehen in kleinen Dörfern Initiativen, es kommt Anfangs Geld zusammen, doch für eine langfristige Finanzierung eines kleinen Supermarkts reicht es dann eben doch nicht. Und so droht häufig schon nach kurzer Zeit wieder die Schließung. Nicht so in der nordfränkischen Gemeinde. In diesem Sommer kommt sogar der Deutschlandfunk zum sechsten Jubiläum des Geschäfts und berichtet. 

Was den Tante-Emma-Laden besonders macht 

Es ist gar nicht das Lebensmittelangebot, das so besonders ist. Denn natürlich ist auch hier die Fläche klein, 240 Quadratmeter sind es. Also gibt es eher die Dinge des täglichen Bedarfs - eine Bäckerei, eine Fleischtheke, rund 2500 verschiedene Produkte immerhin. Und es kommen tatsächlich rund 600 Kunden am Tag. Aber sie kommen eben nicht nur zum schnellen Einkaufen, einpacken und abfahren. Sie kommen auch, weil der Tante-Emma-Laden längst zum gemütlichen Mittelpunkt des Ortes geworden ist. Hier trifft man die Nachbarn, hier werden die neuesten Informationen ausgetauscht - nach dem Motto: Wer braucht schon Facebook, wenn die Nachbarin mir die neuesten Informationen brühwarm an der Würstchentheke erzählt. Social Würstchentheke sozusagen. 

Ohne Ehrenamt kommt auch dieser Tante-Emma-Laden nicht aus 

Der soziale Treffpunkt der Stadt funktioniert auch deshalb, weil er spezielle Produkte auf Kundenwunsch jederzeit bestellt und die Waren dann dort abgeholt werden können. Das könnte zwar auch ein Online-Shop machen, hier ist aber die Zentrale und niemand muss auf den Postboten warten. Und so funktioniert der Tante-Emma-Laden nicht zuletzt auch, weil in dieser Umgebung immer wieder Ehrenamtliche bereit sich, mit anzupacken. Auf diese Weise beschäftigt das Geschäft inzwischen 15 Personen. Dank dieses Konzepts schreibt das Geschäft inzwischen schwarze Zahlen! Es geht also! KOMMUNAL sagt: Herzlichen Glückwunsch! 

Woher stammt der Begriff "Tante-Emma-Laden"?

Die Bezeichnung Laden stammt tatsächlich von der ehemaligen Verwendung von Fensterläden als Verkaufsfläche her. Dieser Begriff hat sich im gesamten Einzelhandel durchgesetzt. Der Name Emma hatte zum Zeitpunkt der Begriffsschöpfung "Tante-Emma-´Laden" (nach dem 2. Weltkrieg) unter arbeitenden Frauen besondere Hochkonjunktur. Der Zusatz Tante stammt von einer kindlichen Perspektive her, denn Kinder wurden öfters in die Läden zum Einkaufen geschickt. Über den Begriff Tante wurde ein besonderes Näheverhältnis definiert ohne eine wirkliche familiäre Verbindung herzustellen. Als Tanten und Onkel wurden oft Personen, die der Familie besonders nahe standen, bezeichnet, ohne damit tatsächlich die Schwester oder den Bruder eines Elternteils zu meinen.

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