Brauchen Kommunen die Tafeln?

Viele Städte und Gemeinden unterstützen ihre Tafeln. Sie geben ihnen mietfreie Räumlichkeiten, kleine Zuschüsse oder helfen bei bürokratischen Hürden. In diesen Kommunen scheint man davon auszugehen, dass die Tafeln einen wertvollen Dienst leisten. Aber brauchen wir die Tafeln wirklich?

Seit der Debatte um die Essener Tafel und ihre „keine Ausländer“-Politik werden immer wieder Zweifel an dem Konzept der Tafeln laut. Hemmen die Tafeln die Notwendigkeit für Arbeitslose nach einem Job zu suchen? Fahren wirklich, wie immer wieder berichtet wird, Bürger im Sportwagen vor die Tafel, um sich dort billiges Essen abzuholen? Oder andersherum: Verschleiern die Tafeln vielleicht die Armut im Land und nehmen der Politik so die Notwendigkeit zu handeln? All diese Überlegungen überschätzen den Einfluss der Tafeln und unterschätzen gleichzeitig die Bedeutung ehrenamtlichen Einsatzes in unseren Städten und Gemeinden.

Wer geht zur Tafel?

Wer sind die Menschen, die sich bei der Tafel Lebensmittel abholen? Mehrheitlich handelt es sich um Senioren, deren Rente nicht ausreicht, Alleinerziehende, die ihren Kindern mehr als das pure Überleben bieten wollen und – neuerdings stark vermehrt – Migranten, die in Deutschland nicht mehr als einen Minijob finden können. Es handelt sich zu einem großen Teil um Leute, die für den Arbeitsmarkt nicht zur Verfügung stehen oder die in auskömmliche Arbeit schwer bis gar nicht vermittelbar sind. Mit dem Sportwagen werden wohl die wenigsten zur Tafel anreisen. Schon alleine, weil man nur als Kunde angenommen wird, wenn man auch einen Hartz-IV-Nachweis vorweisen kann. Natürlich gibt es unsoziale Mitbürger, die das Sozialsystem ausnutzen und sich an den Tafeln noch weiter bereichern. Aber kann die Lösung sein, soziales Engagement abzuschaffen?

Ehrenamtliche brauchen Unterstützung

Wenn man auf der anderen Seite behaupten möchte, die Tafeln glichen die Mängel in der deutschen Sozialpolitik aus, hat man sich vermutlich die Zahlen nie angesehen. Die Tafeln in Deutschland haben etwa 1,5 Millionen Kunden. Von Armut betroffen sind zehn Mal so viele Deutsche. Der Punkt die Hände in den Schoß zu legen und zu sagen „Das Problem wäre damit also gelöst“ ist lange nicht gekommen. All diese Diskussionen tun auch den tausenden ehrenamtlichen Mitarbeitern der Tafeln unrecht. Sie verhelfen Hartz-IV-Empfängern nicht zu einem neuen Sportwagen und sind auch nicht für die deutsche Sozialpolitik verantwortlich. Sie sehen Missstände und Probleme in ihrem Umfeld und tun ihr Möglichstes positiv darauf einzuwirken. Von diesem Engagement vor Ort sind wir in den Städten und Gemeinden abhängig. Indem wir sie in ihrer Arbeit unterstützen, unterstützen wir unsere Kommunen.