Auf Initiative des Aktionsbündnisses "Für die Würde unserer Städte" berät der Bundesrat über die Kommunalfinanzen. © aldorado10/123rf

Bundesrat diskutiert Kommunalfinanzen

Stabil gute Konjunktur, steigende Steuereinnahmen - Jetzt ist es Zeit, dass Bund und Länder die Kommunen an der verbesserten Finanzlage teilhaben lassen, meint das Aktionsbündnis "Für die Würde unserer Städte". Auf Initiative des Bündnisses beschäftigt sich der Bundesrat am Freitag, 23. September, mit der finanziellen Not unter Strukturwandel leidender Kommunen.

Die vom Strukturwandel besonders stark betroffenen Städte und Gemeinden seien oft nicht mehr in der Lage die in der Verfassung geforderte Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse zu gewährleisten, beklagt Bernhard Matheis, Vorsitzender des rheinland-pfälzischen Städtetags, Oberbürgermeister der strukturschwachen Stadt Pirmasens und politischer Sprecher des parteiübergreifenden Aktionsbündnisses. Dem sei schnellstmöglich durch eine Neuregelung der Kommunalfinanzen Einhalt zu gebieten. "Durch die stark gestiegenen Steuereinnahmen von Bund und Ländern und die stabil gute Konjunktur ist die Gelegenheit zu einer Reform so gut wie nie."

NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft macht den Bundesrat auf die Missstände der Kommunalfinanzen aufmerksam. © Paul Hofer/flickr

Im Namen der Länder NRW und Bremen hat die nordrhein-westfälische Ministerpräsidentin Hannelore Kraft beim Bundesrat den Antrag auf eine Entschließung zur Abwehr wachsender Disparitäten zwischen den Kommunen gestellt. Der Länderkammersitzung am Freitag auf der die Kommunalfinanzen besprochen werden, wird auch Bernhard Matheis beiwohnen. Matheis erinnert an die Finanzverantwortung für Kommunen, die bei den Bundesländern liege und an die kostenintensiven Sozialgesetze, die der Bund konstant erließe ohne für eine angemessene Gegenfinanzierung zu sorgen.

Matheis fordert Neuordnung der Kommunalfinanzen

Eine Neuordnung des Kommunalen Finanzsystems werde schon seit Jahrzehnten vom Bund angekündigt. "Statt die Zusagen einzulösen, übertragen sie den Städten und Gemeinden per Gesetz immer neue zusätzliche Aufgaben", kritisiert Matheis. "Das erklärt im Wesentlichen die hohen Schulden, die finanzschwache Kommunen wie Pirmasens trotz vielfältiger eigener Sparmaßnahmen niemals in den Griff bekommen und auch in 200 Jahren nicht zurückzahlen können." Aus Sparzwängen müssten hochverschuldete Städte dann ihre Infrastruktur verfallen lassen. "Hier hilft einzig und allein eine nachhaltige Strukturreform." In der Vorlage, die dem Antrag beiliegt, heißt es, die Finanzausgleichsysteme stießen an ihre Grenzen. "Der Bundesrat stellt fest, dass die Kommunen von Bund und Ländern in vielfältiger Weise, durch Zuweisungen innerhalb und außerhalb des gemeindlichen Finanzausgleichs, durch Entschuldungshilfen sowie durch vielfältige Förder- und Investitionsprogramme unterstützt werden müssen und werden." Erst nach den Bundestagswahlen im Herbst 2017 erwartet Matheis Bund-Länder-Gespräche unter Beteiligung der Kommunalen Spitzenverbände.

Bernhard Matheis ist politischer Sprecher des Aktionsbündnisses
Im Aktionsbündnis "Für die Würde unserer Städte" haben sich rund 70 Kommunen zusammengeschlossen, um eine bessere Finanzausstattung und die Entschuldung unterfinanzierter und überschuldeter Kommunen zu erreichen. Dem 2014 in NRW gegründeten Bündnis gehören größere Städte wie Wuppertal, Essen und Kaiserslautern, aber auch kleine Kommunen wie Voerde, Mörfelden-Walldorf und Lahnstein an.