Im Schatten der Bundestagswahl - Hunderte Bürgermeisterposten wurden neu besetzt
Im Schatten der Bundestagswahl - Hunderte Bürgermeisterposten wurden neu besetzt

Kommunalwahlen

Neben der Bundestagswahl: Hunderte Bürgermeisterwahlen - ein Überblick

Im Schatten der Bundestagswahl fanden auch jede Menge Kommunalwahlen statt. Im Mittelpunkt standen Stichwahlen in Niedersachsen, aber auch in Hessen wurden 30 neue Bürgermeister gewählt und auch in Sachsen-Anhalt gab es einige Entscheidungen. Ein Überblick!

Im Schatten der Bundestagswahl dürfen sich in Niedersachsen viele Bürgermeister freuen. Sie wurden neu ins Amt gewählt oder haben in Stichwahlen ihre Posten verteidigt. Wie bei Kommunalwahlen üblich gab es keinen parteipolitischen Trend, Personen standen im Mittelpunkt. Denn die Kommunalparlamente wurden hier schon vor zwei Wochen bestimmt. Mit klaren politischen Veränderungen. 

Beginnen wir bei den Stichwahlen in den größten Städten und Regionen. Der Posten des Präsidenten in der Region Hannover war neu zu besetzen. Steffen Krach setzte sich hier deutlich mit 64 Prozent durch, in der zweitgrößten Stadt Braunschweig gibt es mit Thorsten Kornblum einen neuen Bürgermeister. Der bisherige Amtsinhaber Ulrich Markurth war nicht mehr angetreten. In Osnabrück regiert künftig mit Katharina Pötter eine Frau, übernahm das Amt von Wolfgang Griesert, der aus Altersgründen nicht mehr angetreten war. Mit ihr gibt es auch einen Generationenwechsel, sie ist 42 Jahre alt, stammt aus Münster in NRW, ist verheiratet und Mutter von drei Kindern. Sie war zuvor bereits hauptamtliche Stadträtin in Osnabrück, zuständig für Soziales und den Bürgerservice der Stadt. 

In Oldenburg bleibt derweil alles beim Alten, Jürgen Krogmann gewann die Stichwahl, während der amtierende Oberbürgermeister aus Goslar, Oliver Junk abtreten muss. Urte Schwerdtner gewann die Stichwahl für sich. Gegen Junk laufen Ermittlungen wegen des Verdachts der Aktenmanipulation, der Oberbürgermeister bestreitet die Vorwürfe jedoch. 

Alles neu heißt es derweil in Lüneburg. Sort war Oberbürgermeister Ulrich Mädgde nicht mehr angetreten, in der Stichwahl setzte sich die Grüne Claudia Johanna Kalisch durch. Auch in Delmenhorst wird die Politik weiblicher. CDU-Kandidatin Petra Gerlach setzte sich hier durch. 

Und noch eine junge Frau, über die auch KOMMUNAL bereits berichet hatte, darf erstmals auf dem Stuhl der Bürgermeisterin Platz nehmen. Vanessa Gattung, 32 Jahre alt, wird neue Bürgermeisterin von Papenburg im Emsland. 

Insgesamt ist der Frauenanteil damit zwar gestiegen, aber weiter vergleichsweise niedrig. Von den 35 Stichwahlen der hauptamtlichen Bürgermeister und Landräte gehen neun, also rund ein Viertel der Posten an Frauen. Allerdings waren auch nur 17 weibliche Kandidaten in der Stichwahl - von insgesamt 70 Kandidaten auf den Stimmzetteln entspricht auch das einem Anteil von etwa einem Viertel. 

Auch neue Landräte wurden gewählt 

Im Landkreis Giffhorn muss der amtierende Landrat seinen Posten räumen. Tobias Heilmann entschied die Stichwahl mit gut 64 Prozent für sich. Knapp wurde es im Landkreis Helmstedt, in der Stichwahl gewann der amtierende Landrat Gerhard Radeck das Rennen mit weniger als einem Prozent Vorsprung für sich. Weiblicher wird es auch im Landkreis Wolfenbüttel. Dort hat sich Christiana Steinbrügge durchgesetzt. Im Landkreis Peine derweil gewann Henning Heiß gegen eine weibliche Mitbewerberin. 

Wahlen im Schatten der Bundestagswahl auch in Hessen 

Wiederwahl, Abwahl oder Stichwahl - auch in 30 Städten und Gemeinden in Hessen wählten am Super-Wahlsonntag die Bürger neben der Bundestagswahl ihre Bürgermeister. In vielen größeren Städten gehen die Wahlen in die Verlängerung, so etwa in Gießen, wo drei Kandidaten nahezu gleichauf lagen. 30,7, 30,3 und 29,5 Prozent, so die Ergebnisse der drei Kandidaten. In der Stichwahl treten nun Alexander Wright und Frank-Tilo Becher gegeneinander an. Alle fünf Kandidaten waren hier übrigens männlich. 

Unser Glückwunsch geht an Marcel Pritsch, er konnte seinen Posten in Borken, im Schwalm-Eder Kreis im ersten Wahlgang verteidigen. Im gleichen Landkreis gab es auch noch eine Besonderheit. In Frielendorf gab es nämlich nur einen Kandidaten, da Amtsinhaber Thorsten Vaupel nicht mehr antrat. Jens Nöll gewann die Wahl erwatungsgemäß als einziger Kandidat. Auch in Frankenau trat der amtierende Bürgermeister nicht mehr an, aber auch hier gab es im ersten Wahlgang ein eindeutiges Ergebnis. Neuer Bürgermeister ist Manuel Steiner, er hatte jedoch drei Gegenkandidaten. Alles neu heißt es auch in Immenhausen, auch hier trat der amtierende Bürgermeister nicht mehr an. Lars Obermann gewann die Wahl im ersten Wahlgang. Ein ähnliches Bild in Malsfeld, der amtierende Bürgermeister machte nicht weiter, Michael Hanke wurde in der ersten Runde mit absoluter Mehrheit gewählt. 

Überschattet von einer Verurteilung wegen Untreue fand die Wahl in Nieste, Landkreis Kassel statt. Der dortige Bürgermeister wurde per Bürgerentscheid abgewählt. Klaus Missing setzte sich hier bei der Wahl durch, wird neuer Bürgermeister. In die dritte Amtsperiode starten kann derweil Klaus Wagner in Oberaula. Er war auch der einzige Kandidat. Das gilt auch für Claudia Schnabel in Fronhausen im Kreis Marburg-Biedenkopf. Die amtierende Rathauschef bekam aber nur 58 Prozent der Stimmen, 42 Prozent stimmten mit Nein. Dennoch ist sie damit wiedergewählt. Besser ging es da dem amtierenden Bürgermeister von Karben, Guido Rahn, auch er war einziger Kandidat, bekam aber 83 Prozent Ja Stimmen. 

Andere Kandidaten müssen noch in die Stichwahl, etwa in Büdingen im Wetteraukreis. Sechs Kandidaten wollten den amtierenden Bürgermeister, der nicht mehr antrat, hier beerben. Stichwahlen auch in Wettenberg bei Gießenm in Bad Orb im Main-Kinzig-Kreis und in Neu-Isenburg im Kreis Offenbach. 

Besonders brisant: die Wahlen in Sachsen-Anhalt 

In den mitteldeutschen Bundesländern haben vor allem bei der Bundestagswahl Kandidaten der AfD sehr gut abgeschnitten. In Sachsen und Thüringen geht ein Großteil der Direktmandate bei der Bundestagswahl an Kandidaten der AfD. In Sachsen-Anhalt war es etwas gemischter, aber auch hier holten AfD Kandidaten zahlreiche Direktmandate. Insgesamt holte in Sachsen-Anhalt bei der Bundestagswahl aber die SPD die meisten Stimmen. Somit standen auch Bürgermeisterkandidaten unter dem Druck der zeitgleich stattfindenden Bundestagswahl. Hier zeigte sich aber, dass die Bürger sehr wohl zwischen Bundespolitik und Kommunalpolitik unterschieden. Im Wahlbezirk Dessau-Wittenberg gewann der CDU Kandidat das Direktmandat zur Bundestagswahl, bei der im Wahlkreis stattfindenden Bürgermeisterwahl in Jessen setzte sich derweil der seit 6 Jahren amtierende SPD Bürgermeister Michael Jahn deutlich durch. Sein Gegenkandidat von der AfD war völlig chancenlos. 

Ganz ähnlich das Bild auch in Bernburg. Die AfD-Kandidatin war chancenlos, schied als Letztplatzierte aus, es kommt zur Stichwahl zwischen Silvia Ristow (39 %)  und Thomas Gruschka (32 %). Insgesamt gab es hier vier Kandidaten.  

In Sandersdorf-Brehna war es ohnehin einfacher, hier gab es erst gar keinen AfD Kandidaten für das Bürgermeisteramt. Hier musste neu gewählt werden, weil der bisherige Bürgermeister Andy Grabner im Sommer zum neuen Landrat gewählt wurde. Eine Stichwahl muss hier zwischen Uwe Schulze (36 %) und Steffi Syska (23 %) entscheiden. 

Wenn der einzige Kandidat nicht gewählt wird 

Eine Besonderheit gab es noch bei der Bürgermeisterwahl in Mündersbach in Rheinland-Pfalz. Die kleine Gemeinde mit 800 Einwohnern im Westerwald hatte wenig Auswahl - nur ein Kandidat stellte sich zur Wahl. Und er bekam am Sonntag dann nur 15 Prozent der Stimmen. Somit wurde er nicht gewählt. Problematisch: Der bisherige Bürgermeister war zuvor abgetreten und auch sein erster Beigeordneter wird zum Ende des Monats (30. September) sein Amt niederlegen. Nun muss wohl der zweite Beigeordnete bis auf Weiteres die Geschäfte führen. Im nächsten Jahr soll es dann noch einmal eine Bürgermeisterwahl geben - nur ist in der Gemeinde bisher kein Kandidat in Sicht. 

Wohl auch ein Grund ist, dass das Ehrenamt viel Zeit kostet. Der scheidende Bürgermeister sagte als erste Reaktion auf die Wahl im heimischen Westerwaldkurier: "Da muss schon viel Zeit investiert werden, um die Ortsgemeinde voran zu bringen. Als Rentner war mir das möglich gewesen und ich habe es auch gerne gemacht. Berufstätige Kandidaten müssen sich aber darauf einstellen, zugunsten des Amtes einige Stunden ihres Hauptberufes zu reduzieren."