Gesundheitsämter haben keinen Überblick über die Zahl der Geimpften Senioren - Ergebnisse einer Umfrage
Gesundheitsämter haben keinen Überblick über die Zahl der Geimpften Senioren - Ergebnisse einer Umfrage
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Pflegeheime

Corona-Impfung: Gesundheitsämter ohne Überblick über geimpfte Senioren

Die vierte Corona-Welle läuft und die verlässlichen Daten, auf die die Gesundheitsämter zurückgreifen können, sind weiter spärlich. Vor allem ist weiter völlig unklar, wie gut Senioren in den Pflegeheimen durch Impfungen geschützt sind. Das ergab eine Recherche von WDR, NDR und Süddeutscher Zeitung. Ein Überblick.

Die Corona-Impfung schützt - die Booster-Impfung soll noch besser schützen. So ist es überall zu hören und zu lesen. Und dann gibt es immer wieder Zahlen, in welchen Bundesländern wie viele Menschen geimpft sind. Nur sind die Zahlen nicht selten Schätzwerte. Denn einen wirklichen Überblick haben Deutschlands Gesundheitsämter auch in der vierten Welle offenbar weiter nicht. Der Grund ist offenbar die fehlende Erfassung beim Robert Koch Institut. Denn selbst der Pflegebeauftragte ist nach einem Bericht des Rechercheverbundes aus WDR, NDR und Süddeutscher Zeitung ahnungslos. 

Impfungen im Seniorenheim: Das sagen die Gesundheitsämter 

Der Rechercheverbund hatte 370 Gesundheitsämter angefragt, 180 haben geantwortet. Nach eigener Aussage ist die Umfrage damit zwar nicht repräsentativ, wohl aber aussagekräftig. Denn rund zwei von drei Gesundheitsämtern gaben an, keinen Überblick über den Impfsschutz von Senioren in Pflegeheimen zu haben. Die große Mehrzahl der Gesundheitsämter ist ebenfalls ahnungslos, wie viele Pflegekräfte in ihrem Landkreis oder ihrer Stadt geimpft sind. Zwar gibt es einige wenige Landkreise, die nach eigenen Angaben wirklich einen guten Überblick haben. Diese haben sich die Daten jedoch selbst besorgt. Dazu gehören etwa der Kreis Düren und der Kreis Heinsberg, beide in NRW. Sie gaben an, einen vollständigen Überblick über alle Seniorenheime zu haben. 

Doch das sind Ausnahmen. Immerhin 50 Gesundheitsämter haben zumindest einen groben Überblick. Dort jedoch sind die Zahlen teils erschreckend, geht man davon aus, dass gerade Senioren eine besonders gefährdete Zielgruppe sind. So waren in den Senioreneinrichtungen im Burgenlandkreis 60 Prozent der Bewohnerinnen und Bewohner nicht geboostert, so die Zahlen des Verbundes. 

Im Landkreis Wunsiedel hatten Ende November 57 Prozent der Menschen in Pflegeheimen noch keine Drittimpfung, im bayerischen Altötting 45 Prozent. Dabei gibt es in mehr als einem Viertel aller bayerischen Pflegeeinrichtungen einen Corona-Ausbruch.

Schwierige Lage auch beim Pflegepersonal 

Auch beim Personal in den Heimen ist die Impfsituation teils sehr schlecht. Zum Vergleich: In Deutschland sind rund 20 Prozent der Erwachsenen bisher nicht geimpft. Beim Pflegepersonal sind diese Werte oft höher.  So waren zum Zeitpunkt der Umfrage im Landkreis Wunsiedel 22 Prozent nicht vollständig geimpft, im Landkreis Unterallgäu 24 Prozent, in Dillingen an der Donau 26 Prozent, im Kreis Donau-Ries 28 Prozent, im Main-Kinzig-Kreis 29 Prozent, in Altötting 32 Prozent und im Burgenlandkreis, wo die Sieben-Tage-Inzidenz aktuell 1200 beträgt, 34 Prozent. Das Bayerische Gesundheitsministerium teilt auf Anfrage mit, dass zum Stichtag 1. November 28 Prozent der Pflegekräfte in Altenheimen nicht vollständig geimpft waren.

Darum fehlen den Gesundheitsämtern verlässliche Zahlen 

Beim Robert Koch Institut gibt es bis heute keine systematische Erfassung über die Impfsituation in Seniorenheimen. Das RKI verweist lediglich auf eine eigene Umfrage, wonach deutschlandweit gut die Hälfte der Bewohner geboostert ist. Das RKI hatte dazu 170 Seniorenheime befragt. Und auch der Pflegebauftragte der Bundesregierung kann keine konkreten Zahlen nennen. Man mache sich regelmässig einen Eindruck über die Lage in den Pflegeheimen, gab er beziehungsweise sein scheidender Gesundheitsminster Spahn den drei Medien zu Protokoll. Wörtlich schreiben die Autoren des Rechercheverbundes: "Auf Anfrage konnte Westerfellhaus jedoch weder beantworten, wie viele Corona-Ausbrüche es in Pflegeheimen derzeit gibt, noch wie viele Bewohnerinnen und Bewohner geboostert oder wie viele Beschäftigte geimpft sind. Für all diese Fragen solle man bitte das Robert Koch-Institut, fragen, ließ Westerfellhaus ausrichten."