Kolummne
Digitalisierung: Hilfe, mir wird die Zeit gestohlen
Digitalisierung führt zu fehlender Unterscheidung zwischen Wichtigem und Unwichtigem
Mit deren Fülle, sinkt allerdings die Relevanz und macht eine Eilmeldung zur normalen Nachricht. Die Meldung über einer Trainerwechsel in der Bundesliga kann man noch als wichtig betrachten. Das ein Spieler der zweiten Liga sich den Knöchel verstaucht hat, eher wohl nicht. Nicht vergessen dürfen wir die Nachrichten der etablierten Businessnetzwerke, die ebenfalls Informationen auf die Smartwatch spielen. Kritiker werden einwenden: Selbst schuld, wenn man einen Strom von Newsletter und damit Nachrichten abonniert hat. Was ärgerlich ist, dass im Laufe des Tages sich viele Meldungen als identisch herausstellen und beim Lesen noch einmal Zeit kosten. Auf der anderen Seite: Wiederholungen prägen die Erinnerung.
Digitalisierung kann auch Abstumpfung verursachen - was zu tun ist...
Wirklich nachdenklich sollte uns allerdings etwas anders machen. Das tägliche, bisweilen stündliche, Befeuern mit Kriegsmeldungen, Klimakrise, Covid19-Pandemie, Energiekrise und Lebensmittelknappheit verändert unsere Wahrnehmung und stumpft uns ab, nimmt uns die Betroffenheit. Auf der anderen Seite kann eine Überfülle an Informationen und deren dauerhafte Wiederholung auch dazu führen, dass man sich in der eigenen Blase bestätigt fühlt, Selbstreflexion und Diskursbereitschaft sich abschwächen. Menschen leiden unter dem permanenten Informationsstrom zu Krisen, Krieg und Pandemie. Das kann das Selbstvertrauen schwächen. Den Bildern oder Nachrichten auszuweichen, inaktiv zu werden, wäre sicher der falsche Weg. Es zeigt sich ein Dilemma. Das Vocer Institut für digitale Resilienz hat untersucht, welche Strategien es gegen das digitale Burnout gibt und wie sie wirken. Dort heißt es: „Digitale Resilienz“ wird daher besonders in der gegenwärtig kurzen Abfolge von Krisen, Katastrophen und Kriegen zur gefragten Querschnittskompetenz: Sie beschreibt nicht nur die Widerstandskraft der Mediennutzer gegenüber Hass, Hetze und Propaganda. Sie befasst sich ebenso mit der Frage, wie Nachrichtenmedien auch im Internet ihrer sozialen Verantwortung gerecht werden können, um die Resilienz ihres Publikums zu stärken und dieses vor medialem Überdruss und einer Abkopplung vom öffentlichen Diskurs zu bewahren.“

