Warnhinweis auf Eichenprozessionsspinner
Kommunen sperren wegen des Eichenprozessionsspinners Wege, Straßen und Plätze ab.
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Raupenplage

Eichenprozessionsspinner: Alles, was Sie wissen müssen

Spielplätze, Wanderwege, ganze Schulhöfe – vielerorts hängen derzeit wieder rot-weiße Absperrbänder an Bäumen, versehen mit Warnhinweisen: Achtung, Eichenprozessionsspinner! Die haarigen Raupen mit dem harmlos klingenden Namen sorgen in den Sommermonaten regelmäßig für Ärger, gesundheitliche Gefahren und organisatorische Herausforderungen. Wer ist eigentlich wofür verantwortlich?

In vielen Orten Deutschlands mussten in den vergangenen Wochen öffentliche Bereiche gesperrt werden – zur Sicherheit von Bürgerinnen und Bürgern, aber auch, um Einsätze koordinieren zu können. In Bonn hat die Sportverwaltung kurzfristig das Stadion im Sportpark Wasserland gesperrt, da es dort zu einer Ausbreitung des Eichenprozessionsspinners gekommen ist. In Halle-Neustadt ist ein Weg derzeit nicht begehbar. In der Gemeinde Oyten wurde ein Spielplatz abgeriegelt, nachdem die Tiere in einer Eiche in direkter Nähe zur Tischtennisplatte gesichtet wurden. Eine Fachfirma wurde beauftragt, das Nest fachgerecht zu entfernen. Die Stadt Saalfeld geht mit Drohnen gegen den Eichenprozessionsspinner vor. Bäume und Baumgruppen sind vorbeugend mit einem biologischen Präparat besprüht worden, teilte die Stadt mit. Bestimmte Bereiche des Waldspielplatzes Am Steiger und des Feenweltchens der Saalfelder Feengrotten wurden deshalb für zwei Tage gesperrt.  Warnschilder sind aufgestellt.

Eichenprozessionsspinner - was müssen Kommunen leisten?

Grundsätzlich sind Städte und Gemeinden für die Verkehrssicherungspflicht auf öffentlichen Flächen zuständig – also überall dort, wo Menschen unterwegs sind: Parks, Schulen, Friedhöfe, Radwege, öffentliche Spielplätze oder kommunale Gebäude. Wird der Eichenprozessionsspinner dort gesichtet, müssen die betroffenen Bereiche in der Regel kurzfristig abgesperrt und fachgerecht gereinigt oder abgesaugt werden.

Zudem informieren viele Kommunen die Bevölkerung über aktuelle Funde, gesundheitliche Risiken und geeignete Schutzmaßnahmen – etwa über Websites, soziale Medien oder über Aushänge an Schulen und Kitas. Einige Gemeinden setzen auch auf präventive Maßnahmen wie das Aufhängen von Nistkästen für Meisen oder den Einsatz von biologischen Schädlingsbekämpfungsmitteln im Frühjahr.

Was müssen Privatpersonen tun?

Auf Privatgrundstücken liegt die Verantwortung bei den Eigentümerinnen und Eigentümern. Das gilt sowohl für Privatpersonen als auch für Unternehmen, Wohnbaugesellschaften oder Vereine. Befinden sich befallene Bäume auf einem privaten Grundstück in direkter Nähe zu öffentlich zugänglichen Bereichen – etwa an Gehwegen oder Schulwegen – kann die Kommune im Einzelfall eine Entfernung oder zumindest Absicherung anordnen.

Wichtig: Die Nester des Eichenprozessionsspinners sollten niemals in Eigenregie entfernt werden. Die feinen Brennhaare der Raupen können starke allergische Reaktionen hervorrufen – von Hautausschlägen bis zu Atemnot. Die Arbeit sollte daher stets von Fachfirmen übernommen werden, die auf den Umgang mit dem Eichenprozessionsspinner spezialisiert sind.

Raupen Eichenprozessionsspinner
Die Raupen des Eichenprozessionsspinners.

Kommunale Herausforderung mit wachsendem Druck

Durch milde Winter und trockene Frühjahre haben sich die Populationen des Eichenprozessionsspinners in den vergangenen Jahren in vielen Regionen deutlich ausgeweitet. Die Koordination der Bekämpfung – gerade im Spannungsfeld zwischen öffentlichen Aufgaben und privater Verantwortung – bleibt daher eine zentrale Herausforderung für viele Kommunalverwaltungen.

Post auf Insta der Samtgemeinde Brome

 Was ist der Eichenprozessionsspinner – und warum ist er so gefährlich?

Der Eichenprozessionsspinner (Thaumetopoea processionea) ist ein unscheinbarer, graubrauner Nachtfalter, dessen Raupen zwischen Mai und Juli auf Eichen in langen Reihen – eben „prozessionsartig“ – unterwegs sind. Ursprünglich war die Art vor allem in wärmeren Gegenden Süd- und Mitteleuropas verbreitet, breitet sich aber durch den Klimawandel immer weiter nach Norden aus.

Die Gefahr geht nicht vom Schmetterling selbst, sondern von den Raupen aus. Ab dem dritten Larvenstadium bilden sie feine Brennhaare, die ein starkes Nesselgift (Thaumetopein) enthalten. Diese Härchen können:

  • allergische Reaktionen hervorrufen – etwa Hautentzündungen, Juckreiz, Quaddeln, Bindehautreizungen oder Bronchitis,
  • Atembeschwerden verursachen – bei starker Belastung auch Asthma-Anfälle oder Kreislaufprobleme.
  • Sie können und über mehrere Jahre in alten Nestern oder im Unterholz aktiv bleiben.
  • Die Brennhaare verbreiten sich durch Wind, Kleidung oder Haustiere auch in Bereiche fernab der Bäume – zum Beispiel auf Spielplätzen, in Gärten oder am Badesee.
  • Auch für die Natur birgt der Eichenprozessionsspinner Gefahren. Bei starkem Befall können Eichen stark geschwächt werden. Die Raupen fressen bevorzugt junge Eichenblätter – bei wiederholtem Kahlfraß leidet die Vitalität der Bäume, was sie anfälliger für andere Schädlinge, Trockenheit oder Pilzbefall macht.

Fotocredits: Raupen des Eichenprozessionsspinners: Adobe Stock