Die Zeit der Sommerfeste in Kommunen hat begonnen - doch immer mehr Feste müssen abgesagt werden, aus Sicherheitsgründen. Wir haben Tipps, wie Feste sicherer werden
Die Zeit der Sommerfeste in Kommunen hat begonnen - doch immer mehr Feste müssen abgesagt werden, aus Sicherheitsgründen. Wir haben Tipps, wie Feste sicherer werden
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Tipps für Stadtfeste

Sicherheit bei Stadtfesten: Warum Kommunen jetzt umdenken müssen

Der Sommer ist da, die Stadtfeste stehen an – doch vielerorts droht die Absage. Der Grund: mangelnde Sicherheit. Nach Anschlägen in Mannheim, München und Magdeburg wächst die Sorge vor Amokfahrten und Terror. Die Folge: teure Schutzmaßnahmen, die sich viele Kommunen kaum leisten können. Wie es trotzdem gelingen kann: Pirna macht es vor – mit flexiblen Anti-Terror-Containern. Dieser Artikel zeigt, wie Sicherheitskonzepte trotz klammer Kassen gelingen können – und warum es ohne sie künftig nicht mehr geht.

Ohne neue Sicherheitsmaßnahmen hätte das Stadtfest in Pirna nicht stattfinden können. Die Stadt investierte mehrere tausend Euro in zehn sogenannte „Indutainer“ – faltbare Container, die mit Wasser gefüllt werden und Zufahrtswege blockieren. Zusätzlich kommen bepflanzte Sandsteinkübel und mobile Sperren zum Einsatz. Bürgermeister Tim Lochner spricht von einer Investition in die Zukunftsfähigkeit der Stadt – und hat damit einen Nerv getroffen: Sicherheit ist längst zur zentralen Voraussetzung für Veranstaltungen im öffentlichen Raum geworden.

Sicherheitslage in Deutschland – eine neue Realität

Die Liste der Vorfälle ist lang: Amokfahrten, Lkw-Attacken, Terroranschläge. Besonders verletzlich: Volksfeste, Weihnachtsmärkte, Sport- und Kulturveranstaltungen. Sie bieten große Menschenansammlungen, öffentlich zugängliche Räume – und damit ideale Angriffsziele.

März 2024: Anschlag auf die Tesla Gigafactory Berlin-Brandenburg. 

Mai 2024: Angriff auf eine islamkritische Kundgebung in Mannheim mit Messerattacken auf Teilnehmer und einen Polizisten, der später starb. 

Dezember 2024: Anschlag auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt

13. Februar 2025 – Islamistischer Anschlag auf einen Demonstrationszug der Gewerkschaft Verdi in München

15. Februar 2025 – Messerangriff eines Islamisten in Villach, Österreich auf Passanten

Die Folge: verschärfte Vorgaben, gestiegene Haftungsrisiken, höhere Anforderungen an Veranstalter und Kommunen.

Sicherheit – Pflicht statt Kür

Kommunen haben eine Fürsorgepflicht. Und die endet nicht am Festplatz. Sicherheit ist kein „Nice to have“, sondern Grundlage für die Genehmigung jeder Veranstaltung. Das Problem: ein Flickenteppich an Vorschriften – und ein immenser Aufwand für kleine Städte.

Laut dem Leitfaden des Landesverwaltungsamtes Sachsen-Anhalt müssen Sicherheitskonzepte unter anderem folgende Punkte enthalten:

Risikoanalyse

Evakuierungsplanung

Zufahrtskontrolle

Alarmierungs- und Kommunikationswege

Zusammenarbeit mit Polizei, Feuerwehr und Rettungsdiensten

Doch viele Städte berichten: Diese Anforderungen sprengen die personellen und finanziellen Kapazitäten. Den Leitfaden des Landes stellen wir Ihnen am Ende des Artikels als PDF im Original zum Herunterladen zur Verfügung!

Wenn das Fest am Poller scheitert

Beispiele aus Brandenburg, Sachsen und NRW zeigen: Nicht selten scheitert ein Stadtfest nicht an der Organisation – sondern an den Kosten für Betonbarrieren, Personal oder Technik.

Elsterwerda: Frühlingsfest nur durch Sponsoren möglich. Schutz durch Leih-Betonringe vom örtlichen Werk.

Bernau: Hussitenfest muss 20.000 Euro zusätzlich für Sicherheit aufbringen.

Lage (NRW): Feste wurden mangels Sicherheitspersonal und Barrieren abgesagt.

Wismar: Veranstaltungen gestrichen – Poller zu teuer.

Das Dilemma: Wer spart, riskiert viel. Wer absagt, verliert Image, Frequenz und Einnahmen.

 Was hilft? Vier Hebel für sichere Feste

1. Kooperation statt Alleingang

Gemeinsame Sicherheitsgesellschaften – wie im Kreis Barnim in Brandenburg – bieten Container oder Sperren zur Leihe an. Auch Städte wie Freiberg helfen mit Material aus. Netzwerke schaffen Synergien.

2. Fördertöpfe ausschöpfen

Länder wie Bayern und NRW bieten Programme zur Förderung von Sicherheitsmaßnahmen.

3. Private Sponsoren einbinden

Wie in Elsterwerda können regionale Betriebe zum Sicherheitsgarant werden – mit Material, Logistik oder direkter Finanzierung. Stadtmarketing muss solche Partnerschaften aktiv suchen.

4. Feste Flächen statt flüchtiger Lösungen

Langfristig sinnvoll: kommunale Festplätze mit festen Pollern, Barrieren und Fluchtwegen. Sie sparen auf Dauer Geld – und erleichtern Genehmigungen.

Wie Sicherheitskonzepte wirklich gut werden

Leitfaden nutzen – aber flexibel bleiben

Der offizielle Leitfaden aus Sachsen-Anhalt bietet ein solides Grundgerüst. Aber: Er ersetzt nicht die Ortskenntnis. Jede Kommune braucht ein maßgeschneidertes Konzept – angepasst an Topografie, Teilnehmerzahl und Risikolage.

Den Leitfaden aus Sachsen-Anhalt stellen wir Ihnen beispielhaft als PDF am Ende dieses Beitrags zum Herunterladen zur Verfügung .

Experten einbinden

Ob Polizei, Feuerwehr, Sicherheitsfirmen oder Datenschutzbeauftragte: Sicherheitsplanung ist Teamarbeit. Frühzeitige Einbindung der Akteure spart am Ende Zeit und verhindert Genehmigungschaos.

Simulationen durchführen

Trockenübungen helfen, Schwachstellen aufzudecken. Ob Evakuierung, Blackout oder Drohnenalarm – was geprobt wurde, funktioniert im Ernstfall besser.

Technik als Schlüssel

Moderne Technik kann Sicherheitskonzepte günstiger und besser machen:

Drohnenabwehrsysteme: schützen vor Angriffen aus der Luft

Körperscanner & Metalldetektoren: beschleunigen Einlasskontrollen

Wasserbarrieren statt Beton: flexibel, sicher – und oft günstiger

Zutrittssoftware: steuert Personal- und Lieferverkehr digital

Kommunen sollten regelmäßig evaluieren, welche Technologien ihnen nützen – und was überdimensioniert ist

 Sicherheit kostet, Unsicherheit mehr

Sicherheit ist teuer. Aber Unsicherheit kostet mehr: Menschenleben, Vertrauen, Identität. Wer Volksfeste aus Angst absagt, kapituliert vor der Bedrohung. Wer hingegen vorausschauend plant, kreativ kooperiert und Sicherheitskonzepte clever aufsetzt, kann auch mit begrenzten Mitteln viel erreichen. Pirna hat es vorgemacht. Jetzt ist es Zeit, dass andere folgen.

Hier finden Sie den Leitfaden für sichere Feste aus Sachsen-Anhalt zum Herunterladen: