Köln war nur eine Stadt, in der die Stichwahlen mit Spannung erwartet wurden - die ERgebisse sind eindeutig°!
Köln war nur eine Stadt, in der die Stichwahlen mit Spannung erwartet wurden - die ERgebisse sind eindeutig°!
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Bürgermeisterwahlen

Kommunalwahlen 2025: Dramatische Stichwahlen und Überraschende Wechsel in NRW, Hessen und Brandenburg

In Nordrhein-Westfalen wurden am Sonntag Stichwahlen für Oberbürgermeister-, Bürgermeister- und Landratsämter in rund 150 Kommunen ausgetragen. In Hessen fanden am selben Tag mehrere Direktwahlen für Bürgermeisterämter statt, teils mit Stichwahlpflicht in Orten wie Weiterstadt oder Pfungstadt. In Brandenburg stand der Wahltermin ebenfalls für zahlreiche Bürgermeisterwahlen mit und ohne Stichwahl. Zusätzlich gab es in weiteren Bundesländern Einzelwahlen (z. B. in Saarland Gemeinden wie Riegelsberg). Wir haben den Überblick und die wichtigsten Trends für Sie zusammengefasst: Und der Sonntag hat die Kommunalpolitik sehr unterschiedlich durcheinandergewirbelt.

Herausragendes Ergebnis: Dortmund fällt: Nach fast 80 Jahren verliert die SPD den Oberbürgermeisterposten in Dortmund an die CDU. Dieser Verlust wirkt symbolisch und politisch besonders schmerzhaft für die Sozialdemokraten.

Doch auch für die AfD wuchsen in NRW die Bäume nicht in den Himmel: AfD-Kandidaten erreichten in Städten wie Gelsenkirchen, Duisburg und Hagen nicht den Durchbruch – wie erwartet holten sie zwar Rekordergebnisse, für absolute Mehrheiten reichte es zwischen Rhein und Ruhr aber nicht. Auch, weil sich oft alle anderen Parteien zusammengeschlossen hatten, um das zu verhindern. In Gelsenkirchen etwa musste sich AfD-Kandidat Norbert Emmerich mit 33 % der Stimmen geschlagen geben gegen SPD-Kandidatin Andrea Henze.

In Duisburg verteidigte SPD-Amtsinhaber Sören Link mit 78 % klar sein Mandat gegen AfD-Kandidat Carsten Groß.

In Hagen gewann die CDU deutlich mit 71 % gegen den AfD-Kontrahenten.

Mit Spannung wurde auch das Ergebnis in der größten NRW-Stadt Köln (gut 1 Million Einwohner) erwartet. Hier trat die Amtsinhaberin Henriete Reker nicht mehr an. Nachfolger wird Thorsten Burmester, der Sozialdemokrat setzte sich deutlich gegen die Bewerberin der Grünen durch. 

Pleite für die Grünen auch in der Bundesstadt Bonn. Dort wurde die amtierende Grüne Oberbürgermeisterin Katja Dörner abgewählt. Neuer Oberbürgermeister wird Guido Deus von der CDU. Derweil wurde der Landrat im Bonn-Rhein-Sieg Kreis Sebastian Schuster von der CDU wiedergewählt. 

 

Damit bleibt NRW-weit festzuhalten: kein dauerhafter Erfolg für die AfD auf der kommunalen Ebene – trotz stärkerer Mobilisierung oder Resonanz der Partei auf der Landes- und Bundesebene. Es zeigt sich einmal mehr, dass die AfD bei Kommunalwahlen jeweils deutlich schlechter abschneidet, als bei „großen“ Wahlen. Parteienforscher führen das immer wieder auf fehlende, bekannte und langjährige Kommunalpolitiker und Kandidaten bei der AfD zurück. Die Partei wurde erst im Jahr 2014 gegründet, sitzt erst seit 2017 im Bundestag und trat auch in NRW vor 4 Jahren noch nicht flächendeckend an. Auch bei diesen Kommunalwahlen gab es Orte ohne AfD-Kandidaten.

  • In der Gesamtbilanz gewann die CDU bei den Spitzenämtern (Oberbürgermeister und Landrat) spürbar hinzu, während die SPD teils stark Federn ließ.
  • Die im Vorfeld angekündigten Anti-AfD-Allianzen zahlten sich aus – SPD und CDU fungierten oft als Gemeinsam-Verteidiger gegen Kandidaten der AfD.

Hessen: Klarheit, Hürden und Einzelduelle

Auch in Hessen fanden am Sonntag mehrere Direktwahlen für Bürgermeister statt, oft ohne starke Gegenkandidaten. Etwa hier:

Lich: Julien Neubert war alleiniger Bewerber und sicherte sich knapp 84 Prozent der Stimmen. Antrifttal: Auch hier ohne Gegenkandidat – Dietmar Krist gewann 74 %. Grebenau: Lars Wicke erhielt 87 %. Breitscheid (Lahn-Dill-Kreis): Der einzige Bewerber, Yannick Konrad errang 95 Prozent der Stimmen.

Der spannende Ausnahmefall: Heidenrod. In dem Ort im Rheingau-Taunus-Kreis kam es zu einem Zweikampf: Amtsinhaber Volker Diefenbach verteidigte sein Amt knapp mit 51,7 % gegen Herausforderer Benedikt Ries (48,3 %). Interessant dabei auch: Kommt es zu engen Wahlen, steigt die Wahlbeteiligung. Sie lag in Heidenrod mit fast 62 Prozent vergleichsweise hoch.

In Weiterstadt und Pfungstadt kommt es hingegen zu Stichwahlen. In Pfungstadt etwa müssen Maximilian Schimmel und Katrin Seeger in die Stichwahl. Für Weiterstadt war Ralf Möller (Amtsinhaber) im Rennen gegen mehrere Bewerber, wobei Niklas Gehnich als zweitstärkster Kandidat in die Stichwahl zieht.

Fazit für Hessen: Der Trend geht zu wenig umkämpften Amtsübernahmen bei geringer Wahlkonkurrenz. Wo jedoch Gegenkandidaten existierten, entwickelten sich spannende Kämpfe – insbesondere in Mittelstädten. Die Stichwahlen in Pfungstadt und Weiterstadt könnten als kleine Politindikatoren gelten.

Brandenburg: Lokalduelle & gravierende Wechsel möglich

In Brandenburg standen am Sonntag ebenfalls zahlreiche Bürgermeisterwahlen an – in vielen Orten kommt es zu Stichwahlen. Insgesamt sind in Brandenburg in diesem Jahr 36 Bürgermeisterposten zu besetzen. Einige Orte wählten schon vor einer Woche, damit Anfang Oktober Stichwahlen stattfinden können. An diesem Sonntag waren es 18 Wahlen.

In Rheinsberg etwa konnte der bisherige Bürgermeister Frank-Rudi Schwochow im ersten Wahlgang bereits die absolute Mehrheit holen.

In Bad Freienwalde in Märkisch Oderland kommt es zur Stichwahl zwischen Frank Vettel von der AfD (36 Prozent) und Ulrike Heidemann von der CDU (32 Prozent). Auffallend hier: Ulrike Heidemann hatte genau 14 Stimmen mehr als der Drittplatzierte Einzelbewerber Marco Terei. Laut Stimmergebnis erreichen bei exakt 32,1 Prozent.

In Eisenhüttenstadt gehen Maik Diepold von der AfD (37 Prozent) und Marko Henkel von der SPD (27 Prozent) in die Stichwahlen.

Aus dem Stand gewann in Treuenbrietzen der bisherige leitende Rathaus-Angestellte Robert-Walter Wildgrube die Bürgermeisterwahl gegen drei Gegenkandidaten.

In Oranienburg, der Kreisstadt von Oberhavel hingegen kommt es zum Wechsel. Der amtierende Bürgermeister Alex Laesicke wurde deutlich abgewählt, erreichte mit 13 Prozent nur den fünften Platz. Es kommt zur Stichwahl zwischen AfD-Kandidatin Anja Waschkau (29 Prozent) und der SPD-Frau Jennifer Collin-Feeder (19 Prozent). Laesicke war vor 8 Jahren deutschlandweit in den Medien, weil er als Parteiloser antrat und nach über 30 Jahren das Amt von seinem Vater übernahm. Collin-Feeder von der SPD war damals schon eigentlich die offizielle Kandidatin der SPD und somit von der Partei als Nachfolger von Hans-Joachim Laesicke ins Rennen geschickt worden. Doch der parteilose Sohn holte recht überraschend die absolute Mehrheit.

Und auch in Nauen im Havelland wurde der amtierende Bürgermeister abgewählt. Michael Wiebersinsky (Initiative Wir für Nauen) wird dort neuer Bürgermeister. Hier fand nämlich bereits eine Stichwahl statt. Der bisherige Bürgermeister Manuel Meger unterlag dort knapp mit gut 47 Prozent der Stimmen.

Kontinuität derweil in Pritzwalk. Ronald Thiel bleibt dort Bürgermeister. Der Einzelbewerber bekam am Sonntag im ersten Wahldurchgang 60,2 Prozent der Stimmen. Er lag damit deutlich vor Frank Schröder vom Bürgerbündnis Prignitz Vernunft und Gerechtigkeit, der 13,6 Prozent bekam.

Der Trend in Brandenburg: Während in NRW und Hessen parteipolitisch im Großen gestritten wurde, geht es in Brandenburg stärker um lokale Profile, Kontinuitäten und personelle Effekte – weniger um landesweite Parteikämpfe, aber mit Potenzial auch dort, wo Amtsinhaber abtreten.

Wichtige Trends aus den Kommunalwahlen

  1. Signal aus NRW: SPD unter Druck, CDU im Aufwind, AfD eingemauert Der Verlust Dortmunds und die Abwehr der AfD zeigen: Wer kommunal relevant sein will, muss Bündnisse schmieden und Polarisation vermeiden.
  2. Hessen: Mehrheit ohne Herausforderung Die Häufigkeit von Kandidaten ohne Gegenkandidat spricht für eine Stärke von Personen oder ein institutionelles Vakuum in manchen Gemeinden.
  3. Brandenburg: Lokales im Fokus, keine dominante Parteikampagne Die Wahlkonstellation ist vielfältig, oft personengesteuert – mit Potenzial für Überraschungen bei Amtswechseln.
  4. Zersplitterung und Personalisierung prägen die kommunale Wahlkultur Viele Wahlen sind auf Gemeindeebene, oft ohne große Parteikonzepte, sondern mit lokalen Themen und Personen im Vordergrund.
  5. Strategische Bedeutung der Stichwahlen wächst Am Ende entscheidet oft die Mobilisierung im zweiten Wahlgang – Stichwahlen sind damit zu entscheidenden Kampfzonen geworden.