Freibad: Frau im Schwimmreifen
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Schwimmbäder

Das Freibad in kleinen Orten: Kühler Ort, heiß geliebt

Trotz klammer Kassen und akutem Personalmangel stemmen sich kleine Kommunen gegen den Trend – und kämpfen für ihre Freibäder. Wie ein 296-Seelen-Dorf in Brandenburg und eine Gemeinde in Niederbayern für Lebensqualität sorgen.

Ein Dorf mit 296 Einwohnern und ein Freibad? Das klingt wie ein Relikt aus vergangenen Zeiten. Doch in Wahlsdorf, einem märkischen Dorf, ist es Realität. Jeden Sommer lernen hier Kinder schwimmen, Senioren ziehen ihre Bahnen, und Jugendliche sausen die 23 Meter lange Wasserrutsche hinunter. „Die Stadt Dahme/Mark hat zwei Freibäder, eines in Dahme und eines im Ortsteil Wahlsdorf, direkt an der Skaterstrecke“, sagt Bürgermeister Thomas Willweber. Und er will alles tun, um sie zu erhalten: „Unsere Freibäder sind unverzichtbar – für die Freizeit, den Schulsport und die DRK-Ausbildung. “ 

Freibad Wahlsdorf
Das Freibad im kleinen Wahlsdorf soll ertüchtigt werden.

Das Freibad im kleinen Wahlsdorf im brandenburgischen Kreis Teltow-Fläming ist ein beliebter Treffpunkt. Nicht nur die Dorfbewohner, auch die Menschen aus der Umgebung und Touristen schätzen das Angebot. Wer auf der insgesamt 230 Kilometer langen Flaeming-Skate unterwegs ist, kann sich hier erfrischen. Die asphaltierte Strecke führt durch Wälder, Wiesen und Felder – und direkt an Wahlsdorf vorbei.

Jedes zehnte Bad muss teilweise schließen

Solche Beispiele sind inzwischen selten. Viele Kommunen in Deutschland können und wollen sich ein Freibad nicht mehr leisten. Laut dem Bäderatlas der Deutschen Gesellschaft für Badewesen gibt es bundesweit noch 2.416 Freibäder – vor fünf Jahren waren es 3.240. Das Hauptproblem: fehlendes Personal. Anfang Mai hatten 38 Prozent der Hallen- und Freibäder noch offene Stellen. Eine Umfrage des Verbands kommunaler Unternehmen unter 113 Betreibern ergab, dass in mehr als jedem vierten Bad über zehn Prozent der Stellen unbesetzt waren. Der Trend ist nicht neu: In der vergangenen Saison musste jedes zehnte Bad zeitweise schließen – wegen Personalmangels oder Überfüllung. „Die Nachfrage ist hoch, das Angebot knapp“, fasst Verbandschef Ingbert Liebing zusammen. Er warnt: „Der demografische Wandel wird die  Lage verschärfen. Wie in der Gastronomie die Köche, wird künftig das Bademeister-Team die Öffnungszeiten bestimmen. “ 

Stadt Dahme/Mark suchte neuen Betreiber

In Dahme/Mark und Wahlsdorf spitzte sich der Personalmangel ebenfalls zu. Doch die Stadtverordneten entschieden, die Bäder nicht zu schließen. Stattdessen übertrugen sie 2023 den Betrieb der Aquapark Management GmbH, während die Kommune Eigentümerin blieb. „Die Personalverantwortung liegt nun beim Betreiber“, erklärt Marie-Jana Mach, zuständig für öffentliche Einrichtungen. Das Unternehmen betreibt weitere Bäder im Landkreis und kann Personal flexibel einsetzen. Mindestöffnungszeiten wurden vertraglich festgelegt: In Wahlsdorf soll das Bad an fünf Tagen pro Woche von 13 bis 19 Uhr geöffnet sein, in Dahme während der Ferien täglich. 

Freibad in Dahme/Mark
Beliebt: das Freibad in Dahme/Mark.



Trotzdem bleibt ein Defizit. Das Freibad in Wahlsdorf kostete die Stadt 2022 rund 110.000 Euro, die Einnahmen betrugen nur 27.000 Euro. In Dahme standen 160.000 Euro Ausgaben 40.000 Euro Einnahmen gegenüber. „Trotz der hohen Kosten wollen wir die Bäder erhalten“, betont Bürgermeister Willweber. Doch die Kommunalaufsicht und das Land hinterfragen diese „freiwillige Aufgabe“ seit Jahren. Dahme mit seinen elf Ortsteilen zählt 4.888 Einwohner. „Um den ländlichen Raum attraktiv zu halten, sind unsere Freibäder unverzichtbar“, sagt der Bürgermeister. „Aber die nötige Unterstützung von Bund und Land fehlt. “ 

Bürgermeister von Dahme/Mark

Um den ländlichen Raum attraktiv zu halten, sind unsere Freibäder unverzichtbar. Aber die nötige Unterstützung von Bund und Land fehlt. “

Thomas Willweber, Bürgermeister von Dahme/Mark

Immerhin gelang es der Kommune, über das Leader-Förderprogramm der Europäischen Union 260.000 Euro bewilligt zu bekommen. Damit will sie die Technik im Wahlsdorfer Freibad modernisieren. Die veraltete Wasseraufbereitungsanlage soll komplett erneuert werden und dann nachhaltiger mit weniger Chemie-Einsatz laufen. Die Verrohrung wird neu gemacht. 

Beheizt werden das Schwimmbecken und das Kinderbecken durch Abwärme der Biogasanlage der Agrargesellschaft Niederfläming. Auch für Dahme soll bald ein Förderantrag gestellt werden. Wie wichtig die beiden Freibäder für die Region sind, weiß auch Patricia Heinze, Leiterin der Bürgerdienste und Soziales im Amt Dahme/Mark. „Die Bürgerinnen und Bürgerinnen lieben die Freibäder.“ Schon vor Saisonstart wird immer wieder gefragt: „Wann geht es los, wann können wir zum Arbeitseinsatz kommen?“

Freibad in Rohr in Niederbayern mithilfe von Bauhofmitarbeitern

Auch die 3.480-Einwohner-Gemeinde Rohr in Niederbayern hält an ihrem Freibad fest. „Wir sind nicht reich, aber das Freibad zu schließen, wäre das Letzte“, sagt Bürgermeisterin Birgit Steinsdorfer. 2024 lagen die Betriebskosten bei 140.000 Euro, die Einnahmen bei 33.000 Euro. Das Defizit: über 100.000 Euro. Die Bauhofmitarbeiter kümmern sich um die Instandhaltung. Das Kinderplanschbecken wird durchgehend beheizt, das Schwimmerbecken nur zu Saisonbeginn. PV-Anlagen und eine Wärmepumpe liefern die nötige Energie. 

Neu geschaffenes Kinderplanschbecken in Rohr in Niederbayern
Das neu geschaffene Kinderplantschbecken in Rohr in Niederbayern.

Personal zu finden, bleibt eine Herausforderung. „Kassenkräfte, meist Schüler oder Rentner, finden wir leicht“, sagt Steinsdorfer. „Schwieriger ist es bei der Badeaufsicht.“ Doch zwei Bauhofmitarbeiter mit entsprechender Ausbildung springen bei Engpässen bei der Badeaufsicht ein. 

Bürgermeisterin Birgit Steinsdorfer, Rohr in Niederbayern

Wir sind nicht reich, aber das Freibad zu schließen, wäre das Letzte.“

Birgit Steinsdorfer, Bürgermeisterin von Rohr in Niederbayern

Rohr ist kein Touristenort, das Freibad dient den Einheimischen. Um die Einnahmen zu steigern, veranstaltet die Gemeinde Aktionen wie die Freibadnacht mit DJ. In diesem Jahr wurden die Eintrittspreise erhöht. „Viele Dauerschwimmer kommen, dazu Kindergartenkinder, Grundschüler und das Gymnasium“, erzählt Steinsdorfer. „Für sie ist der Eintritt kostenlos.“ Seit 2024 gibt es einen privat betriebenen Kiosk. Der neu gestaltete Kinderbereich lockt Familien aus der Umgebung. „Das Freibad zahlt sich aus“, meint die Bürgermeisterin. Rohr ist bei Familien beliebt, jährlich gibt es 30 bis 40 Geburten. Sorgen um den Nachwuchs hat sie also nicht. 

Eintrittspreise und Öffnungszeiten 2025

Freibad Wahlsdorf und Dahme/Mark (Brandenburg)

Erwachsene: 5 Euro

Kinder unter 14 / Menschen mit Behinderung 3 Euro

Abendkarte (2 Stunden vor Schließung): 3 Euro

10er-Karte Erwachsene: 40 Euro

10er-Karte Kinder / Menschen mit Behinderung: 22 Euro

Öffnungszeiten Wahlsdorf:   Mittwoch bis Sonntag: 13 – 19 Uhr

Montag und Dienstag: Ruhetag

Dahme/Mark:

Freitag bis Dienstag: 13 – 19 Uhr

Mittwoch und Donnerstag: Ruhetag

Freibad Rohr (Niederbayern)

Erwachsene: 5 Euro

Kinder und Jugendliche: 3 Euro

Abendtarif ab 18:00 Uhr: Erwachsene 3 Euro, Kinder 2 Euro

Gruppen (ab 10 Personen): 2,00 € pro Person

Saisonkarten: Erwachsene 60 Euro Kinder 40 Euro Familienkarte 100 Euro

Öffnungszeiten

Täglich 10 – 20 Uhr

Fotocredits: Freibad Wahlsdorf und Dahme: Aquapark Management GmbH, Kinderbereich Freibad Rohr in Niederbayern: Robert Dettenhofer, Bürgermeister von Dahme: Privat, BÜrgermeisterin von Rohr: Gudrun Mallwitz