Vorsitzende des Betreibervereins Sommerbad Minden
Die Vorsitzende des Betreibervereins und des Fördervereins: Kathrin Kosiek erläutert das Erfolgskonzept des Mindener Sommerbades.
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Schwimmbad-Rettung

So betreibt ein Verein erfolgreich das Freibad

In Minden betreibt ein engagierter Verein das Familienbad. Es wurde saniert und bekam dafür Fördermittel. Wie das kreative Konzept zur Rettung des Schwimmbades funktioniert, der Badebetrieb finanziert wird - und was das Bad neben dem Wasser alles bietet!

Das Sommerbad in Minden (Nordrhein-Westfalen) hätte eigentlich schon vor zwei Jahrzehnten zugemacht werden sollen. Um es zu retten, gründeten sich damals ein Förder- und ein Betreiberverein. Mit großem Erfolg. "Der Verein betreibt das Bad jetzt schon die 21. Saison", berichtet die Vorsitzende Kathrin Kosiek. Die Leiterin der Hohenstaufen-Grundschule hat auf Anfrage von KOMMUNAL viele Tipps parat, wie ein Freibad  möglicherweise vor der Schließung bewahrt werden kann - und was alles möglich ist, wenn viele Akteure mitmachen. Das Rezept besteht aus vielen Zutaten, darunter Hartnäckigkeit, Kreativität und Begeisterung.

Freibad bekommt Geld aus Sanierungs-Förderprogramm

Auch ein guter Draht zur Stadt und das Wissen um Fördertöpfe sind wichtig. So wies der Kämmerer die Vereinschefin auf ein Sanierungs-Förderprorgamm des Bundes für kommunale Einrichtungen hin. Darunter fallen auch Schwimmbäder. Das Sommerbad konnte somit für gut 3 Millionen Euro saniert werden. Klimagerecht dazu. Es wurden die Badewassertechnik überholt und das Sportbecken erneuert. Diese Sanierung wurde 2021 abgeschlossen. Vom Bund gab es 2,16 Millionen, von der Stadt 900.000 und von uns kamen rund 60.000 Euro, wie  Kosiek erläutert.

Zwei Becken saniert

"Jedes Jahr zum Saisonstart mussten wir Fließen ankleben und die Schäden beheben", sagt Kathrin Kosiek. "Für uns war klar: Ohne Unterstützung können wir die Sanierung nicht leisten." Das 50 Meter lange Schwimmerbecken mit acht Bahnen hat einen Edelstahlbeckenkopf bekommen, dem Frost nichts anhaben kann. Das 30 mal 25 Meter große  Nichtschwimmer-Becken wurde ebenfalls saniert. Als nächstes stand die Sanierung des Plantschbeckens" an. Der Verein bekam dazu Landesfördermittel  aus dem Programm Moderne Sportstätten 2022.

Spenden und bezahlte Werbung helfen bei Finanzierung

Wie aber finanziert der Betreiberverein den laufenden Betrieb?  "Wir bekommen über Werbung, die im Bad angebracht wird, rund 15.000 Euro im Jahr, die Mitgliedsbeiträge des Fördervereins bringen rund 12.000 Euro ein  -   dazu kommt der Eintritt", listet die Vorsitzende auf. Und sie versucht zudem, immer wieder neue Geldquellen aufzutun. So finanziert eine Stiftung die Schwimmkurse und eine Familiensaisonkarte, die nach dem erfolgreichen Schwimmkurs verschenkt wird.  Der Betrag, der dann noch fehlte, wurde bisher durch Spenden und Eintrittsgelder gedeckt.

Familienbad öffnet schon um 6 Uhr

Was Förder- und Betreiberverein mit dem Sommerbad anbieten, ist nicht von der Stange: Das Bad macht schon um 6 Uhr auf. Es schließt Montag bis Donnerstag um 19.30 Uhr, Freitag erst um 20 Uhr.  Am Sonnabend ist das Bad von 8 bis 20 Uhr geöffnet und am Sonntag von 8  bis 19.30 Uhr.

Was sehr gut ankommt: Auf dem Gelände wird kostenloses WLAN angeboten. Erwachsene zahlen in der Badesaison 2023 pro Tag  bei einer Einzelkarte 4,50 Euro, Kinder von 4 bis 14 Jahre 2 Euro. Vor allem setzt der Verein auf viele Aktionen: So beginnt die Saison mit dem Osterfeuer und endet mit dem Herbstmarkt.  "Da kommen jedes Mal um die 2000 Besucher", erzählt Kathrin Kosiek. Der Erlös kommt dem Bad zugute.

Kunst und Repair-Cafe

"Wir nutzen das Bad auch für tolle Events. Zum Beispiel Picknick-Konzerte", so die Vereinschefin. Auch die Kunst kommt nicht zu kurz: Die Stiftung Club 74, die psychisch erkrankte und behinderte Menschen in der Region mit Angeboten unterstützt, hat Wände gestaltet. Ein Repair-Cafe gibt es einmal im Monat an einem Samstag. Nicht nur Badegäste können dort gemeinsam mit Experten defekte Elektrogeräte oder Fahrräder reparieren. Der Förderverein hat 731 Mitglieder, aktiv sind davon laut Vorsitzender um die 40 bis 50 Menschen. "Wir sind nicht nur ein Schwimmbad, sondern eine vielfältige Freizeitstätte."

Kreative Ideen zur Finanzierung

Pfiffigkeit gehört dazu. "Weil wir keinen Anteil aus der Sportförderpauschale der Kommune bekommen konnten, sind wir in die Triathlonabteilung des Landessportvereins eingetreten und  bekommen seither die Förderung."

Sommerbad ohne Personalmangel

Während eines der städtischen Bäder vorübergehend wegen Personalmangels schließen musste, konnte das Sommerbad Minden bislang offen gehalten werden. "Unsere Personaldecke ist nicht super, wir haben aber viele Helfer", sagt die Vereinschefin. Sie kommen über den Club 74, der Jugendliche und Erwachsenen Arbeit verschafft.  "Sie helfen uns beim Fegen, Hecke schneiden und kümmern sich um den Rasen." Zudem hat der Verein Langzeitarbeitslose angestellt und Ein-Euro-Jobber unterstützen weiter. Hilfe kommt auch über Menschen, die ihre Sozialstunden im Sommerbad ableisten.

Kommunen bewerben sich um Fördermittel

Bundesbauministerin Klara Geywitz besuchte im vorigen Sommer die Stadt, das Freibad und den Verein. Deutschlandweit können sich Städte und Gemeinden beim Bund beim Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) um Fördermittel für eine klimagerechte Sanierung ihrer Sportstätten, Schwimmbäder sowie Jugend- und Kultureinrichtungen bewerben. 476 Millionen Euro stehen insgesamt dafür bereit, um den Sanierungsstau abzubauen, teilte das Ministerium mit. Die Projekte müssen bis 2027 umgesetzt werden. Ab kommendem Jahr stehen aus dem Investitionspakt Sportstätten aber keine Fördermittel mehr zur Verfügung, wie das Bauministerium jetzt auf Anfrage von KOMMUNAL bestätigte. Die Antragsteller könnten aber sicher sein, dass die im Jahr 2022 im Rahmen des Programms angestoßenen Vorhaben zu Ende geführt werden, sagte eine Sprecherin.

Mehr Informationen zum Förderprogramm.

Dieser Artikel erschien zuerst am 12. August 2022 und wurde jetzt aktualisiert.