Die Ganztagsschule ist auf dem Papier eine gute Sache - es hapert aber an der Umsetzung, meint Gerd Landsberg
Die Ganztagsschule ist auf dem Papier eine gute Sache - es hapert aber an der Umsetzung, meint Gerd Landsberg
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Editorial

Ganztagsschulen: Es ist nicht alles Gold, was glänzt

Im Finanzstreit über die Ganztagsbetreuung in Grundschulen haben Bund und Länder eine Einigung erzielt. Demnach soll der Rechtsanspruch ab dem Jahr 2026 kommen. Zumindest auf dem Papier, wie die Kommunvertreter glauben. Denn sie zweifeln an der Umsetzbarkeit. Die Gründe beschreibt der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städte- und Gemeindebundes, Gerd Landsberg in seinem Editorial für die aktuelle Ausgabe der KOMMUNAL.

Die Ganztagsschule ist grundsätzlich eine gute Sache. In den nächsten Jahren wird der Ganztag an den Grundschulen räumlich, personell und organisatorisch auf ein neues Niveau gehoben. Was in anderen westlichen Ländern und in Teilen auch im Osten der Bundesrepublik längst Standard ist, soll nun ab 2026 überall in Deutschland gelten. Das ist gut für die Kinder, gut für die Eltern und in der Folge auch gut für die Wirtschaft, die die Arbeitszeit der Eltern dringend benötigt.

Nun kommt das Aber. Es ist eben nicht alles Gold, was glänzt, selbst dann nicht, wenn so viel Geld im Spiel ist. Dieses richtige politische Ziel muss jetzt schnell mit finanziellen und organisatorischen Inhalten gefüllt werden. Bund und Länder sind gefordert, die Kommunen dabei nachhaltig finanziell und organisatorisch zu unterstützen. Denn es gilt, 600.000 Betreuungsplätze zu schaffen. Das dafür benötigte Personal muss erst noch gesucht und ausgebildet werden; die dafür erforderlichen Räume um- oder gar neu gebaut werden.

Ein Rechtsanspruch auf eine Ganztagsschule auf dem Papier hilft niemandem weiter... 

Es bestehen noch viele Zweifel, ob die Fristen tatsächlich alle eingehalten werden können. Allein mit einem Rechtsanspruch auf dem Papier ist den Eltern allerdings nicht geholfen. Ohne eine Ausbildungsoffensive und viel Geld wird es nicht gehen. Wo trotz aller Anstrengungen absehbar ist, dass die Betreuungsplätze nicht planmäßig zur Verfügung stehen, muss es regelmäßige Überprüfungen zum Stand der Umsetzung und im Notfall alternative Konzepte geben. Die Politik in Bund und Ländern ist hier ein hohes Risiko eingegangen. Jetzt muss sie sich deshalb auch in der Umsetzung dauerhaft und nachhaltig engagieren.