Kleeblätter als Glücksbringer
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Glücksatlas 2025

Zufriedenheit und Glück in der Empörer-Republik

Deutschland scheint ein Land der Dauer-Empörung geworden zu sein. Kaum ein Thema, das nicht sofort Bestürzung, Betroffenheit oder moralische Empörung auslöst – ob bei Fragen des Stadtbilds, der Migration, der Energiepolitik oder der Bildung. Medien und soziale Netzwerke verstärken diesen Eindruck Tag für Tag: Alles scheint Krise, Konflikt oder Skandal zu sein. Doch der neue Glücksatlas 2025 zeichnet ein ganz anderes Bild. Eine Betrachtung von Gerd Landsberg, Ehren-Geschäftsführer des Deutschen Städte- und Gemeindebundes.

Trotz Inflation, geopolitischer Spannungen und anhaltender Krisenmeldungen sind die Menschen in Deutschland deutlich zufriedener, als viele glauben. Die Mehrheit empfindet ihr Leben als stabil, lebenswert und in vielen Bereichen verlässlich. Von allgemeiner Unzufriedenheit kann keine Rede sein.

Stadt bedeutet nicht automatisch Glück

Besonders interessant ist der Blick in die Regionen. In den ländlichen Räumen fällt die Zufriedenheit häufig höher aus als in den großen Städten – obwohl das Einkommen dort meist geringer ist. Gemeinschaft, Sicherheit, Natur und soziale Nähe wiegen schwerer als materieller Wohlstand. Die Vorstellung, dass Stadt automatisch Glück bedeutet, wird damit eindrucksvoll widerlegt.

Ostdeutsche Bundesländer: Lebensgefühl verbessert

Zudem rücken die Regionen näher zusammen: Die Unterschiede zwischen den Bundesländern werden kleiner. Während an der Spitze weiterhin Hamburg, Bayern und Rheinland-Pfalz stehen, holen Länder wie Thüringen und Brandenburg deutlich auf. Auch in Ostdeutschland hat sich das Lebensgefühl erneut verbessert. Die Lebenszufriedenheit liegt dort mittlerweile nur noch geringfügig unter dem westdeutschen Durchschnitt – ein Zeichen wachsender Normalität und Annäherung. Offenbar hat sich das Lebensgefühl vieler Menschen in den neuen Ländern stabilisiert; sie blicken realistischer, aber auch selbstbewusster auf ihre Lebensumstände. – die sogenannte Glückslücke zwischen Ost und West schrumpft weiter.

Auch auf individueller Ebene zeigt sich ein erfreuliches Bild. Fast die Hälfte der Menschen in Deutschland beschreibt sich inzwischen als sehr zufrieden – so viele wie seit Jahren nicht mehr. Nur eine kleine Minderheit ist unzufrieden, deutlich weniger als noch während der Pandemie.

Weniger Zufriedenheit beim Einkommen

Ein Widerspruch zeigt sich allerdings beim Einkommen: Hier sind die Zufriedenheitswerte erstmals seit mehreren Jahren leicht gesunken, vor allem bei Menschen mit niedrigeren Einkommen. Gleichzeitig sind die Deutschen mit Arbeit, Familie und Freizeit wieder deutlich zufriedener als in den Krisenjahren. Immer mehr Beschäftigte nutzen flexible Arbeitsformen wie Homeoffice und erleben dadurch mehr Freiheit und Selbstbestimmung.

Deutschland weniger zerrissen als Empörungswellen glauben lassen

Auffällig ist auch: Die Menschen fühlen heute stärker – sowohl positive als auch negative Emotionen. Viele erleben häufiger Glücksmomente, berichten aber auch von mehr Ärger oder Sorge. Die Deutschen nehmen ihr Leben emotional intensiver wahr – was zeigt, dass sie sich ihrer Lebenslage bewusster geworden sind.

Deutschland ist also weit weniger zerrissen, als es die täglichen Empörungswellen vermuten lassen. Die Stimmung ist bei weitem nicht so schlecht, wie sie oft herbeigeredet wird. Die Menschen sind gelassener und zufriedener, als viele in der Politik glauben.

Mein Fazit: Wir brauchen deshalb weniger Aufgeregtheit, mehr Sachlichkeit – und vor allem mehr Zuversicht.

Zu den Ergebnissen des aktuellen Glücksatlas 2025.