Dem Einfallsreichtum sind keine Grenzen gesetzt, wenn es darum geht noch ein weiteres Liebesschloss anzubringen. ©macfromlondon/123rf

Hassobjekt Liebesschlösser

Für die Einen sind sie der Beweis großer Liebe, für die anderen ein Tagesordnungspunkt bei der Stadtratssitzungen. Der Trend der Liebesschlösser greift von seinen Hot Spots in Köln und Paris auf alle Kommunen über. Werden unsere Brücken verrosten? Können Kommunen so den Tourismus ankurbeln? Vor- und Nachteile und was man tun kann, zeigen einige Praxisbeispiele.

Immer mehr Menschen finden Gefallen daran, ihrer Liebe durch Liebesschlösser Ausdruck zu verleihen. Sie gravieren Namen oder Initialen in die Schlösser ein, machen sie an einem öffentlichen Ort fest und schmeißen den Schlüssel weg - bevorzugt ins Wasser. Deshalb eignen sich Brücken besonders gut für den Brauch. In vielen Kommunen ist man darüber besorgt. Die Statik der Geländer könne beeinträchtigt werden oder der Korrosionsschutz beschädigt. Einige empfinden die Schlösser schlicht als unästhetisch und den häufig denkmalgeschützten Brücken nicht angemessen.

Was Kommunen gegen Liebesschlösser tun

In Rom ist bereits eine Straßenlaterne unter dem Gewicht der Schlösser umgefallen, in Paris ist ein Segment des Brückengeländers der Pont des Arts zusammengebrochen. Städte, die die Liebesschlösser verbannen wollen, reagieren unterschiedlich. In Berlin und Venedig zum Beispiel wird für das Anbringen von Liebesschlössern eine Geldstrafe fällig. Während sich die Stadt Berlin mit 35 Euro begnügt, kostet der Liebesbeweis in Venedig 3.000 Euro. Weniger drastisch gehen andere Städte vor, die die Schlösser in regelmäßigen Abständen mit Bolzenschneidern entfernen. Das geschieht unter anderem am Fernsehturm in Stuttgart, in Leipzig und Plauen. Die Stadt Leipzig lagert die Schlösser ein und gibt sie auf Anfrage an die Besitzer zurück. Die Stadt Plauen verschrottet sie dagegen mit dem Hinweis, ohne den Schlüssel seien die Schlösser unbrauchbar.

Die Pont des Arts konnte der Last der Liebesschlösser nicht mehr standhalten. Nun sind die Schlösser dort verboten. ©macfromlondon/123rf

Abgesehen von den Bedenken, können schöne Standorte für die Liebesschlösser allerdings auch zu einem Faktor für den Tourismus in einer Kommune werden. Auf mehreren Reiseportalen gab es zu diesem Valentinstag Listen der schönsten Plätze für Liebesschlösser. Die Stadt Köln, die seit Jahren Zehntausende Schlösser auf der Hohenzollernbrücke duldet, ist auf diesen Listen ganz weit oben vertreten.

Die Liebesschlösser an der Hohenzollernbrücke genießen Kultstatus. ©Bjoern Wylezich/123rf

Deshalb begrüßen einige Kommunen mittlerweile den Liebesschlösser-Brauch. Die Stadt Heilbronn hat eigens für die Schlösser Gitter an der Götzenturmbrücke aufgestellt. Mittlerweile hängen dort mehr als 10.000 dieser Liebesbeweise. An Valentinstag kommt sogar ein Valentin an die Brücke und verteilt Rosen. Ähnlich handhabt es auch das thüringische Worbis. Hier stehen die Zäune unweit eines Glücksbrunnens in den die Schlüssel geworfen werden können. Die Stadt Heidelberg, der die Liebesschlösser an der Alten Brücke ein Dorn im Auge waren, hat sich eine kreative Lösung überlegt. Die Stadt hat neben dem Ufer nahe der Brücke einen großen Stein mit Metallösen angebracht. Auf den Stein ist das Eichendorff-Gedicht "Der Blick" eingraviert und Liebesschlösser sind dort herzlich willkommen. Die Stadt ist mit der Aktion sehr zufrieden. Der Liebesstein erfreut sich großer Beliebtheit und die Alte Brücke wird nur noch selten von Liebesschlössern heimgesucht.

Der Heidelberger Liebesstein am Neckar-Ufer ©Heidelberg Marketing GmbH

Der Brauch kommt vermutlich aus Florenz. Dort haben Absolventen der Sanitätsakademie die Vorhängeschlösser ihrer Spinde an die Brücke Ponte Vecchio gehängt, um das Ende ihres Studiums zu feiern. An der Milvischen Brücke in Rom sollen Verliebte den Brauch übernommen haben.