Studie
So wirken sich hybride Ratssitzungen aus
Studie zu hybriden kommunalen Sitzungen: Die Ergebnisse!
Die Verfasser haben deshalb untersucht, ob und wie sich hybride kommunale Gremiensitzungen verändern. Insbesondere sind sie den Themen Sitzungskultur und Sitzungsdynamik nachgegangen.
Die Untersuchungsergebnisse in Auszügen: Die Zuschaltung per Video führte zu einer höheren Sitzungsdisziplin, sachlicheren Diskussionen und verbessertem sprachlichen Ausdruck. Gleichzeitig wird durch die digitale Teilnahme eine größere Gleichberechtigung erzielt und Hierarchien zwischen den Teilnehmern abgebaut. Zudem kann die Qualität von Entscheidungen durch die häufigere Zuschaltung von Experten gesteigert werden. Das Zeitmanagement in hybriden oder digitalen Sitzungen ist nachhaltiger; aufgrund von kürzeren und stringenteren Sitzungen wird effizienter gearbeitet. Gleichwohl war festzustellen, dass sich digital zugeschaltete Personen in der laufenden Debatte weniger beteiligen und in der Regel eine Zuhörerrolle einnehmen.
Zur Sitzungsdynamik wird regelmäßig der Umstand problematisiert, dass der einfache Zwischenruf, das Applaudieren und Unmutsbekundungen durch die digitale Zuschaltung nicht mehr in gleicher Weise möglich sind. Da in der digitalen Welt die spontane Kommunikation ausgebremst wird, nimmt folglich auch die Dynamik in Form der Interaktion ab, zumal die Wartezeiten auf den entsprechenden Gegenbeitrag die emotionale Reaktion vermindern.

Die Ergebnisse der Untersuchungen machen weiterhin deutlich, dass – positive wie negative – Veränderungen stark von der technischen und organisatorischen Umsetzung der Hybridsitzungen in den Kommunen abhängen. Je nach vorhandener Ausstattung und Moderation kann eine Sitzung für die zugeschalteten Mitglieder unterschiedlich gut verfolgt werden. Ein organisatorischer und personeller Mehraufwand ergibt sich vor allem auch durch die Bereitstellung, Einrichtung und Bedienung der Technik sowie für die Sitzungsleitung.
Was bedeutet das konkret für Kommunen?
Die Verfasser sind überzeugt davon, dass die digitalen Formen kommunaler Gremienarbeit ausgebaut werden müssen, um Partizipation und Attraktivität des kommunalen Ehrenamtes zu erhöhen. Die Sitzungsleitung ist zentrale Schlüsselposition für die digitalen und die präsenten Teilnehmer. Diese muss zwingend qualifiziert und personell unterstützt werden. Auch unabhängig von hybriden Sitzungen muss untersucht werden, ob die Sitzungsleitung professionalisiert werden muss.
Darüber hinaus muss die Ausstattung der Sitzungsräume mit Kameras und Mikrofonen erfolgen und diese Technik während de r Sitzung hinreichend betreut werden. Durch interaktive Elemente, wie der Chat oder Break-Out-Rooms, wird die Beteiligung der Zugeschalteten erhöht. In den Kommunen sollte – neben bestehenden Geschäftsordnungen - Verhaltens- und Kommunikationsregeln für hybride Gremienarbeit vereinbart werden.
Hybride Sitzung: Werden schlechtere Entscheidungen getroffen?
Nachgewiesen werden konnte, dass in hybriden Sitzungen keine anderen oder „schlechteren“ Entscheidungen als in einer analogen Zusammenkunft getroffen werden. Vielmehr wird Disziplin gesteigert, die Sitzungen effektiver. Darüber hinaus sind die Formate auch unter dem Blickwinkel von dringend notwendiger Partizipation und Verstärkung der Öffentlichkeit ein Gewinn. Durch die Etablierung digitaler Formate wird das Öffentlichkeitsgebot gestärkt und die Bürgerbeteiligung erhöht, da ohne großen Aufwand ein Sitzungsstreaming zusätzlich zu der hybriden Sitzung angeboten werden kann. Um auch jüngere Personen für ein kommunales Ehrenamt zu begeistern, sind Digitalisierungsfortschritte wichtiger Bestandteil moderner und attraktiver Ratsarbeit.
Die Verfasser des Gastartikels von der Hochschule Harz:


