Ideen gegen den Lehrermangel?
Lehrermangel: Verschiedene Lösungen bringen kaum Erfolg
Lösungsvorschläge gab es bislang viele:
- Viele Länder versuchen, die Attraktivität des Lehrerberufs und damit die Zahl der Lehramtsstudenten zu erhöhen, indem Lehrer verbeamtet werden. Die einzigen beiden Bundesländer, die hier noch hinterher hinken, sind Sachsen und Berlin
- Es wurde versucht, Lehrer von Schularten mit Bewerberüberhang abzuwerben. Zum Beispiel Gymnasiallehrer für die Grundschule. Dennoch blieb der Erfolg aus. Was unter anderem auch daran liegt, dass die Gymnasiallehrer mehr Geld verdienen als Kollegen an Grundschulen. Außerdem werden sie fachorientiert ausgebildet und haben kaum Erfahrung mit kleinen Kindern
- Doch um die Bezahlung von Grundschullehrkräften um eine Gehaltsstufe aufzustocken, kämen allein auf das Land Nordrhein-Westfalen Kosten in Höhe von 600 Millionen Euro hinzu, was angesichts der dort vorhandenen Staatsverschuldung schwierig umzusetzen ist
- Weil der Lehrermangel in Problembezirken am höchsten ist, könnte Lehrern in Zukunft systematisch vorgeschrieben werden, an welcher Schule oder in welcher Stadt sie unterrichten müssen. Doch die Gefahr, dass sich dann immer weniger Interessenten für das Studium entscheiden, ist zu hoch
- Sogar Pensionäre wurden angeschrieben, um wieder an den Schulen zu unterrichten. Doch das kommt für viele nicht mehr in Frage
----> DIE Lösung gegen Lehrermangel gibt es nicht. In Berlin gibt es einen Studiengang für Quereinsteiger, die Lehrer werden wollen Obwohl sich viele Eltern über einen Qualitätsverlust sorgen, wenn immer mehr Quer- und Seiteneinsteiger in den Lehrerberuf strömen, können die Schulen nicht auf die Arbeitskräfte verzichten. Weil das Lehrerstudium aber zu lange dauert, hat die Freie Universität in Berlin einen Mittelweg gefunden. Sie bietet einen Master-Studiengang für Quereinsteiger an. Sodass rund 30 Studierende im sogenannten „Q-Master“ Didaktik und Erziehungswissenschaften lernen und so fit für den Lehrerberuf werden können. Bisher mussten Quereinsteiger in Berlin direkt ins Referendariat starten – häufig ohne pädagogische Vorbildung. Der „Q-Master“ soll das nun ändern und steht damit für eine qualitative Verbesserung des Unterrichts.
Lehrermangel? Der Deutsche Lehrerverband gibt Tipps für Kommunen
Doch was sagt der Lehrerverband zu Ideen, wie die des „Q-Masters“? Heinz Peter Meidinger: „Studiengänge wie der „Q-Master“ fördern eine bessere Qualifizierung. Dennoch können sie eine grundständige Lehramtsausbildung leider nicht ersetzen. Denn im Lehramtsstudium und im Referendariat lernen angehende Lehrer, wie sie schwierige Themen einfach erklären können, wie sie Wissensstände bei Schülern diagnostizieren, individuell fördern und was sie tun müssen, wenn ein Schüler Lernblockaden hat. Der Deutsche Lehrerverband appelliert deshalb an die Bundesländer, den Lehrerberuf attraktiver zu gestalten. Eine tragende Rolle spielen außerdem die Universitäten, die mehr Studienplätze anbieten müssten. Denn der hohe Numerus Clausus an manchen Universitäten verhindert, dass Interessenten auf Lehramt studieren können, obwohl es einen chronischen Lehrermangel gibt! Im Alltag sind es jedoch die Kommunen, die es als erste spüren, wenn unzufriedene Eltern aus dem Ort wegziehen, weil die Schüler entsetzlich lange Schulwege haben, auf dem Zeugnis Lücken auftauchen, weil der Unterricht nicht stattfindet und die Schüler keine Instrumente mehr lernen können. Deshalb müssen auch die Kommunen einen Weg finden, sich in die aktuelle Debatte einzubringen - auch wenn ihr Einfluss sehr beschränkt ist. Sie könnten außerdem in Schulen kommunaler Trägerschaft darauf achten, dass sich die Qualitätsstandards nicht verschlechtern, indem bei der Einstellung von Lehrern darauf geachtet wird, dass ein entsprechendes Fachstudium vorhanden ist und darüber hinaus Programme angeboten werden, mit denen sich Quereinsteiger weiterbilden können. Sie sollten die Stellen auch überregional ausschreiben, und die Vorzüge der Region hervorheben, sodass sich Lehrer aus anderen Bundesländern, die noch keine Stelle haben, für den Job bewerben können – und das auch wollen.“
Mecklenburg-Vorpommern hängt Plakate auf, um dem Lehrermangel zu trotzen
Genau das hat Mecklenburg-Vorpommern gerade vor: Mit einer Werbekampagne versucht das Land den Standort für potenzielle Lehrer attraktiver zu gestalten. Auf einem Plakat steht ein blonder Junge und hält ein Surfbrett in der Hand, während neben seinem Kopf der Slogan: „Sei mein Lehrer, wenn du Seen und Meer willst“ prangt. Auf einem anderen Plakat versucht Mecklenburg-Vorpommern die Vorzüge des Standortes hervorzuheben: "Lehrer werden in Mecklenburg-Vorpommern verbeamtet, unterrichten in moderneren Schulen, haben mehr Chancen im Schuldienst und ganz wichtig: unterrichten direkt in einem Urlaubsland." Ob die Idee fruchtet, wird sich wohl erst in Zukunft zeigen. Klar ist jedoch, dass solche Werbekampagnen nicht nur von anderen Bundesländern, sondern auch Städten und Gemeinden gestartet werden können. Denn jeder Ort bietet seine eigenen Vorteile. Wenn es nach Meidinger gehen würde, sollte in Zukunft eine überregionale Jobbörse für Lehrer, also ein bundesweites Lehrerportal entstehen, mit der angehende Lehrer sofort erkennen können, wo dringend Personalbedarf besteht und wo nicht. Dieses Lehrerportal sollen auch Länder und Kommunen für Stellenangebote nutzen…