Gesundheitsämter kämpfen massiv mit Personalproblemen
Gesundheitsämter kämpfen massiv mit Personalproblemen

Lücken beim Test

Corona-Umfrage: Gesundheitsämter massiv unterbesetzt

In zwei von drei Gesundheitsämtern fehlt Personal. Das ist das erschreckende Ergebnis einer Umfrage des WDR unter den 54 Gesundheitsämtern in NRW. Die Detailsergebnisse zeigen, wie unterschiedlich die Gesundheitsämter mit der Pandemie umgehen.

Die Gesundheitsämter sollen eigentlich laut Empfehlung des Robert-Koch-Instituts alle Personen, die länger als 15 Minuten Kontakt zu Corona-Infizierten hatten, auf das Virus testen. Das passiert jedoch laut der WDR Umfrage nur in jedem dritten Gesundheitsamt. Der Hauptgrund: Es fehlt Personal. Viele Gesundheitsämter bieten die Tests zwar an, testen häufig aber nur bei Symptomen oder nach Einzelfallentschiedungen. Das Ergebnis: Ein Großteil der Kontaktpersonen von Corona-Infizierten bleibt zumindest in NRW ungetestet. Zwar wurden nur die 54 Gesundheitsämter in NRW für die Umfrage erfasst - aufgrund der Struktur des Landes mit vielen Großstädten dürfte die Ausstattung der Gesundheitsämter hier aber theoretisch besser sein, als bei vielen Gesundheitsämtern in ländlichen Regionen. 

Deshalb sieht die Bewerberzahl ganz schlecht aus"

Der Leiter des Dortmunder Gesundheitsamtes, Frank Renken zur schlechten Bezahlung in Gesundheitsämtern

Gesundheitsämter haben zahlreiche unbesetzte Ärztestellen 

Ein Grund für den Mangel an Tests der Gesundheitsämter: In vielen Behörden sind Ärztestellen unbesetzt. Laut der Umfrage sind in zwei von drei Gesundheitsämtern aktuell Stellen von Ärzten nicht besetzt. Das hängt wohl vor allem mit der Bezahlung zusammen. Denn die Ärzte werden im öffentlichen Gesundheitssystem deutlich schlechter bezahlt, als etwa in Krankenhäusern. So zitiert der WDR Den Leiter des Gesundheitsamtes in Dortmund, Frank Renken, mit den Worten: "Deshalb sieht die Bewerberzahl ganz schlecht aus". 

Um die Kontaktverfolgung zu gewährleisten setzen viele Gesundheitsämter daher auf Mitarbeiter aus anderen Bereichen der Verwaltung. Was jedoch dazu führt, dass andere kommunale Aufgaben liegenbleiben. Etliche Städte sagen der Umfrage zufolge auch (eine genau Zahl hat der WDR hier nicht genannt), sie seien an der Belastungsgrenze oder schon ein Stück darüber hinaus. 

Umfrage widerspricht anderen Berichten

Erst vor wenigen Tagen hatten Städtetag und Landkreistag gemeldet, die Personalausstattung der Ämter sei besser als ihr Ruf. "Gefordert, aber nicht überfordert sind die deutschen Gesundheitsämter", so der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städtetages Dedy vor zwei Wochen. Sie hatten eine Umfrage erstellt, wonach in jedem Gesundheitsamt in Deutschland im Durchschnitt knapp 10 Stellen besetzt sind. Insgesamt 2900 von 3300 Planstellen. Trotzdem sahen aber auch die beiden Kommunalverbände die Notwendigkeit, auf Dauer mehr Personal einzustellen und forderten entsprechende Hilfen vom Bund. 

Situation könnte sich weiter verschärfen - mehr Digitalisierung gefordert 

Aktuell dürfte sich die Zahl der benötigten Stellen weiter erhöht haben. Denn die von Gesundheitsminister Spahn verordnete Testpflicht für Reiserückkehrer aus Risikoländern dürfte die Gesundheitsämter vor zusätzliche Belastungen stellen.

Aktuell fordert daher auch der Städte- und Gemeindebund mehr Geld von Bund und Ländern. Ihr Hauptgeschäftsführer Gerd Landsberg sagte KOMMUNAL: "Der in diesen Tagen vereinbarte Pakt für den öffentlichen Gesundheitsdienst muss zu einer nachhaltigen Stärkung und Digitalisierung der Gesundheitsämter führen. Wir wollen zwar kein Bundesgesundheitsamt, brauchen aber die Hilfe von Bund und Ländern um diese Strukturen zu ertüchtigen".

In Bezug auf die Corona-Warn-App mahnt Landsberg an, diese nun auch konsequenter zu nutzen. "Es sollte nun sehr schnell auch die Möglichkeit eröffnet werden, die Corona App noch umfassender zur Pandemiebekämpfung zu nutzen. Über 17 Millionen Menschen haben diese App runtergeladen. Also sollte man mögliche Zusatzmodalitäten prüfen, wie etwa Nutzung zur Testerfassung und direkten Übermittlung der Ergebnisse auf digitalem Weg", so der Städte- und Gemeindebund.