Probewohnen: Marburg mietet Wohnungen für Obdachlose
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Projekt in Marburg

Stadt bietet Probewohnen für Obdachlose

Auf dem hart umkämpften Wohnungsmarkt haben es Obdachlose schwerer als andere, eine Wohnung zu finden. Deshalb will die Universitätsstadt Marburg die Betroffenen gezielt unterstützen und mietet Wohnungen für sie. Damit verfolgt die Stadt ein bestimmtes Ziel.

In Marburg gibt es aktuell 50 Obdachlose. Um sie von der Straße zu holen und ihnen eine dauerhafte Bleibe zur Verfügung zu stellen, mietet die Stadt den Betroffenen für ein Jahr eine Wohnung und übernimmt die Mietkosten.

Mit dem sogenannten "Probewohnen"-Projekt will Marburg einerseits den Übergang von der Straße zum festen Wohnsitz erleichtern und die Obdachlosen andererseits in ein reguläres Mietverhätlnis bringen.

Für das Projekt "Probewohnen" kooperiert Marburg mit sozialen Trägern

Um das Projekt "Probewohnen" zu realisieren, arbeitet die Stadt mit den Wohnungsbaugesellschaften und freien Trägern der Wohnungslosenhilfe zusammen. Und tatsächlich konnte Marburg bereits erste Erfolge erzielen: Denn im Sommer hat der erste Probewohnende bereits einen regulären Mietvertrag unterschrieben. Die Stadt rechnet in Zukunft mit weiteren erfolgreichen Durchgängen.

Der Sozialarbeiter Kenneth Verhaal empfindet die Zusammenarbeit mit den Obdachlosen als sehr angenehm: "Was mir aufgefallen ist, ist, dass ich in eine Wohnung reingekommen bin, die einfach tip top in Ordnung ist und wohnlich ist und jemanden vorgefunden habe, der einfach normal gewohnt hat."

Doch: "Mit der Bereitstelleung einer Wohnung ist es nicht getan", erklärt Thomas Spies, der Oberbürgermeister der Stadt. "Menschen, die längere Zeit auf der Straße und ohne festen Wohnsitz gelebt haben, müssen oft erst dafür gewonnen werden, dass sie Hilfe wollen und annehmen können. Die Herausforderung an die Umstellung, eine eigene Wohnung zu haben, ist riesig", betont er. Genau deshalb bekommen die Obdachlosen einen Sozialarbeiter an ihre Seite gestellt, der ihnen beim Ausfüllen von Anträgen hilft.

Welchen Schutz haben Vermieter?

Die Universitätsstadt hofft darauf, dass in Zukunft auch private Vermieter Wohnungen anbieten. Um eventuelle Bedenken aus dem Weg zu räumen, steht die Stadt als Ansprechpartner und unterstützende Begleitung für Mieter und Vermieter zur Verfügung. Selbst bei Problemen, die nach der Zeit des Probewohnens entstehen, können sich Mieter und Vermieter an sie wenden.

Hinzu kommt, dass das Probewohnen kein reguläres Mietverhältnis ist. "Es handelt sich dabei um ein öffentlich-rechtliches Nutzungsverhältnis", erklärt Matthias Knoche, der Abteilungsleiter der Wohnungsverwaltung der Gemeinnützigen Wohnungsbau GmbH (GeWoBau). Sollte es zu unlösbaren Problemen kommen und die Situation für die Hausgemeinschaft und die Vermieter nicht mehr tragbar sein oder sich der Probewohnende gegen das Angebot entscheiden, kann es leichter abgebrochen werden.

Fest steht auf jeden Fall, dass nicht alle Obdachlose für das Projekt in Frage kommen: Wer zum Beispiel psychische Probleme hat, muss zuallererst an diesen arbeiten und sollte in dieser Situation nicht alleine wohnen, erklärt ein Mitarbeiter vom Fachbereich Arbeit, Soziales und Wohnen.

Und was ist mit den Kosten des Probewohnen-Projekts?

Laut Angaben der Stadt sind die Investitionen für die Wohnungen für den kurzen Zeitraum gering. Zudem würden sie sich langfristig für die Allgemeinheit "rechnen". Denn nur mit einem festen Wohnsitz können Menschen auch eine Arbeit bekommen. Unterm Strich kann die eigene Wohnung also die Lebenssituation der Obdachlosen verbessern und stabiliseren.

Probewohnen in Marburg für Obdachlose
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Auch von Njema Drammeh