Innenstadt Brilon Einkaufsstraße
Die Innenstadt Brilon zieht an einem verkaufsoffenen Sonntag viele Besucher an.
© BWT Brilon Wirtschafts- und Tourimus GmbH

Stadtentwicklung

Brilon misst die Besucherfrequenz in Innenstadt

Die 27.500 Einwohner-Stadt im Sauerland will herausfinden, wie viele Passanten in welche Richtung unterwegs sind. Oliver Dülme, Geschäftsführer der Brilon Wirtschaft- und Tourismusgesellschaft, erläutert im KOMMUNAL-Gastbeitrag, was sich die Kommune davon verspricht.

Brilon im Hochsauerlandkreis NRW, versteht sich als attraktiver Wirtschaftsstandort im Grünen. Eine starke mittelständische Wirtschaft und zahlreiche inhabergeführte Familienunternehmen prägen den Wirtschaftsstandort. Natürlich spielt im Sauerland auch der Tourismus eine wichtige Rolle. Aktuell zählt unsere Stadt etwa 250.000 Übernachtungen in Betrieben mit mehr als zehn Betten. Hinzu kommen noch einmal so viele in kleineren Betrieben wie Ferienwohnungen sowie zahlreiche Tagestouristen. Brilon versteht sich darüber hinaus als die „Einkaufsstadt im östlichen Sauerland“. Rund um das historische Rathaus, erbaut im 13 Jahrhundert, dem Marktplatz und der Fußgängerzone in der Briloner Bahnhofstraße haben sich zumeist kleinere inhabergeführte Einzelhandelsgeschäfte niedergelassen.

Stadt einigt sich auf Messung von Passantenströmen

Wenige Filialisten ergänzen das Sortiment des Briloner Einzelhandels. Der sehr aktive Briloner Gewerbeverein „Prima Brilon“ richtet im Jahr vier traditionelle verkaufsoffene Sonntage und ein Mitternachtsshopping aus. Diese Events waren und sind Publikumsmagneten und durchaus ein Argument für Einzelhändler, sich mit dem Standort Brilon zu beschäftigen. Doch leider macht die allgemeine Entwicklung auch vor Brilon nicht halt und so ist die Anzahl an Einzelhändler insgesamt rückläufig. Viele Akteure in Brilon beschäftigen sich mit dem Themenkomplex „Innenstadt“ und haben das Ziel, diese attraktiv zu gestalten. Die Wirtschaftsförderung und ein heimischer Immobilienmakler besuchten 2019 eine Veranstaltung zum Thema Innenstadt in Dortmund. Dort wurden Systeme zur Passantenfrequenz-Messung vorgestellt. Da gerade für kleinere Städte wenig belastbare Daten und Statistiken vorliegen, waren wir uns sich in Absprache mit einem heimischen Kreditinstitut sofort einig, dass es Sinn macht, die Passantenfrequenzen in Brilon an zwei Standorten zu messen und somit ein Argument für die Händlergewinnung von außen zu haben.

Lasercanner an Häuserfassaden

Gestartet wurde die Messung in Brilon im Dezember 2019. Wir entschieden uns für einen Anbieter, der 24 Stunden am Tag, 365 Tage im Jahr die Anzahl der Menschen, die eine gedachte Linie überschreiten, misst. Die an Häuserfassaden angebrachten Laserscanner erzeugen hierfür einen vierfachen Lichtvorhang zur sicheren Passantenfrequenz-Zählung. Damit kann der Zähler nicht nur verschiedene Zonen unterscheiden, sondern auch die Laufrichtungen der Passanten bestimmen. Leider sind die Jahre 2020 und 2021 auf Grund der Coronapandemie keine repräsentativen Jahre. Daraus folgt, dass die bisherigen Ergebnisse sicherlich keine Allgemeingültigkeit besitzen. Dennoch können wir erste wichtige Erkenntnisse gewinnen.

Samstagvormittag  mit den meisten Besuchern

Allgemein kann festgestellt werden, dass auch in der Mittelstadt Brilon der Samstagvormittag die Zeit ist, zu der in der Regel die meisten Menschen die Innenstadt aufsuchen. Die Wochentage sind relativ konstant, wobei am Mittwochvormittag als Markttag und am Freitagnachmittag noch einmal regelmäßig höhere Zahlen festgestellt werden können

Durch Corona sind die Frequenzzahlen natürlich als Folge der Lockdowns zurück gegangen. Es ist bei den alltäglichen Messungen jedoch deutlich erkennbar, dass sofort nach Ende der jeweiligen Lockdowns die Passanten-Zahlen wieder deutlich angestiegen sind und nach wenigen Tagen wieder das vorherige Niveau erreicht haben. Vor allem in den Sommermonaten besuchten viele Menschen die Innenstadt. Hier lässt sich ein klarer Bezug zum Tourismus herstellen, da in dieser Zeit auch die Übernachtungszahlen hoch waren. Ein wichtiges Argument für weitere städtische Investitionen in die Tourismusinfrastruktur.

Veranstaltungen locken Menschen in Innenstadt

Konkrete Besucherzahlen bei verkaufsoffenen Sonntagen lagen bisher nicht vor. Bei den Veranstaltungen oder sonstigen Aktionen in der Innenstadt, die in den letzten zwei Jahren durchgeführt werden konnten, konnten die gestiegenen Passanten-Zahlen durch den Vergleich mit Tagen ohne Veranstaltung eindeutig ermittelt werden. Hier erhoffen wir uns in der Zukunft noch eine deutlich bessere Aussagekraft. Natürlich lassen sich auch negative Entwicklungen feststellen. So lagen die Frequenzen in den Monaten Januar und Februar 2022 deutlich unter den bisher gemessen Durchschnittszahlen.

Laufrichtung und Körpergröße

Doch seit Anfang März ist eine erfreuliche Verbesserung festzustellen.  Die Zahlen sind auch immer hilfreich bei der Diskussion mit Eigentümern, Mietern und der Politik. Vermutungen und subjektive Empfindungen können durch objektive Zahlen belegt oder widerlegt werden. Dadurch, dass in Brilon an zwei Standorten in der Bahnhofsstraße gemessen wird, können diese Standorte untereinander verglichen werden. Ein Vergleich über das Betreiberportal mit anderen Städten ist für uns weniger relevant, da wenig Städte in der Größenordnung Brilons dort vertreten sind. Interessanter ist da schon die Erfassung der Laufrichtung und der Verteilung zwischen Kindern und Erwachsenen über die Körpergröße.

Aus Sicht der Stadt Brilon war die Installation einer Passantenfrequenz-Messanlage eine sinnvolle Investition. Erstmals liegen belastbare Zahlen vor, an denen sich Entwicklungen und vermutete Effekte belegen lassen. Vor allem im Gespräch mit städtischen Akteuren sowie Akteuren aus der Innenstadt sind diese Daten sehr hilfreich.

Oliver Dülme, ist Geschäftsführer der Brilon Wirtschaft und Tourismus GmbH, Wirtschaftsförderer und Vorstandsmitglied im Gewerbeverein.