Kerstin Hoppe beim Fährfest 2016. ©Gemeinde Schwielowsee

Interview: "Sport hat mir Stärke gegeben"

Als sie vor vierzehn Jahren Bürgermeisterin wurde, entstand ihre Kommune Schwielowsee gerade erst aus drei zuvor eigenständigen Gemeinden. Kerstin Hoppe hat sich zum Ziel gesetzt ein Gemeinschaftsgefühl wachsen zu lassen. Das erreicht die 51-Jährige nicht zuletzt durch den Sport.

KOMMUNAL: Wie ist Ihre Kommune mit Sport verbunden? Kerstin Hoppe: Als Urlaubs- und Erholungsort haben wir natürlich ein breites Angebot. Seit dem letzten Jahr organisiert die Nachbarstadt Werder (Havel) OT Petzow eine 24-Stunden-100 Kilometer-Wanderung bei der wir mitmachen. Im letzten Jahr war die Wanderung nach einer Woche komplett ausgebucht und in diesem Jahr hat es nur wenige Tage gedauert. Idee ist es die Gegend auch mal als Wanderregion anzubieten. Dann gibt es einmal im Jahr einen Fahrradsonntag, den wir komplett aus dem Rathaus organisieren mit einem Budget von 4.000 Euro. Es gibt drei Routen um den See, die gewöhnlich 2.000 bis 3.000 Radfahrer befahren. Außerdem haben wir ein Fährfest mit allen möglichen Angeboten in und um das Wasser. Bei allen Veranstaltungen haben wir immer großen Rückhalt durch die Einwohner, die tatkräftig mithelfen.

Kerstin Hoppe ist Burgermeisterin von Schwielowsee, Beisitzerin im CDU-Landesvorstand Brandenburg und Stellvertretende Bundesvorsitzende der Kommunalpolitischen Vereinigung der CDU/CSU. ©Rebecca Piron

KOMMUNAL: Nehmen Sie als Bürgermeisterin an den Veranstaltungen teil? Kerstin Hoppe: Ich nehme an allen Veranstaltungen teil. Beim Fahrradsonntag fahre ich gewöhnlich voraus bis sich die Gruppe verteilt. Und das Fährfest eröffne ich mit einer Wasserski-Show. Als ich 50 wurde, wollte ich aufhören. 50 und Wasserski – das geht nicht, dachte ich. Aber der Präsident des Wasserski-Vereins hat mich überredet. Meine Show-Einlage würde seit dem ersten Fest dazu gehören. Ohne ginge es nicht. Auch bei der Wanderung laufe ich die 50-Kilometer-Strecke mit. Und beim Caputher Neujahrslauf zwei Mal fünf Kilometer um den Caputher See bin ich traditionell dabei. KOMMUNAL: In wieweit hilft das beim Zusammenwachsen Ihrer Kommune? Kerstin Hoppe: Sportliche Betätigung verbindet. Das ist natürlich auch bei sportlichen Veranstaltungen im Ort so. Besonders bei den Veranstaltungen, die wir hier organisieren. Laufen, Fahrrad fahren, wandern – das macht man in der Gruppe und abseits des Alltags. Das bietet die Möglichkeit zur Begegnung. Dazu kommt der gemeinsame Erfolg solche gut besuchten Veranstaltungen zu organisieren. Die Helfer sind stolz auf ihre Angebote und die Rückmeldung der Teilnehmer ist durchweg positiv. Das gibt viel Kraft. Auch deshalb ist der Zusammenhalt zwischen unseren Ortsteilen mittlerweile so stark. KOMMUNAL: Gibt es neben den Veranstaltungen Bemühungen rund um den Sport? Kerstin Hoppe: Ganz neu bei uns sind die Nextbike-Stationen. In jedem Ortsteil haben wir eine Station an der man Fahrräder leihen kann. Wir sind die einzige kleine Kommune, die in jedem Ortsteil eine Station hat. Ich habe das Konzept beim bundesweiten Radverkehrskongress in Potsdam gesehen und war sicher, dass das eine gute Idee für Schwielowsee ist. Und wenn ich von einer Sache überzeugt bin, dann lasse ich mich nicht davon abbringen. Die 22 Gemeindevertreter waren teilweise skeptisch, dass Leihfahrräder in einer kleinen Gemeinde wie der unseren angenommen werden. Doch jetzt sind sie stolz auf die Radstationen. In den ersten acht Wochen hatten wir bereits pro Station 34 Ausleihen. Und es war klar, dass jeder Ortsteil eine Station haben muss. Ich denke Schwielowsee immer als Ganzes.

Die Nextbike-Stationen regen zu mehr Sport an. ©Rebecca Piron

KOMMUNAL: Seit 2010 sind Caputh und Ferch, seit 2012 auch Geltow staatlich anerkannte Erholungsorte. Wie haben Sie das geschafft? Kerstin Hoppe: Das war ein sehr langer, steiniger Weg, aber wir haben das Ziel nie aus den Augen verloren. Zunächst muss ein Erholungsortentwicklungskonzept erstellt werden. Um staatlich anerkannt zu werden, müssen viele Auflagen erfüllt werden. Man braucht ein touristisches Wegeleitsystem, ein breites kulturelles Angebot, Übernachtungsanbieter unterschiedlicher Klassifizierungen, Gesundheitsangebote und vieles mehr. Wir mussten eine Internetseite und eine Broschüre erstellen. Am Anfang hatte ich keine Arbeitskräfte dafür und habe Tag und Nacht mit Ehrenamtlern gearbeitet bis ich endlich eine 30-Stunden-Kraft einstellen durfte. Für einen kleinen Ort ist das Verfahren schwer zu stemmen. Dann habe ich es leider nur mit zwei von drei Ortsteilen geschafft anerkannt zu werden. Aber wir haben immer weiter gearbeitet bis wir auch Geltow drin hatten. Schwielowsee ist Schwielowsee und es geht nicht, dass nicht die ganze Gemeinde dabei ist. KOMMUNAL: Was bedeutet Sport für Sie persönlich? Kerstin Hoppe: Ich war schon immer ein aktiver Mensch, aber wie wichtig Sport für mich ist, habe ich erst in diesem Jahr richtig herausgefunden. Im Juni bin ich einen Halbmarathon gelaufen und im Juli habe ich mit Freunden eine Alpenüberquerung von Tegernsee nach Italien mitgemacht. Das hat mich nicht zuletzt auch für die Arbeit im Rathaus stark geprägt. Ich bin viel ausgeglichener und habe eine innere Ruhe gefunden. Der Sport hat mir die Stärke gegeben mir die nötige Zeit für Entscheidungen zu lassen und auch mal einen Schritt zurück zu treten und alles nochmal zu überdenken. Das Ziel beim Sport ist aus meiner Sicht die Alltagssorgen auch mal zu vergessen. Das hält gesund und gibt eine positive Grundeinstellung.