Met ner Pappnas begraben - Revolution der Kölner Friedhöfe
Früher war die Familie für die meisten Menschen der wichtigste soziale Kontakt. Mit einer permanent steigenden Zahl von Single-Haushalten und sich über das Leben teils mehrfach verändernden Familienverhältnissen, hat sich das längst verändert. Gerade in Köln, wo Veedelsgemeinschaften, Karnevalsvereine und FC-Fangruppen einen Großteil ihrer Freizeit gemeinsam verbringen, ersetzen Interessengruppen die Familie häufig als wichtigsten Sozialkontakt. Deshalb kommt auch immer wieder der Wunsch nach gemeinsamen Bestattungen in diesen Gruppen auf, sagt ein Expertengremium, das sich derzeit mit der Zukunft der Kölner Friedhöfe beschäftigt.
Die Entwicklung ist in ganz Deutschland bekannt: Familiengräber werden aufgelöst, weil sich die klassischen Familienstrukturen im Wandel befinden, Grabpflege wird immer häufiger auf den Friedhofsbetreiber abgewälzt, weil Angehörige nicht in der gleichen Stadt leben oder aus anderen Gründen keine Zeit finden, die günstigere Urnenbestattung wird immer beliebter, weil auf Särge nur noch selten Wert gelegt wird - All das verändert die Ansprüche an einen Friedhof. Das hat man auch in der Stadt Köln mit ihren 55 Friedhöfen zu spüren bekommen. Die Flächenauslastung auf den Friedhöfen sinkt, im Jahr 2018 waren 64 Prozent der Begräbnisse Urnenbestattungen und die Tendenz steigt. Deshalb beschäftigt sich ein Expertengremium aus Bestattern, Gärtnern, Steinmetzen, Floristen, Kirchenverbänden, Friedhofsträgern und Vertretern der Stadt Köln mit der Zukunft der Friedhöfe.
Friedhöfe für Veranstaltungen nutzen?
Nach einer langer Evaluierungsphase hat das Gremium nun ein Strategiepapier vorgelegt. Die Sammelgräber für Interessensgruppen ist nur ein Punkt, der die Friedhöfe Kölns zukunftssicher machen soll. Denn bei einem sind sich die Gremiumsmitglieder einig: Kein Friedhof soll verkleinert oder gar geschlossen werden. Wohl aber möchte das Gremium die Friedhöfe für neue Nutzungen öffnen. So würden Friedhöfe in anderen Ländern als Treffpunkt selbst für Jugendliche nach der Schule genutzt. Die Gremiumsmitglieder könnten sich daher vorstellen die Friedhöfe auch als Veranstaltungsort für Konzerte, Ausstellungen, ruhige Sportveranstaltungen wie Tai Chi- oder Gymnastikkurse anzubieten.
Im nächsten Schritt soll ein öffentlicher Diskurs darüber angeregt werden, was die Kölner auf den Friedhöfen wünschen und was nicht, was sie möglich machen wollen und was ihnen zu weit geht. Dazu fordert das Expertengremium von der Politik Mittel in Höhe von 72.000 Euro für eine Bürgerbeteiligung.